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Mehrfachbeauftragung | 04/2022

Gestaltung öffentlicher Platz Landhausstraße / Bahnhofstraße in Heidelberg

Lageplan Ideenteil

Lageplan Ideenteil

4. Rang

SETUP Landschaftsarchitektur PartG mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

REALISIERUNGSTEIL
LANDHAUSPLATZ – »DAS SPIEL DER BÄUME«
Der neu Quartiersplatz fällt innerhalb des städtebaulichen Gefüges „Weststadt-Kurfürstenanlage“ durch die Auflösung der Landhausstraße als solche aus dem Rahmen. Durch die künftige Widmung für Fußgänger und Radfahrer entfällt auch jede Strenge von Baumachsen oder Alleen zugunsten von individuellen Grünstrukturen für Aufenthalt, Freizeitnutzung und viel Schatten im Hochsommer. Als multicodierter Platz wird der Bereich zum Begegnungsort für Jung bis Alt, für alle Bewohner, Arbeitende und Gäste.
Hochbeete für Präriestauden, Urban Gardening oder Kräuter für die Gastronomie, bodenebene Pflanzinseln mit Gräsern, Sitz- und „Tisch“-Nischen für den Aufenthalt oder als Ad-On für die Gastronomie, eine schattige Theke, Spielpunkte, Wasserdüsen und mediterrane Blumenkübel sowie die Außengastronomie sollen das Quartier zu allen Jahreszeiten lebendig werden lassen.
Das Grobgerüst bilden unterschiedliche Bäume, die als Klimabäume und meist auch als Bienennährgehölze ob ihrer Blüten für das Stadtklima ausgesucht sind. Mal filigraner, mal dichter, mal schlanker, mal platzbestimmender, mal hell- oder dunkellaubig, wird ein lockeres und dadurch resistentes Baumquartier gebildet. Mit einem Kronenansatz von circa 3.50 m – und unterschiedlichen Abständen – bleibt die Durchlüftung und Blickbeziehungen von der Bahnhofstraße zur Kurfürstenanlage erhalten.
Mit der unterschiedlichen Lichtdurchlässigkeit der einzelnen Laubbäume beginnt ein atmosphärisches Schattenspiel – das „Spiel der Bäume“ – und ein Spiel der Farben im Herbst.
Im Hochsommer ist die Westflanke mit dem kleinen Baumhain, dem mittigen Liriodendron und den Sonnenschirmen der Gastronomie gut beschattet. Sitzbänke, Fahrradbügel und Spielpunkte im Hain sind an kühlenden Orten. Es bleiben aber auch Flächen auf dem Platz gut besonnt, die in den Übergangszeiten wichtige Wärmequellen für die Menschen sind. Wassernebel auf der Südseite hilft an Hitzetagen, der leicht abgesenkte Bereich staut Niederschlagswasser kurzzeitig zurück. Die dadurch nochmals gesteigerte Aufenthaltsqualität ist gleichzeitig Anziehungspunkt-und Spielbereich bei Sonne und Regen.
Gemeinsam mit den raumbildenden Pflanzinseln und dem offenporigen hellen Belag wirkt der Platz klimaökologisch ausgleichend.
Es entsteht ein Begegnungsraum, der für Radfahrer und Fußgänger gleichsam nutzbar ist, ohne eine Fahrradtrasse explizit auszubilden. Diese Gleichberechtigung schütz vor Gefahrenquellen da keine „Rennstrecke“ entsteht. Im Süden ist der Übergang ins Westquartier barrierefrei mit einem Blindenleitsystem vorgesehen.
Die zum Landhausplatz hinführenden Gehwege bilden mit dem Pflaster der Kurfürstenanlage und Bahnhofstraße den Platzrahmen.
Mit Beginn des Baumsetzungen wird der Platz außerhalb der Tiefgarage mit einer vollflächigen Rigole für Bäume und Pflanzinseln ausgebildet, um den Bäumen durch die verzögerte Wasserabgabe und Rückhaltung das Niederschlagswasser zur Verfügung zu stellen. Die Oberfläche wird mit hellem Ortbeton (Albedo-Effekt) mit einem möglichst hohen Anteil an Recyclingbeton offenporig befestigt. Der Bereich auf der Tiefgarage wird feinporiger ausgebildet, um einer Versinterung auf der TG Decke entgegenzuwirken. Niederschlagswasser wird oberflächig in den abgesenkten Platzbereich geleitet. Drainstränge auf der TG Decke leiten zudem Wasser zu den Pflanzinseln für deren Wasserbedarf.
Die Bäume an der Kurfürstenanlage erhalten zusammenhängende Baumrigolen.
Die Gastronomie ist eine der bestimmenden Nutzungen auf dem Platz von der alle Anlieger stark profitieren werden.
An einer filigranen Theke aus Sichtbeton wird Wartenden auf einem Barhocker mit dem ersten Apero nicht langweilig, bis ein Tisch frei wird. Die beiden nördlichen Pflanzinseln sind mit Einfassungen als Sitzbereich und als Tischbereich nach Süden gerahmt. Man sitzt sich gegenüber und hat schon mal den Duft von Salbei in der Nase, der später auf den Tisch kommt.
Vorgeschlagen wird eine atmosphärische Beleuchtung von Platz und Randbereichen mittels Downlights an Stahlseilen, die von Fassade zu Fassade gespannt werden. Dadurch kann in der Weiterentwicklung sehr gezielt auf die Ausleuchtung bestimmter Bereiche geachtet werden, ohne in den Nachhimmel zu strahlen.
Die mögliche Teilhabe der Akteure auf dem Platz ist vielfach. Es entstehen Räume, Rückzugsmöglichkeiten und Aktionsfelder für alle Generationen.

