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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2022

Umnutzung Dorfplatzareal im Ortsteil Alstätte in Ahaus

Anerkennung

Preisgeld: 5.000 EUR

Loth Städtebau + Stadtentwicklung

Stadtplanung / Städtebau

Peter Karle Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Der Entwurf soll mehrere, sich scheinbar widersprechende Prämissen erfüllen und miteinander verknüpfen:
1. Erhaltung des Gebäudebestands
2. Erhaltung des Baumbestands
3. Funktionierendes, zeitgemäßes Nahversorgungszentrum
4. Anbindung des Nahversorgunszentrums an die Ortsmitte
5. Baulicher Lärmschutz für die benachbarte Wohnbebauung

Entwurfsbestimmende Grundidee ist die Erhaltung, Umorganisation und Ergänzung der bestehenden Verkaufsflächen. Im Bestand werden die Flächen der beiden Discounter Aldi und KiK untergebracht, im Neubau der Vollsortimenter Edeka. Diese großflächigen Einzelhandelsflächen befinden sich im Westen und Norden des für das Nahversorgungszentrum zentralen, im Süden angeordneten Parkplatzes. Die östliche Flanke des Parkplatzes wird von zwei zweigeschossigen Gebäuden und einem überdachten Durchgang gebildet. Hier befinden sich im Erdgeschoss Flächen für Dienstleistung, Gastronomie und kleinteiligen Einzelhandel, im Ober- und im Dachgeschoss sollen Wohnungen entstehen.

Der bemerkenswert schöne Baumbestand am Dorfplatz von Alstätte bildet eine Fuge und Zäsur zwischen dem Gebäudebestand und den Neubauten. Der Baumbestand kann weitgehend erhalten werden und bildet eine Verbindung zum Grünraum an der nördlichen Rückseite des Nahversorgungszentrums. Die insgesamt U-förmige Anlage bildet einen „gebauten Lärmschutz“ für die nördlich angrenzende Wohnbebauung. Die PKW-Stellflächen im Süden, die Tiefgaragenzufahrt und die eingehauste Ver- und Entsorgung des Edeka- Marktes werden durch das Nahversorgungszentrum nach Norden abgeschirmt. Damit die verbleibende Abstands-Grünfläche im Norden nicht zum „Restraum“ wird, soll sie eine Breite von 7,50 bis 8,00 m haben, die Fassade des Edeka-Marktes eine moderate Höhe nicht überschreiten und es wird eine Fassadenbegrünung vorgeschlagen.

Die beiden Ergänzungsbauten im Osten orientieren sich in ihrer Ausrichtung, Kubatur und Erscheinung an den Bestandsgebäuden entlang der Kirchstraße und sind als bauliche Ergänzung der Architektur des Ortszentrums zu verstehen. Darüber hinaus ist die Anordnung der Fußgänger- und Radwegeverbindung zwischen Ortskern und Nahversorgungszentrum von entscheidender Wichtigkeit. Eine Aufweitung des bestehenden Fußwegs an der Einmündung zur Kirchstraße formuliert die Vorzone zum Durchgang ins Zentrum der Anlage. Hier befinden sich alle Fahrradstellplätze, die Eingänge zu einem der Wohngebäude und eine Bäckerei. Die Zugänglichkeit für die Nutzer, die Von entscheidender Bedeutung für die Anbindung des Nahversorgungszentrums an die Ortmitte von Alstätte ist die „Gelenkbebauung“ an der Kirchstraße. Die beiden „Häuser“ leisten formal den architektonischen Bezug zur Umgebung, aber es ist insbesondere der Durchgang zwischen diesen beiden Gebäuden, der eine sinnfällige Verbindung der Bewohner und Gäste der Ortsmitte zu Fuß oder mit dem Fahrrad an das Einkaufszentrum ermöglicht. vom Ortszentrum herkommen, erfolgt vornehmlich über diese Wegebeziehung. Getrennt davon erfolgt die Zufahrt für die überörtliche Kundschaft, die mit dem PKW das Nahversorgungszentrum erreicht, von der Haaksbergener Straße aus über den großen Parkplatz. Das größere der beiden Häuser orientiert sich an der Kirchstraße und markiert an der Kreuzung zur Haaksbergener Straße den Eingang zum Ortszentrum. Die Erdgeschosszone mit den Räumen für Dienstleistung, Gastronomie und kleinteiligen Einzelhandel soll dementsprechend ein zentrumnahes Angebot beherbergen.

