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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2024

Umwandlung Fliegerhorst Fürstenfeldbruck in ein Wohn- und Arbeitsquartier

BOULEVARD UND GRÜNER RING

BOULEVARD UND GRÜNER RING

Preisgruppe / 1. Stufe

Atelier Starzak Strebicki

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Pracownia Architektury Krajobrazu Marta Tomasiak

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das städtebauliche Konzept basiert auf der Grundidee, mit zwei kompakten Stadtriegeln und einem verbindenden Landschaftspark den Ort neu zu prägen. Durch die städtebauliche Struktur können große Teile der wichtigen Grünstrukturen integriert werden. Ein zentraler Boulevard zieht sich in Ost West-Richtung durch das neue Quartier, verbindet als räumliches Rückgrat die unterschiedlichen Teilbereiche und erschließt so sinnfällig die Bestandsgebäude. Der Boulevard wird an den richtigen Stellen zu gut dimensionierten urbanen Plätzen aufgeweitet.

Während der nördliche Stadtriegel überwiegend durch eine gewerbliche Nutzung geprägt ist, wird der südliche Riegel schwerpunktmäßig durch Wohnen bestimmt. Dem südlichen Riegel gelingt es, den Bestand selbstverständlich in das räumliche Gesamtkonzept einzubinden. Die Prägnanz der städtebaulichen Setzung hat jedoch im Hinblick auf die lineare Organisation der Gewerbe- und Technologienutzung erhebliche Nachteile: Der Kilometerbau mit seinen Nutzungen in Form von Technologie, Büros, Start-ups und Handwerk bildet einerseits das räumliche Rückgrat für den Park und erscheint andererseits hinsichtlich der Erreichbarkeit und den Ansprüchen an die Funktionalität nur bedingt überzeugend. Die gewerblichen Nutzungen im Blauen Palais sind eher realisierbar. Die Grundschule ist im Übergang zu den Sportanlagen gut angeordnet und erreichbar, auch wenn sich Fragen der Beeinträchtigung der unmittelbar an die Sportanlagen angrenzenden Wohnnutzung ergeben.

Der Landschaftspark legt sich als „grüner Ring“ um die Teilquartiere. Er überzeugt in seiner übergeordneten, verzahnenden Funktion und ermöglicht so die Durchlüftung und Kühlung des Quartiers. Kritisch wird die enge Nahtstelle des grünen Rings gesehen. Innerhalb der sehr dichten Quartiere bleibt jedoch wenig Platz für die Schaffung von qualitativ hochwertigen Grünflächen, die z.B. aber auch die Versickerung von anfallendem Niederschlagswasser übernehmen könnten. Die Restgrünflächen sind für eine Gemeinschaftsnutzung mit Spielbereichen im wohnungsnahen Umfeld eher ungeeignet. Dem entgegen steht jedoch ein reichhaltiges Angebot an Nachbarschaftsplätzen, Obstgärten, Urban Garding und Spielplätzen, welches das Defizit im Quartier ein Stück weit kompensieren kann. Die bestehende Vegetation wird größtenteils berücksichtigt. Insgesamt überzeugt der respektvolle Umgang mit dem Grünbestand. Aus klimatischer Sicht wird der kompakte Entwurf mit einem Schwerpunkt auf die Nutzung und die Bebauung der bisher versiegelten Flächen wertgeschätzt. Die Orientierung und die Dimensionierung der Gebäude werden aus der Energie- und Klimaperspektive positiv bewertet.

Die zu erhaltenden Bestandsgebäude werden alle räumlich überzeugend in das Gesamtkonzept eingebunden. Die Unterbringung des Schulzentrums in der Luftkriegsschule mit angrenzender Sporthalle im Westen und den Sportflächen im Inneren wirft im Hinblick auf den Denkmalschutz und auf Funktionalität und Umsetzbarkeit Fragen auf. Der Schulbau wird durch umgebende Neubauten „erdrückt“. Insbesondere die prägende Nordfassade mit dem Eingangstor sollte freigehalten werden. Positiv ist, dass Gartendenkmal und Paradeplatz respektiert werden.

Das Erschließungskonzept erscheint sinnvoll. Die Haupterschließung erfolgt schwerpunktmäßig von Osten und Westen, wobei die Hierarchie mit einer inneren Schleifenerschließung sinnvoll erscheint, jedoch wird eine Fahrverbindung für den MIV vermisst. Diese Verbindung ist notwendig, um das Gewerbegebiet und die Nahversorgung an die Stadt anzubinden.

Eine maßgebliche Stärke der Arbeit liegt in der Bündelung des ÖPNV auf einer direkten zentralen Achse, wodurch häufige Abfahrten entstehen können. Für die S-Bahn ist ein Platzhalter am Rand des nördlichen Stadtriegels vorgesehen, wobei diese räumliche Verortung Fragen der Umsetzung aufwirft. Die S-Bahn-Trasse, die in der Mitte einer Straße liegt, erscheint nicht praktikabel.

Die Wohnbebauung liegt unmittelbar an der Haupterschließung mit der Folge einer starken Beeinträchtigung durch Lärm. Die innere Erschließung ist sehr kleinteilig und begünstigt den MIV. Die vergleichsweise wenigen Mobilitätsstationen liegen im Wohnquartier nicht direkt an der Haupterschließung, sondern in der zweiten Reihe und haben damit negative Auswirkungen im Hinblick auf die anfallenden Emissionen.

Kritisch zu werten ist, dass die bestehenden Sportanlagen teilweise nicht erhalten bzw. nicht hinreichend in das Konzept eingebunden werden. Die Nähe der geplanten Baukörper am sog. Eventplatz lässt dem angedachten Erinnerungsort nicht mehr die Freiheit, ihn als authentischen Ort wahrzunehmen.

Die Gedenkstätte scheint in ihrer angedachten Funktion schwer realisierbar. Die Potenziale für die Erweiterung im Sinne der Ergänzungsflächen im Übergang zu den Nachbarkommunen sind nur bedingt dargestellt und scheinen wenig realistisch im Hinblick auf eine Umsetzung. Innere Potenzialflächen werden kaum sichtbar. Die kompakten Stadtriegel führen zu einer guten wirtschaftlichen Grundhaltung des Entwurfes. Der Erhalt des Bestandes unterstützt diese wirtschaftliche Einschätzung.

Insgesamt stellt das städtebauliche Konzept einen interessanten räumlichen Vorschlag dar, der in Teilbereichen funktionale Schwächen aufweist.
SCHWARZ-GRÜN PLAN

SCHWARZ-GRÜN PLAN

ENTWURF

ENTWURF

VOGELPERSPEKTIVE

VOGELPERSPEKTIVE

ISOMETRIE DES GESAMTENTWURFS

ISOMETRIE DES GESAMTENTWURFS