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Offener Wettbewerb | 04/2023

Sieben auf einen Streich - Innerstädtische Nachverdichtung der Stadt Obertshausen

1. Preis

Preisgeld: 30.000 EUR

rethmeierschlaich architekten

Stadtplanung / Städtebau

RABE LANDSCHAFTEN | ARGE STUDIO URBANE LANDSCHAFTEN

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

SIEBEN AUF EINEN STREICH
Obertshausen



‚Grüne Stadt Obertshausen‘

Obertshausen ist umgeben von attraktiven und vielfältigen Wäldern, Wiesen und Auen. Sie stehen nicht nur stellvertretend für die Lebensqualität von Obertshausen, sondern sind im Kontext des Klimawandels als besonders wertvolle Orte zu sehen.

Der Rückbau der B488 zu einer Stadtstraße, auf der der Mensch die Priorität hat, ermöglicht nun, dass Obertshausen weiter zusammenwächst und eine lebendige und vielseitige Mitte mit Strahlkraft entwickelt. Dazu werden die Waldstücke attraktiver und transparenter gestaltet, neue durchgrünte Wohngebiete geschaffen und ein überregionaler urbaner Campus mit Bildungseinrichtungen sowie Gewerbenutzungen etabliert. Attraktive und ökologisch wirksame Außenräume durchziehen das Gebiet.

Im Zentrum der Planung liegt die Entwicklung eines Waldparks, der die neue Stadtstraße von Nordwesten nach Südosten begleitet. Eine Abfolge von öffentlichen Räumen entlang der Schönbornstraße verbindet Hausen und Obertshausen als urbane Klammer.

Ziel ist es, ein robustes und nachhaltiges Konzept anzubieten, das sich über die nächsten Jahre schrittweise und mit der Beteiligung der Bürger*innen gemäß einem Leitbild der ‚Grünen Stadt Obertshausen’ umsetzen lässt.


Der neue Waldpark - Bewegungs- und Aufenthaltsraum als grüne Lunge

Ein wesentlicher Leitgedanke des Entwurfs ist es, den Wald, welcher derzeit lediglich ein Abstandsgrün darstellt, aufzuwerten und zu einem Waldpark in der Mitte von Obertshausen zu entwickeln. Der Wald dient als ökologische Verbindung zwischen Grünräumen wie dem Gräbenwäldchesfeld im Südosten und dem Freizeitpark Waldpark im Nordwesten. Der neue Waldpark wird das neue Entree zu Obertshausen bilden und die Idee der ‚Grünen Stadt Obertshausen’ vermitteln. Über die Außenwirkung hinaus ist es aber in erster Linie ein Aufenthaltsraum, an dem unmittelbar gelebt, gelernt und gearbeitet wird. Ein wichtiges Ziel ist, dass er als wohnungsnaher Erholungsort sowohl für bereits dort lebenden, als auch für die neu zu erwartenden Bewohnerinnen und Bewohner gleichermaßen dienen soll.

Die Besonderheit soll aus der Qualität eines Waldes entstehen, der als Park genutzt wird. Dieses Spannungsfeld zwischen Wald und Park macht diesen Grünraum zu einem unverwechselbaren Ort. Um das derzeitige Abstandsgrün zum Leben zu erwecken, wird der Wald transparent gestaltet und in die bestehende Stadtstruktur eingebunden. Öffnungen zu bestehender Bebauung und eine Zusammenführung dieser Zugänge in ein übersichtliches Wegesystem sind der erste Schritt.

In einem zweiten Schritt werden an Kreuzungspunkten Spielplätze, Aussichtstürme, Pavillons und Aktivitätsräume situiert. So werden eine weitreichende Belebung und ein hohes Sicherheitsgefühl erwartet. Um die ökologische Leistungsfähigkeit des Waldes zu steigern, werden Regenwassermulden als Retentionsflächen angelegt. So wird der Raum zur grünen Lunge von Obertshausen. Alle Eingriffe in den Wald werden sensibel ausgeführt. Wege werden sparsam angeordnet und teilweise als Holzstege über den Wasserflächen ausgebildet. Der wertvolle Baumbestand bestimmt die Positionierung aller neuen Elemente. Bauliche Strukturen werden als Holzbauten auf Pfahlstützen errichtet. Die Integration des Fahrradschnellweges am Rand des Waldparks ist ein wichtiger Baustein zur Bedeutung und Belebung dieses neuen Lebensraums.