IDEENTEIL
POCKETPLATZ AN DER HÄUSERSTRASSE – »DAS SPIEL MIT DEM UNGEWISSEN«
Häuserstraße und Freiflächen werden auch hier zu einer Einheit zusammengespannt – und funktionieren temporär wie dauerhaft.
Die Nutzungsangebote für Jugendliche sind oft im Hintertreffen, weshalb hier der Fokus für diese aktive Nutzergruppe vorgeschlagen wird.
Es kann der Rückzugsraum sein, aber auch der Ort an dem man bei sportlichen Aktivitäten mit der Bewunderung von Zuschauern rechnen kann und will. Und Zuschauer aller Altersgruppen können dann ebenso teilhaben und ausprobieren.
Zentrales Thema ist daher ein Parkour und Calisthenics im urbanen Stadtraum für Anfänger bis Traceure mit cooler langer Sitzbank, Platz für Fahrräder und einer Schotterrasenfläche, auf der auch mal ein kleines Zelt / Bühne bei Festivitäten stehen kann.
Straßenraum und angegliederte Freifläche können multifunktional genutzt werden.
Die Zufahrt für bestehende PKW-Stellplätze und Umfahrt für LKWs sind beachtet und eingebunden.
Straßenbäume und Platzbäume bilden auch hier eine kleine grüne Lunge aus.
Bei Fortführung der Häuserstraße werden die drei neuen Bäume im Osten in die nördliche Straße mit Großpflanzgerät umgepflanzt und werden dadurch später in gleichen Größen den grünen Straßenraum bestimmen. Die Geräte für den Parkour können einfach für einen anderen Standort rückgebaut werden.
Sollte die Anlage dauerhaft erhalten bleiben, so ist dieser zum Landhausplatz additive Begegnungsraum an der Nahtstelle zur südlichen und östlichen Wohnbebauung dort gut platziert.

ÜBERSICHT
AUSSTATTUNGSELEMENTE
Bänke (Beton, Holzauflage): 48 lfm. Realisierungsteil, 10 lfm. Ideenteil
Fahrradbügel: 33 Stk. Realisierungsteil, 15 Stk. Ideenteil
E-Bike Ladestation: 2 Stk. Realisierungsteil
Poller: 8 Stk. Realisierungsteil
Leuchten: 18 Stk. Seilpendelleuchten Realisierungsteil
Spielgeräte: 4 Stk. Kleingeräte Realisierungsteil
Parkour: 1 Stk. pausch. Ideenteil

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit fasst den Landhausplatz als einen stark mit Bäumen bepflanzten Quartiersplatz auf, dessen Gestaltungselemente durch einen einheitlichen Bodenbelag aus Ortbeton gefasst werden.

Neben einer als „Spiel der Bäume“ titulierten Bepflanzung mit verschiedenen, dem Standort angepassten Baumarten werden mehrere Pflanzflächen mit Gräsern und Stauden auf dem Platz angeordnet, die jeweils auch unterschiedliche Möbel wie Sitzbänke, Tische oder eine „Gastronomie-Theke“ einführen. Die Möbel markieren jeweils die Ränder der bepflanzten Inseln und verteilen sich auf der offenen Platzfläche. Diese Angebote laden zum Verweilen ein – auch ohne Konsumzwang.

Im Vorbereich des Justizgebäudes setzt eine Baumallee die Landhausstraße optisch fort und verbindet diese mit der Kurfürsten-Anlage. In diesem Bereich des Platzes werden zusätzlich Sitzbänke und Spielbereiche angeordnet, letztere jedoch nicht weiter definiert. Sämtliche Bäume in diesem Bereich weisen Bodenanschluss auf.

Das Entwässerungskonzept sieht eine Nutzung der Baumstandorte als Baumrigolen vor, ebenso Flächenrigolen bzw. Wasserretentionsboxen auf der Tiefgarage.

Es wird ein einheitliches Beleuchtungskonzept vorgeschlagen – Hängeleuchten sollen den gesamten Platz überspannen.

Im Ideenteil schlagen die Verfasser einen Sportparcour für vorwiegend jugendliches Publikum vor. Dieser Aktionsbereich wird von unterschiedlichen Elementen wie einer Bank, einer Schotterrasenfläche sowie unterschiedlichen Baumpflanzungen gerahmt. Ebenso wird die Umfahrt gemäß Ausschreibung berücksichtigt.

Die Jury würdigt die unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten der Platzfläche im Realisierungsteil, deren verschiedenen Sitz- und Aufenthaltsangebote sowie die klare Positionierung im Bereich des Entwässerungskonzepts.

Die optische Fortsetzung der Landhausstraße durch eine Baumallee vor dem Justizgebäude führt nach Ansicht des Gremiums jedoch zu einer räumlichen und nutzungstechnischen Zerteilung der Platzfläche. Kritisch beurteilt werden auch die Qualitäten der vorgeschlagenen Möbel entlang der Pflanzbereiche. So erscheint die Gastronomie-Theke als eher trennendes Element, was die Raumwirkung des Platzes nochmals stört.

Die Wahl von Ortbeton als Platzbelag wird konträr diskutiert und bleibt als gestalterische Setzung in der Begründung unklar.

Insgesamt sieht die Jury den Entwurf des Landhausplatzes trotz interessanter Ansätze als nicht tragfähig an. Dies ist vor allem in seinen räumlichen Setzungen begründet.

Der Vorschlag eines Sportparcours als einem von verschiedenen Teilbereichen im Ideenteil wird in der Nutzung durch Jugendliche insbesondere abends als schwierig betrachtet.

Lageplan Realisierungsteil

Lageplan Realisierungsteil

Lageplan

Lageplan

Nachtplan

Nachtplan

Perspektive

Perspektive

Schnitt

Schnitt

Schnitt

Schnitt