modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 09/2022

Neugestaltung Ortszentrum Davos Dorf (CH)

Blick auf den Bahnhof Davos vom Freiraum Dorfseeli

Blick auf den Bahnhof Davos vom Freiraum Dorfseeli

3. Rang

Preisgeld: 30.000 CHF

XM Architekten GmbH

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

BĂ–E studio

Landschaftsarchitektur

Schneiter Verkehrsplanung AG

Verkehrsplanung

Aron Lorincz Ateliers

Visualisierung

Erläuterungstext

ZAUBERBERG DAVOS

Dieser Entwurf zielt die Umlegung des Bahnhofs Davos Dorf und die Neugestaltung des umliegenden Ortszentrums, und ist in wichtigen Nachhaltigkeits- und Ökologiediskursen der Gegenwart verankert. Der vorgeschlagene neue Bahnhof ist von einem strategischen Umgang mit der Schnittstelle Infrastruktur und Stadtraum geprägt. Er aktiviert das Potenzial des 6m Höhensprungs innerhalb des Areals, wobei die Perrons auf dem oberen, während die infrastrukturellen und publikumsorientierten Nutzungen darunter, auf dem unteren Stadtniveau platziert werden. Auf letzterem entsteht auch eine ebenerdige, raumkohäsive Querverbindung zwischen Stadt und Flussraum.

Alternativ zur geplanten Tiefgarage am neuen Bahnhof – wofür die gesamte Fläche des bestehenden Parks Dorfseeli ausgehoben, der wertvolle Baumbestand gefällt und der Weiher geräumt werden müsste – löst das Projekt die Parkierung auch in den Infrastruktursockel der neuen Bahnanlage integriert. So wäre sie auch umnutzungsfähig, sollte die Nachfrage nach individueller Mobilität zukünftig abnehmen, während an Gewerberaum steigen. Als weitere strategische Massnahme schlägt das Projekt, komplementär zum Stadtpark, einen zweiten grossmassstäblichen öffentlichen Freiraum zwischen dem neuen mischgenutzten Quartier am Bahnhof und dem Landwasser vor. Durch die Synthese der Themen Hochwasserschutz, Teilrenaturierung, produktive Landschaft und Förderung lokaler Ökonomie wird hier die Entstehung eines aneignungsfähigen und produktiven Raums mit informellem Charakter angestrebt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit dem Projektvorschlag Zauberberg wird der Befreiungsschlag versucht, den nördlichen und den südlichen Teil des Areals besser zu verbinden, indem die Bahn auf eine höhere Ebene gehoben wird. Richtigerweise wird durch die korrigierte Strassenführung auf der Nordseite genügend Raum vor den Geleisen geschaffen, damit die bahnhofsbezogenen Verkehrsnutzungen wie Vorfahrten, Taxi und vor allem die Bushaltestellen genügend Raum erhalten. Damit ist das Potential für eine hohe Funktionalität und auch eine angemessene Aufenthaltsqualität angelegt.

Auf der Südseite der Bahnlinie wird eine sehr dichte Bebauung vorgeschlagen, deren Fussabdruck das Parking in den UGs und teilweise dem EG abbildet. Diese Massnahme ist gut verständlich, weil so die baulichen Eingriffe in den Untergrund konzentriert stattfinden können und die Untergeschosse sinnvollerweise eine oberirdische Bebauung aufnehmen. Die zweigeschossige, in Talrichtung liegende Parkgarage müsste in Bezug auf die Grundwasserströme überprüft werden.

Demgegenüber verbleibt der Bereich Seeli/Kirche mit natürlichem Untergrund und erhält so zweifelsohne ein ungeschmälertes Potential für eine qualifizierte Freiraumgestaltung, was ansatzweise auch so dargestellt wird. Die Kirche kann neu in den schönen Parkraum eingebettet werden, das Seeli ist dazu eine stimmige Bereicherung.

Die Fussgängerwege zwischen Bahnhof, Parking und Dorfzentrum mit Parsennbahn sind logisch und grosszügig angelegt. Nach Süden führt der Boulevard zur neuangelegten Ausweitung und Renaturierung der Landwasser. Allerdings muss man sich auch bewusst ein, dass je seitlich dieser grosszügigen Verbindung eine weitgehend undurchdringliche bauliche Barriere zwischen den Stadtteilen geschaffen wird.

Dem durchaus vorhandenen möglichen städtebaulichen Gewinn des Eingriffs steht der damit verbundene Aufwand gegenüber, der sorgfältig abgewogen werden müsste. Am schwersten wiegt sicher die unrealistische Führung der Bahn, welche aufgrund der Gefällsverhältnisse an der Kreuzung mit der Dischmastrasse das Strassenniveau nicht erreichen kann und daher darüber hinweg und dann weit gegen Westen als Rampe ausgeführt werden müsste. Nicht nur, dass damit der Projektperimeter verlassen würde: die Probleme mit den damit verbundenen massiven Eingriffen in die bahnnahen Gebiete südwärts sowie die notwendigen Investitionskosten lassen sich bestenfalls erahnen.

Die Bebauung über dem Sockel ist sehr schematisch dargestellt. Man fürchtet um die Qualität der oberen Stadtebene. Sie hat einen unklaren Öffentlichkeitscharakter und wird ohne Zweifel mit dem auf diesem Geschoss etablierten Wohnen in Konflikt geraten. Ein grosses Projektrisiko stellt zudem die Etappierung dar. Der Bereich Konsum im östlichen Bereich ist vertraglich über Jahrzehnte blockiert, weshalb es in absehbarer Zeit nicht möglich sein wird, in diesem Bereich Infrastrukturanlagen zu realisieren. Den unterschiedlichen Realisierungshorizonten trägt der Vorschlag leider zu wenig Rechnung.

Beim «Zauberberg» handelt es sich um einen erfrischend mutigen Entwurf, der durchaus einige Hauptfragen zu lösen vermöchte. Die Eingriffe in die Infrastrukturanlagen sind aber unrealistisch und auch der städtebauliche Eingriff bildet eine zu komplexe Ausgangslage für eine massvolle und etappierbare Lösung.
Neues Stadtzentrum mit den Freiräumen Dorfseeli und Landwasser

Neues Stadtzentrum mit den Freiräumen Dorfseeli und Landwasser

Ăśbersichtsplan Davos Dorf

Ăśbersichtsplan Davos Dorf

Masterplan neues Ortszentrum

Masterplan neues Ortszentrum

Grundriss Infrastruktursockel

Grundriss Infrastruktursockel

Grundriss Parkhaus und Hotellerie

Grundriss Parkhaus und Hotellerie

Grundriss Wohngenossenschaft

Grundriss Wohngenossenschaft

Ansicht Bahnhofsareal Davos Dorf

Ansicht Bahnhofsareal Davos Dorf

Querschnitt Dorfseeli und Bahnhof

Querschnitt Dorfseeli und Bahnhof

Diagramm Freiraumstruktur

Diagramm Freiraumstruktur

Nutzungsverteilung im Ortszentrum

Nutzungsverteilung im Ortszentrum

Mobilitätsdiagramme

Mobilitätsdiagramme

Morphologie des neuen Ortszentrums

Morphologie des neuen Ortszentrums