Die Aktivierung des Parks ist darüber hinaus durch die neue angrenzende Bebauung gesichert. Eine Mischung verschiedenster Nutzungen garantiert die Belebung zu allen Tageszeiten.


Urbane Klammer - Eine Perlenkette von öffentlichen Räumen um die Gathof-Kreuzung

Analog zur grünen Spange wird über die neu ausgebildete, flächenmäßig reduzierte Gathof-Kreuzung ein sich lang von Südwesten nach Nordosten erstreckender Platz entwickelt. Dieser soll vorhandene, teilweise schlummernde Potentiale aufnehmen und eine urbane Klammer zwischen Obertshausen und Hausen schaffen. Die neue Öffentlichkeit und die gewonnenen Aktivitäten strahlen tief in die zwei Stadtteile hinein, verbinden diese, und sollen so Teil des Alltags aller Bewohnerinnen und Bewohner von Obertshausen werden.

Die urbane Klammer wird in drei Bereiche eingeteilt:

Aktive Fassade Markt
Die Aktivierung der Fassaden des Marktgebäudes entlang der Schönbornstraße mit kleinteiligem Gewerbe bespielt den länglichen Platz kleinerem Einzelhandel und Außengastronomie. Bäume fassen den Raum. Das kirchlich-soziale Zentrum im Waldpark bildet ein attraktives und belebendes Gegenüber auf der anderen Seite der Schönbornstraße.

Marktplatz
Ein multifunktionaler Marktplatz unter und zwischen Bäumen entsteht an prominenter Stelle und wird von der Bibliothek, dem Markthauses und der Grundschule im Wald gefasst. Hier können Veranstaltungen aller Art stattfinden. Aber auch eine Pause im Alltag zwischen Buchausleihe und Einkauf kann hier eingelegt werden. Viele Bäume, Rasenflächen und wassergebundene Wegedecken sorgen für ein angenehmes Klima.

Platz des Spiels
Der bestehende Spielplatz auf der Hausener Seite wird um Skateanlagen, Bouleflächen und weitere Aktivitäten ergänzt. Hier profitieren nicht nur die Bewohner*innen des im Westen anschließenden Viertels. Der Platz des Spiels wird ein positiver, lebendiger Ort werden, an dem sich weitere Nutzungen angliedern werden. Er strahlt tief in die bestehenden Quartiere aus.


Campus der Bildung von Obertshausen

Aufgrund der Reduzierung des Verkehrsraums an der neuen Stadtstraße stehen im Bereich der Gathof-Kreuzung und weiter nördlich neu gewonnene Flächen zur Verfügung. Zwischen Schönbornstraße und Danziger Straße wird ein Campus von Bildungseinrichtungen geschaffen. Direkt vor dem Markthaus wird die Bibliothek mit weiteren komplettierenden Nutzungen positioniert.
Ein weiteres substantielles öffentliches Gebäude wird in Richtung Nordwesten platziert. Hier könnte die Volkshochschule oder eine ähnliche Einrichtung Platz finden. Zusammen mit den Schulen im Südosten entsteht das Campusähnliches Band der Bildung.
Diese Gebäude werden von der Danziger Straße aus erschlossen. Der ruhende Verkehr dieser Nutzungen sowie des Markthauses wird in einer Tiefgarage untergebracht.
Besondere und hochwertige Architektur kann hier ein Aushängeschild für die Stadt werden.


