Nördlicher Handelshafen

L wie LEER…


Das städtebauliche Konzept basiert auf der Vernetzung der neuen Bebauung um den nördlichen Handelshafen mit der historischen Bebauung der Altstadt und den vorhanden Strukturen an der Leda- und Sägemühlenstraße. Wie in einem Puzzle werden alle Teile in einen übergeordneten Zusammenhang gestellt und auf diese Art und Weise „verortet“.

Die Vernetzung erfolgt zum einen über Achs-Sichtbezüge, die städtebaulich entlang von Freiräumen (Parkachse, Maritime Achse etc.) zu bedeutenden Gebäuden in der Altstadt wie auch auf der Nesseinsel (Ostfriesenhalle, L_Contorhaus) herausgearbeitet werden. Zum anderen erfolgt sie über die Fortführung von charakteristischen Landmarks, die beginnend mit einem Silogebäude auf der Nesseinsel, über den Rathausturm, den Hotelturmneubau an der Brücke und abschließend mit dem neuen siebenstöckigen L_Contorhaus zukünftig eine spannungsreiche Linie entlang der Uferkante des Handelshafens zeichnen werden.

Die Neubau-Strukturen sind nach eingehender analytischer Untersuchung des direkten Umfeldes wie folgt gewählt:

1. Eine lockere Zeilenstruktur an der Industriestraße, die unter Berücksichtigung des Baumbestandes eine intensive Verzahnung mit den Freiräumen herstellt, mit einer Abschlusskopfbebauung (Landmark) zum alten Speicher an der Ledastraße.

2. U-förmige Blöcke an der Nessestraße, die die beiden vorhandenen Entreegebäude zur Ostfriesenhalle und den ehemaligen Feuerwehrturm zu einer neuen, mäanderartigen Gesamtfigur ergänzen.

3. Giebelständige Einzelhäuser um den Ernst- Reuter- Platz, die in Ihrer Formensprache ein Pendant zur momentan entstehenden Bebauung auf der anderen Uferseite und in ihrer Körnung den Übergang zu den kleinteiligen Strukturen der Altstadt bilden.


Ernst- Reuter- Platz:

Der Platz erhält ein neues städtisches Gesicht: Frei von ungegliedertem Grün und Parkplätzen, offen zum Wasser und mit Gebäuden eingefasst wird der Platz der zentrale Marktort in Leer werden. Eine gläserne Markthalle, die zu drei Seiten zu öffnen ist, wird den Mittelpunkt des Platzes bilden. Dem historischen Gebäude der Waage ähnlich steht es in der Mitte des Platzes, ohne eine Rückseite zu haben. Im OG der Markthalle könnte ein Restaurant mit schönem Blick auf die Brücke und den Marktplatz seinen Platz finden. Eine eingeschossige Parkpalette unter dem angehoben Platz bietet Raum für ca 50 PKW.


Inselgarten:

Die Änderungen des Umfeldes (Servicewohnen entlang der Industriestr., Stadthalle) bedingen, dass auch der Park mittelfristig ein anderes Bild erhalten muss: Ein Fußweg (Parkachse) von der Ostfriesenhalle zum Handelshafen öffnet den Park zum Wasser hin. Am Yachthafen endet die Achse mit terrassierten Rasenliege/ -sitzflächen. Mittig gelegene Sitz- Spiel- und Aufenthaltszonen in angemessener Größe beleben den Park und verbessern das direkte Wohnumfeld. Der Charakter des Parks mit großkronigen Bäumen und einer durchgehenden Rasenfläche bleibt erhalten.


L_Contorhaus und Speichergebäude:

Das L_Contorhaus wird neben dem Hotel mit der Brücke das prägende Highlight des nördlichen Handelshafens werden. Es spielt mit dem \"L\" als Anfangsbuchstaben des Stadtnamens und Wappenzeichen der Stadt: Wenn nachts die Glasfassade zum Wasser hin erleuchtet ist, bietet es den würdigen und zeichenhaften Abschluss als Landmark des nördlichen Handelshafens. Vom Ernst Reuter Platz aus sichtbar, wird es als Wahrzeichen des umgebenden Yachthafens attraktive Adresse für Büroansiedlungen im Reedereigewerbe.
Das L_Contorhaus und das wiederbelebte Backsteinspeichergebäude gehören symbiotisch zueinander, wie früher Kran und Lagerhaus. Ein vorgelagertes neues Hafenbecken stellt den Bezug des Speichers zum Wasser wieder her. Die trennende Straße wird durch eine durchgehende Aufpflasterung (Verkehrsberuhigung) optisch ausgeblendet.


Ostfriesenhalle:

Die Ostfriesenhalle erhält als zukünftige Veranstaltungshalle über die „Maritime Achse“ und die „Parkachse“ neue attraktive Außenräume und fußläufige Verbindungen zur Altstadt und zum Wasser.
Durch die Trennung der Nessestraße in zwei Sackgassen, sowie das Anlegen einer neuen Entlastungsstraße südlich der Ostfriesenhalle zwischen Industriestraße und der alten Brücke, entsteht über die Fußgängerbrücke eine kraftverkehrsfreie Verbindung zwischen Altstadt und Stadthalle.


Servicewohnen am Inselgarten:

Die ersten drei über die Wasserkante auskragenden Gebäudezeilen am Ende des Handelshafen sollen als repräsentative Bürogebäude mit ergänzende Wohnnutzungen im DG (Lofts, Maisonetten) genutzt werden. Unter dem Titel „Arbeiten und Segeln am Handelshafen“ prägt die enge Verbindung aus Yachthafen und Bürostandort das besondere Flair dieses Stadtquartiers.
In Richtung Ostfriesenhalle sollen die Büronutzungen abnehmen und am Inselgarten verschiedene Formen von „Servicewohnen“ angeboten werden. Ein Altenheim, betreutes Wohnen und selbstbestimmtes Wohnen in Senioren-WGs sind dort im grünen Park und doch sehr zentrumsnah attraktiv anzusiedeln.


Parkraum- und Verkehrskonzept:

Zwei eingeschossige Parkpaletten (beide über Wasserniveau) bilden das Rückrat für ein neues umfeldbelebendes Parkraumkonzept:
Unter dem Ernst- Reuter- Platz entsteht eine kleine Tiefgarage mit ca. 50 EP zum Kurzparken für Einkäufe und Besuche des Marktes und der Geschäfte (max. 2 Std. Parkdauer) sowie für die Nutzer der neuen Marktplatzbebauung.
Langzeitparken für Touristen soll mittelfristig nur noch am Ende des Handelshafens unter der Bürobebauung (mit ca. 150 EP) angeboten werden. Die Touristen gelangen dann beim Spaziergang zur Altstadt über die Uferpromenade oder über die Ledastraße wie selbstverständlich am Touristinformationsgebäude vorbei, das dadurch eine Belebung erfährt. Die Ledastraße wird vom Parksuchverkehr entlastet. Die TG erfährt auch am Wochenende eine gute Ausnutzung, wenn die Bürostellplätze nicht benötigt und stattdessen von den Tagestouristen genutzt werden können.