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Kooperativer Realisierungswettbewerb | 01/2022

Tobias-Mayer-Quartier in Esslingen am Neckar

Anerkennung / 1. Phase

Preisgeld: 2.000 EUR

Edelaar Mosayebi Inderbitzin Architekten AG ETH SIA BSA

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit besticht auf den ersten Blick durch die Einfachheit der ihr zu Grunde liegenden städtebaulichen Idee: Statt einer Überformung des Quartiers mit einer neuen städtebaulichen Figuration entscheidet sich das Verfasserteam für eine behutsame Transformation, indem sie die vorgefundenen Blockstrukturen mit den innenliegenden Gartenhöfen an der Tobis-Mayer-Straße sowie die Gebäudezeilen entlang der Palmstraße erhalten bzw. fortführen. Durch quer eingefügte Neubauten im Innenbereich der Blockrandbebauung ergibt sich eine Abfolge von drei Gartenhöfen ohne eine Trennung durch Erschließungsstraßen. Als städtebaulichen Akzent platziert das Verfasserteam ein 8-geschossiges Gebäudes im Einmündungsbereich Palmstraße/Beethovenstraße. Da sich die Parkierung in zwei Tiefgaragenspangen in den Gebäuden westlich und östlich der Palmstraße befinden, ist es möglich, die Freiflächen in den Gartenhöfen konsequent von einer Unterbauung freizuhalten. Durch eine intensive Begrünung schafft das Verfasserteam die Voraussetzungen für die ökologische Wirksamkeit dieser Flächen hinsichtlich Wasserrückhaltung, Mikroklima und Biodiversität. Leider gelingt es nicht, alle geforderten Stellplätze in den beiden Tiefgaragenspangen unterzubringen.
Das Preisgericht kritisiert, dass das Verfasserteam die Schlichtheit des städtebaulichen Grundgerüstes auch auf die Architektursprache der Neubebauung übertragen. Damit entsteht in der Wahrnehmung der Gebäude und im gesamten Quartier eine gewisse Monotonie. Verstärkt wird dieser Eindruck auch durch die Aneinanderreihung der sog. Laubenhäuser. Analog zum Städtebau weist auch diese Gebäudetypologie ein einfaches und robustes Grundgerüst auf – leider jedoch ohne architektonische Differenzierungen. Es stellt sich die Frage, ob mit dem rigiden Erscheinungsbild einer Siedlungsanlage der heute differenzierten Nachfrage entsprochen werden kann, zumal die gewählte Laubengangtypologie bei einer großen Gebäudetiefe den Handlungsspielraum bei der Grundrissgestaltung stark einengen dürfte. Der Fokussierung des Entwurfs auf optimal nutzbare Freiflächen in den privaten/halböffentlichen Quartiershöfen führt zu einem schmerzlich empfundenen Defizit an Treffpunkten im Quartier und attraktiv gestalteten Aufenthaltsflächen im öffentlichen Raum. Trotz der Qualität der Freiräume erscheint es daher fraglich, ob hier im Ergebnis ein auch sozial differenziertes Wohnquartier entstehen kann.
Die städtebaulichen Dichtewerte des Entwurfes sind der örtlichen Situation angemessen und ermöglichen eine wirtschaftliche Bebauung. Leider korrespondiert die vorgeschlagene Architektur nicht mit der Qualität und ökologische Wertigkeit der Freiräume in den Gartenhöfen.