Pavillons im Wald - Das soziale Zentrum an der Kirche im Wald - Grüne Schulen

Der Bereich um die Kirche im Wald wird vorsichtig nachverdichtet. Ein pavillonartiges Gebäude beinhaltet die Kita. Die Gebäude werden so angeordnet, dass der sensible Baumbestand geringstmögliche beeinträchtigt wird. Eine wassergebundene Decke schafft eine kleine Lichtung, an der die Nutzungen zusammen mit der Kirche eine neue Mitte finden. Die Flächen des ehemaligen Autohauses werden entsiegelt und aufgeforstet. Die Außenwände der Hermann-Hesse-Schule würden als Kletterwand genutzt werden können.

Die Hermann-Hesse-Schule sowie die Georg-Kerschensteiner-Schule öffnen sich jeweils zum neuen Waldpark und stellen so ein erhöhtes Sicherheitsgefühl her. Eine gemeinsame Holzterrasse schafft Gemeinschaft und bespielt den Waldpark. Die SchülerInnen und LehrerInnen können den Park in den Pausen als Erholungsraum, aber auch als grünes Klassenzimmer nutzen. Darüber hinaus soll hier auch von der Parkseite ein Zugang zu den Schulen geschaffen werden.


Wohnen im Grünen zwischen Leipziger Straße und neuer Stadtstraße


Für die Flächen zwischen Leipziger Straße und der neuen Stadtstraße - ehemals Bauhof -, wird ein nachhaltiges Wohnquartier im Grünen vorgeschlagen. Es handelt sich um Gebäude im Geschosswohnungsbau, Mehrgenerationen- und Alterswohnen und Mischnutzungen mit ausreichendem Anteil an öffentlich geförderten Wohnungen, mit großen Gemeinschaftsgärten. Die Gebäude sitzen satt im Grün und direkt an dem neu entstandenen Waldpark. Darüber hinaus dient das Quartier als Trittstein zwischen bestehender Wohnbebauung im Südwesten und dem neuen Waldpark. Verbindende Grünräume beherbergen Spielflächen, Retentionsflächen und Verweilräume, welche für alle Generationen attraktiv sein sollen. Ihr Vorbild sind die Grünräume zwischen Gumbertseestraße und Rosenstraße in Hausen sowie zwischen der Von-Stauffenberg-Straße und der Mozartstraße in Obertshausen. Neu geplant haben sie das Potential soziale Räume mit hohem ökologischen Ausgleichspotential zu bieten.

Fahrzeuge werden in Mobility Hubs (Quartiersgarage mit Gewerbenutzungen, die die Fassaden aktivieren) geparkt. Neben dem Bewohnerparken findet sich hier ein komplettes Angebot an Carsharing, an Leihmöglichkeiten von (Lasten-)E-Bikes und weiteren E-Mobilitätsangeboten für den Zielverkehr der „letzten Meile“. Der motorisierte Verkehr mit dem Ziel Markthaus wird lediglich über einen kurzen Abschnitt auf einer Fahrradstraße geführt. Das Auto ist hier nur zu Gast.

Stadthäuser am Waldpark - Rücken an Rücken zum Stadteingang

Die bestehenden freistehenden Ein- und Mehrfamilienhäuser an der Robert-Koch-Straße stellen mit ihren Rückseiten und der Schallschutzstruktur eine nicht angemessene Eingangssituation im Südosten des Planungsgebietes dar. Deshalb wird vorgeschlagen, den hier durch die Reduzierung der Straßenflächen gewonnenen Raum zu nutzen, um den Stadtkörper zu schließen. Hierfür wird – Rücken an Rücken mit dem Bestand – eine zweite Reihe von drei- bis viergeschossigen Stadthäusern ausgebildet. Diese Häuser profitieren von der grünen, privaten Rückseite und schauen gleichzeitig – über die Stadtstraße hinweg – ins Grün des Waldparks, mit welchem sie auch durch plangleiche Übergänge verbunden sind. Kleine Ankommensplätze mit oberirdischen Parkmöglichkeiten bilden nachbarschaftliche Gemeinschaftsräume.

