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Studienauftrag | 05/2022

Zentrum Papiermühle – neue Bauten für Ittigen (CH)

Teilnahme

Büro B Architekten und Planer AG

Stadtplanung / Städtebau

David Bosshard Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
zentrale Forderung des regionalen Hochhauskonzeptes, dass Hochhäuser einen wesentlichen Beitrag zur Qualität des öffentlichen Raums leisten müssen, wird zum Anlass genommen, das Hochhaus als solitäres Volumen ohne Sockelbau freizustellen. Dies ermöglicht eine klare Identifizierung der prägenden städtebaulichen Elemente Platz, Strasse und Haus. Dank dieser Massnahme gelingt es ausserdem, eine grosszügige und räumliche durchlässige Freiraumfigur zu entwickeln, die es möglich macht, die unmittelbare Nachbarschaft stärker in die Situation einzubinden. Zwischen den beiden Häusern entsteht ein Platz, der die gewünschte Aufenthaltsqualität bietet, die ein öffentlicher Freiraum an diesem verkehrsbelasteten Standort benötigt. Der Platz dient zudem als Bindeglied zwischen Strassen- und Landschaftsraum. Die prägnante Topographie kann einer gezielten Modellierung unterzogen werden, die dem Freiraum einen schönen gartenartigen Charakter verleiht. Dank der geschickten Organisation der Tiefgarageneinfahrt und der Anlieferung erhält das Langhaus einen direkten Anschluss an den Grünraum. Die beiden Erdgeschosse reagieren auf den baumbestandenen Platz zwischen den Häusern und versprechen eine willkommene Belebung des Ortes.

Freiraumgestaltung
Die Freiräume überzeugen durch Grosszügigkeit und eine visuelle sowie funktionale hohe Durchlässigkeit in Ost-West sowie in Nord-Südrichtung. Durch eine clevere Organisation der oberirdischen Parkplätze, der Anlieferung und der Zufahrten zur Einstellhalle wird der Perimeter vom Verkehr freigespielt. In mehreren Terrassen auf Sitzmauerhöhe wird die Topografie zwischen dem Niveau der Worblentalstrasse und dem Schulweg überwunden. Die Terrassen erhalten durch ihre Ausformulierung und Materialisierung einen stimmigen Gartencharakter und werden zum attraktiven Freiraum nicht nur für die direkten Anwohner/-innen, sondern vermitteln zusammen mit dem baumbestandenen Platz einen hohen Öffentlichkeitsgrad.

Architektonischer Ausdruck und Bauweise
Die Gestaltung des Hochhauses ist vom Willen beseelt, auf allen Entwurfsebenen nachhaltige Lösungen anzubieten. Als Bauweise wird ein Holzbausystem vorgeschlagen, das dank den geringen Spannweiten zwischen Kern und Fassade denkbar ist. Der daraus resultierende engmaschige Stützenraster zeichnet sich auf der Gebäudehülle ab und bestimmt die erste Ebene der Fassadengestaltung. Die PV-Paneelen sind als horizontal ausgestellte Elemente an der Fassade angebracht. Der Dachabschluss wird von einer pergolartigen Konstruktion gebildet, die baurechtliche Frage aufwirft. Insgesamt wirken die Fassaden überladen und aufgrund der massigen Dimensionierung der architektonischen Elemente etwas schwerfällig und wenig elegant. Die gewünschte Schlankheit wird durch die Überinstrumentierung der Fassaden leider entscheidend geschmälert. Die im Ansatz schöne Gliederung des Hochhauses wird dadurch übertönt. Das Langhaus erhält bewusst eine eigenständige architektonische Erscheinung, die im Kontrast zur betont vertikalen Gliederung des Hochhauses steht. Dieser Entscheid verhilft dem kleineren Haus zu einer angemessenen Autonomie gegenüber dem Hochhaus. Leider kann die architektonische Ausformulierung der Fassaden nicht überzeugen.

Nutzung und Grundrissgestaltung
Die Grundrisse im Hochhaus bauen auf einer einheitlichen Typologie auf. Die Loggien werden als raumbildende Elemente im Zentrum des Grundrisses positioniert und zonieren den Wohnraum in zwei Bereiche. Die Nasszellen sind in „Blöcken“ angeordnet, die im Zusammenspiel mit dem Erschliessungskern räumlich interessante Eingangssituationen erzeugen und zu einer konzentrierten Setzung der Installationszonen führen. In vielen Fällen liegen Zimmer an den Gebäudeecken, wodurch das Potenzial des Panoramablicks für die betroffenen Wohnungen leider eingeschränkt wird. Im Langhaus dominiert der Typus der durchgesteckten Wohnhalle, der mit der Lage der Küche eine willkommene Differenzierung erfährt. Teilweise sind jedoch die Loggien auf die schlechter besonnte Seite orientiert.Die Anordnung der publikumswirksamen Nutzungen im Erdgeschoss reagiert nur bedingt auf die städtebauliche Idee. Zum Platz hin gewendet sind die Raumdimensionen aufgrund der Lage der Treppenhäuser knapp geschnitten. Im Längsbau orientieren sich die vorgeschlagenen Gewerberäume hauptsächlich zum rückwärtigen Freiraum.

Gesamtwürdigung
Das Projekt besticht durch eine überzeugende städtebauliche Setzung, die dem Ort eine starke Identität und qualitätsvolle sowie schön gestaltete öffentliche Freiräume verleiht. Der Wille der Verfasser, auf allen Entwurfsebenen schlüssige Antworten zu liefern, kommt klar zum Ausdruck und wird sehr geschätzt. Die Fassadengestaltung des Hochhauses wirkt allerdings zu überladen und kann den Anforderungen an die Schlankheit und Eleganz des Baukörpers, die seiner städtebaulichen Bedeutung Rechnung trägt, leider nicht gerecht werden. Die Wohnungen sind sorgfältig ausgearbeitet und weisen einen hohen Wohnwert auf.