Insgesamt bemüht sich der Entwurf darum „minimalinvasiv“ die geforderten Ziele zu erreichen. Den Gebäudebestand neu zu organisieren, aufzuwerten und weiter zu verwenden ist nicht nur ökonomisch naheliegend, sondern auch im Sinne eines ressourcenschonen Städtebaus aktuell. Die in Bestandsbauten gebundene sog. graue Energie zu erhalten, Bestehendes in eine Kreislaufwirtschaft einzubinden und an neue, strengere energetische Anforderungen anzupassen ist das Gebot der Gegenwart. Dies steht nicht im Widerspruch dazu, dass diese Bestandsgebäude auch an die geänderten Anforderungen der Marktbetreiber und die Anspüche der Kundschaft angepasst werden müssen.

Von entscheidender Bedeutung für die Anbindung des Nahversorgungszentrums an die Ortmitte von Alstätte ist die „Gelenkbebauung“ an der Kirchstraße. Die beiden „Häuser“ leisten formal den architektonischen Bezug zur Umgebung, aber es ist insbesondere der Durchgang zwischen diesen beiden Gebäuden, der eine sinnfällige Verbindung der Bewohner und Gäste der Ortsmitte zu Fuß oder mit dem Fahrrad an das Einkaufszentrum ermöglicht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Unter Einbeziehung der vorhandenen Marktgebäude und der Ergänzung mit einem weiteren Markt wird ein großer Freibereich umschlossen, der durch die gesamte Stellplatzanlage belegt wird. Während das Bestandsgebäude nachvollziehbar umstrukturiert wird, nimmt der neue Baukörper den großen Verbrauchermarkt auf, ergänzt um kleinteilige Einzelhandels- und Gastronomieangebote zur Kirchstraße. Grundsätzlich ist damit eine gute Funktionalität gegeben. Die Umlenkung des Weges von der Kirchstraße zum Innenbereich der Märkte ist in der vorgeschlagenen Weise jedoch nicht nachvollziehbar und von der Wegeführung her disfunktional. Noch dazu führt der Weg an einer Tiefgaragenrampe vorbei und ist so räumlich unattraktiv.

Die Baukörperausformulierung überzeugt nicht. Der große Flachbau erscheint trotz leicht geneigter Dachausbildungen und Gründach unsensibel im städtebaulichen Kontext. Die aufgesetzten Satteldachhäuser nehmen zwar Bezug zur dörflichen Baustruktur auf, zeigen aber insbesondere in Gebäudeknicken architektonisch problematische Ausformungen.

Den Erhalt des vorhandenen Marktgebäudes würdigt das Preisgericht, da dieser Ansatz doch einen verantwortlichen Umgang mit der vorgefundenen Bausubstanz unter dem Gesichtspunkt der Nutzung grauer Energie zeigt. Die problematische Anlieferungssituation am Thieweg wird so jedoch nicht gelöst.

Ebenso wird der Erhalt eines großen Teiles des Baumbestandes gewürdigt, wenngleich der Abstand zum Neubau sehr knapp erscheint.

Die verkehrstechnische Erschließung ist funktional gut gelöst, auch die Anordnung der Stellplätze entspricht den funktionalen Anforderungen. Die Gestaltung der Freiräume und die Übergänge zu den Eingängen der Märkte zeigen bekanntes, aber keinen Gewinn an Qualität. Die große Stellplatzanlage zeigt zur Haaksbergener Straße weder eine bauliche Fassung noch irgendeine Attraktivierung.

Der Entwurf zeigt Ansätze, die das Preisgericht ausdrücklich würdigt, kann aber in der Summe nicht überzeugen.