Verkehr - Reduktion von Verkehrsflächen und das Auto als Gast


Grundsätzlich wird eine Reduktion des bewegten und ruhenden Kfz-Verkehrs vorangetrieben. Dafür benötigt es ein ganzheitliches und dynamisch anpassbares Mobilitätskonzept, das in die Öffentlichkeit getragen wird. Die Bildungseinrichtungen und lokale Arbeitgeber können hier als Pioniere eines modernen Mobilitätsmanagements dienen.

Der ÖPNV muss analog zur gewachsenen Bewohnerzahl verstärkt werden und kann im Rahmen der Neubaumaßnahmen mit barrierefreien Haltestellen ausgestattet werden. Der kvgOF Hopper stellt darüber hinaus eine wohnungsnahe Erschließung sicher. Das neue Angebot eines gut in die Region vernetzten Radschnellweges wird den motorisierten Verkehr weiter reduzieren. Die Einführung von ‚Mobility Hubs’ wird die Verknüpfung multimodaler Mobilitätsformen unterstützen.

Ziel des Entwurfs ist es, das Wegesystem des vornehmlich nichtmotorisierten aber auch des motorisierten Verkehrs der beiden Stadtteile besser zu verknüpfen. Radverkehr und Fußgänger*innen erhalten mit direkten und ebenerdigen Verbindungen Priorität – ohne dabei damit die Zugänglichkeit für Alle und damit die Daseinsvorsorge zu gefährden.

Die Funktionalität der neuen Stadtstraße und der Gathof-Kreuzung wird auf deutlich reduzierter Fläche hergestellt. Dies bricht die bisherige Selbstverständlichkeit einer Kfz-dominierten Fläche und schafft nutzbare soziale Räume für die Öffentlichkeit. Der Radschnellweg wird diagonal über die Gathof-Kreuzung geführt. Ermöglicht wird dieses Konzept durch eine Ampel-Schaltung mit zwei Phasen für den Kfz-Verkehr mit einer zusätzlichen dritten Phase für den nichtmotorisierten Verkehr. Diese zeitgenössische Konfiguration wurde in einigen Städten erfolgreich umgesetzt. Die signaltechnische Trennung der Ströme entschärft die heute problematischen Abbiegevorgänge erheblich und steigert damit die Verkehrssicherheit signifikant.

Zur notwendigen Entlastung der Kreuzung werden zusätzliche Zugänge von der Stadtstraße nach Hausen und Obertshausen etabliert. Deren Geometrie und verkehrstechnische Ausstattung dienen, genauso wie die Verschwenkungen der Straße an strategisch wichtigen Orten, der Geschwindigkeitsdämpfung.
Im Norden wird eine Zufahrt zur Leipziger Straße im Westen, in der Mitte des Planungsgebiets eine Zufahrt zum Ortszentrum (inklusive des Marktgebäudes und der VHS) und im Süden ein Zugang nach Osten zur Albrecht-Dürer-Straße sowie nach Westen zur Seligenstädter Straße eingeführt.

In den neu entstehenden Quartieren zwischen Leipziger Straße und der neuen Stadtstraße ist das Auto nur zu Gast. Die Wohnbebauung wird durch eine Fahrradstraße mit untergeordnetem Einbahnstraßenverkehr für Kfz erschlossen. Der ruhende Verkehr wird größtenteils in einem zentral gelegenen ‚Mobility Hub‘ (Quartiersgarage mit zusätzlicher Gewerbenutzung) mit Elektro-Ladesäulen, Car-, Bike- und eScooter-Sharing untergebracht. So kann im neuen Wohngebiet auf Tiefgaragen verzichtet werden, was große Mengen an grauer Energie (CO2-Verbrauch durch Baustoffe, insbesondere Beton) einspart und eine reichhaltige Bepflanzung der wohnungsnahen Grünräume ermöglicht. Darüber hinaus wird die Quartiersgarage mit einem öffentlichen Dach als Gemeinschaftsraum mit Blick in die umliegenden Wälder verstanden.
Der durch den Waldpark führende Radschnellweg ist frei von Störungen und wird an das bestehende Radwegesystem angebunden. Er profitiert von der hohen Qualität der flankierenden Grünräume und wird so ein Aushängeschild für die Mobilitätswende. Darüber hinaus belebt er mit seiner eigenen Dynamik den neu entstehenden Waldpark.


Robuste Planung als Gerüst eines bürgergetragenen Planungs- und Bauprozesses


Die Durchwegung durch das neue Quartier nimmt bestehende Verbindungen auf. Die Parzellierung spiegelt bestehende Besitzverhältnisse wider. So kann ein unkomplizierter phasenweiser Ablauf der Planung und Bebauung über die nächsten Jahre und Jahrzehnte gewährleistet werden, da Besitzerwechsel leicht von der Hand gehen. Die Projekte können deshalb mühelos in folgende Phasen im Rahmen des Umbaus der B488 zu einer Stadtstraße sowie der Ausdifferenzierung des Waldparks erfolgen:

Phase 1: Umzug Bauhof - Wohnen am Waldpark im Nordwesten
Phase 2: Soziale Mitte an der der Kirche
Phase 3: Urbane Klammer / Campus der Bildung
Phase 4: Stadthäuser am Waldpark im Südosten

Wichtig ist es, das Handelsgebäude westlich der Gathof-Kreuzung sowie den achtgeschossigen Wohnungsbau an der Breslauer Straße und deren ineffektiv genutzten Parkflächen mitzudenken und für die Zukunft vorzuplanen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser benennen „Die Grüne Stadt Obertshausen“ als ihre leitende Idee. Die verspringenden langgezogenen Waldparkstücke, ein Stück den Bestand aufgreifend und ein zweites Stück als ein neu angelegter Freiraum, anstelle des rückgebauten Lärmschutzwalles, setzen diesen Gedanken räumlich wirksam um. Das asymmetrische Profil der zu einer Stadtstraße reduzierten heutigen B448, da jeweils einseitig die Waldparkstücke die Straße begleiten, wird als eigenständige Idee der Raumbildung positiv gewürdigt. Die Raumwirkung der Baukörper am Stadteingang Nord-West ist gering und die Ausgestaltung der beiden Stadteingänge wenig prägnant.
Die platzartige als „urbane Klammer“ bezeichnete städtebauliche Figur an der Gathof-Kreuzung überzeugt. Der große Marktbau wird durch nach Außen gerichtete aktive Erdgeschoßflächen sinnvoll ergänzt und mit einer Tiefgarage mit Parkraum versorgt. Auf dem großen Platz ist die Anordnung einer überdachten Freifläche wohltuend gliedernd, dennoch bleibt der großzügige Zusammenhang erhalten. Die Verbindung von Hausen und Obertshausen ist hier, ergänzt um gut proportionierte Platz- und Straßenräume entlang der Schönbornstraße gelungen umgesetzt. Der große Baustein des sogenannten „Bibliothek plus“ Gebäudes an der Gathof- Kreuzung ist städtebaulich präzise gesetzt, wird jedoch im Hinblick auf seine Volumetrie kontrovers diskutiert. Die Umsetzung erfordert eine überzeugende inhaltliche Programmatik und ob der exponierten Lage eine sehr hohe architektonische Qualität. Dann könnte dieser Baustein zum baulichen Signet des Zusammenwachsens der beiden Stadtteile werden. Im südlich angrenzenden Waldstück ist der Bildungscampus angeordnet, die Bauten erscheinen auch mit Blick auf den wertvollen Baumbestand richtig dimensioniert und mit Blick auf den Bestand programmatisch sinnvoll zugeordnet.
Das Konzept des Bildungscampus in Korrespondenz zum gegenüberliegenden „Bibliothek plus“ Gebäude überzeugt. In Verbindung mit der Einbindung in die länglichen Waldparks erscheint es möglich, dass diese neue Ortsmitte gestalterisch und ökologisch gut eingebunden ist und zudem sozial ausgewogen und inspirierend programmiert wird. Die nach Norden angrenzenden Sonderbausteine werden mit Blick auf ihre Größe kontrovers diskutiert. Unabhängig von ihrer Größe schaffen diese programmatisch einen sinnfälligen Übergang zum Wohnquartier im Nordwesten. Eine städtebaulich sensible Abstimmung mit dem Bestand ist in Ansätzen erkennbar.
Die Typologien der Wohnsiedlung werden als nachhaltiges Quartier vielversprechend charakterisiert, Baumassen und Grünflächen erscheinen korrekt dimensioniert, eine inhaltliche Weiterentwicklung der Wohnbautypologien ist wünschenswert. Die ergänzende Wohnbebauung südöstlich der Gathof-Kreuzung wird grundsätzlich positiv bewertet, allerdings erscheinen die Grundstücke teilweise nicht ausreichend groß, die Nähe zu den Bestandsbebauungen zu gering. Die Verfasser betonen, dass die Zusammengehörigkeit von Hausen und Obertshausen vornehmlich auf Wegesystemen für den nicht motorisierten Verkehr erreicht wird, das leuchtet ein. Das neue Straßenprofil der B448 verspricht eine deutliche verbesserte Querbarkeit für Langsamverkehre. Auch die zusätzlichen Verbindungen des Straßennetzes zur B448 für den motorisierten Verkehr sind gut gesetzt, allerdings fehlt am nordwestlichen Stadteingang die Möglichkeit, Verkehre nach Hausen abzuleiten und damit wirksam die Gathof-Kreuzung zu entlasten. Die Integration eines Radschnellweges wird positiv gesehen, allerdings wird kontrovers diskutiert, ob die räumliche Trennung von der Trasse der ehemaligen B448 mehr Vor- als Nachteile mit sich bringt. Über abwechselnde Baumstellungen und Baumarten sind charakteristische Abschnitte der verschwenkenden Verkehrsachse der B448 ausgebildet. So entstehen Abschnitte überschaubarer Länge; ob der Waldpark gegenüber der langen Bebauungsflucht im Norden kurzfristig ein gelungenes Bild ergibt, wird kontrovers diskutiert. Der Ideenteil wird in seinen Grundannahmen bestätigt. Die Erweiterung des Holzmarktes erscheint so umsetzbar. Die Verortung von Feuerwehr und städtischem Bauhof wird positiv besprochen. Die Abstände der Bebauungsfelder zum Verlauf der Trasse B448 sind angemessen und unterstützen den Charakter eines landschaftlich geprägten Stadteingangs aus Südosten.
Die Ideen zur Ausbildung eines autoarmen Quartiers mit einer aktivierten Quartiersgarage und die Berücksichtigung des Regenwassermanagements sind sinnvoll. Dem Thema Klimaanpassungsfähigkeit entspricht der Entwurf in seiner grundsätzlichen Haltung. Relativ kompakte Baukörper und ein auf die nicht motorisierten Verkehre abgestelltes Wegenetz werden positiv bewertet. Die vielen unversiegelten oder entsiegelten Flächen wirken sich ebenfalls positiv aus, die Entwicklung der Waldparks mit Augenmerk auf blau-grüne Infrastruktur zu entwickeln, wird als guter Ansatz gewürdigt. Ein Mobilitätshub, der Tiefgaragen unnötig macht, ist aus dieser Sicht sinnvoll.
Die Arbeit wird als eigenständige und gut ablesbare Konzeption wahrgenommen. Insgesamt bietet sie eine robuste Struktur, in deren Rahmen sich alle formulierten Ziele in hervorragender Weise realisieren lassen.
Modell

Modell

Isometrie engeres Planungsgebiet

Isometrie engeres Planungsgebiet

Marktplatz

Marktplatz

Wohnen am Waldpark Nord

Wohnen am Waldpark Nord

Bildungscampus und Wohnen am Waldpark SüdI

Bildungscampus und Wohnen am Waldpark SüdI

Öffentliche Räume

Öffentliche Räume

Morphologie und Nutzungen

Morphologie und Nutzungen

Verkehrskonzept

Verkehrskonzept