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Offener Wettbewerb | 05/2012

Zentrumsentwicklung Küsnacht

1. Rang

Preisgeld: 30.000 CHF

Raumbureau

Stadtplanung / Städtebau

urbaNplus / Stefan Kurath

Stadtplanung / Städtebau

Alexander Schmid Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Ulaga Partner AG

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

„Schulze und Schultze“

Beurteilung durch das Preisgericht

Ergänzend zur einfachen Setzung von zwei Baukörpern am nördlichen und am südlichen Rand des Grundstücks, führen die Verfasser/-innen den neuen Platz wie eine Plattform von der Zürichstrasse an die Geländekante. Aufbauend auf der künstlichen Topografie des Projektperimeters, und unter Verwendung der notwendigen Kunstbauten für Bahn und Individualverkehr, entsteht eine unaufdringliche und attraktive Öffentlichkeit, welche ihre Komplexität erst in der Nutzung vollständig entfaltet.

Das Projekt nutzt die gewählten Mittel geschickt zur zurückhaltenden, aber präzisen Gliederung des Raumes. Mit scheinbarer Leichtigkeit bilden die beiden Baukörper einen seitlichen Abschluss der Bebauung entlang der Zürichstrasse. Gleichzeitig entsteht durch das Gegenüber der beiden Zwillingsbauten eine lose Platzanordnung mit räumlicher Kraft, welche die Bauten entlang der Zürichstrasse als dritte Seite einbindet. Der weite Platz zwischen den beiden Körpern überzeugt durch eine schöne Proportion und grosse Gelassenheit.

Dank der strategischen Anordnung der Tiefgarage wird einerseits Raum frei für Nutzungen im Untergeschoss und die topografische Gliederung des Aussenraums. Andererseits ermöglicht der natürliche Unterbau des Platzes einen attraktiven und langlebigen Baumbestand, auch mit hoch wachsenden Sorten. Der baumbestandene Platz wird sowohl als stiller als auch als belebter Ort zum langfristigen Mehrwert für das Zentrum von Küsnacht.

Es resultiert ein vergleichsweise kleines oberirdisches Bauvolumen, welches aber trotzdem eine deutliche Gliederung des Stadtraums erlaubt. Dadurch ordnen sich die Bauten trotz der
- gegenüber den anvisierten Zielvorgaben - leicht grösseren Gebäudehöhe sehr zurückhaltend in die vorhandene Baustruktur ein.

In direkter Konsequenz aus der Interpretation der Topografie ist die Treppen- und Rampenanlage als Einschnitt entlang der Hangkante formuliert. Die Anlage bildet einen plausiblen Übergang zur Bahnanlage und konnte gegenüber der ersten Stufe durch geschickte Erweiterung des Bestandes deutlich verbessert werden. Die grosse Öffnung in der begrenzenden Mauer dient der räumlichen Erweiterung der Anlage und bildet gleichzeitig einen Hinweis auf die darüber angeordnete Platzanlage.

Die beiden Baukörper orientieren sich in Grösse und Proportionen an den jeweiligen Nachbarbauten und bilden damit den architektonischen Abschluss einer Reihe. Durch die Verwandtschaft in der architektonischen Gestaltung treten die beiden Bauten gleichzeitig in einen starken Dialog zueinander. Sie stehen sich in grosser Ähnlichkeit gegenüber und offenbaren ihre Unterschiede erst auf den zweiten Blick.

Während es sich beim südlichen Gebäude um ein Wohnhaus mit kommerziell genutztem Erdgeschoss handelt, wie es in der Nachbarschaft mehrheitlich vorkommt, signalisiert das nördliche Gebäude durch die perfekt quadratische Grundform und die Gliederung der Geschossigkeit seine spezifische Funktion.

Die architektonischen Mittel werden präzise eingesetzt mit einem deutlichen Fokus auf der Ausbildung des Erdgeschoss-Bezugs.

Die klassischen Gestaltungselemente der Architektur erzeugen in ihrer zeitgemässen Ausformulierung einen eigenständigen Ausdruck. Die Bauten signalisieren dadurch diskrete Öffentlichkeit und bilden mit dem Baumdach über dem Platz eine Atmosphäre von diskreter Repräsentation und grosser Aufenthaltsqualität.

Das im Grundsatz stufengerecht ausgearbeitete Projekt bleibt auf der Ebene der Nutzbarkeit im Tagesgeschäft einige Antworten schuldig.

Die Wettbewerbs-Darstellungen präsentieren die städtebauliche und architektonische Strategie und lassen Luft für die Inbesitznahme durch die Bevölkerung von Küsnacht. Die sorgfältig erarbeitete Ausgangslage bildet eine ausgezeichnete Grundlage, um diesen Nachweis in den kommenden Bearbeitungsphasen zu erbringen.

Das Projekt erreicht mit scheinbar minimalen Massnahmen eine maximale Wirkung. Es lotet die Qualitäten des Ortes aus und überzeugt durch seine adäquate, zeitlos elegante Gestaltung.
Die Vorgaben aus dem Mitwirkungsverfahren werden vollumfänglich integriert. „Schulze und Schultze“ verhilft Küsnacht zu der erwünschten Visitenkarte und vermag durch positive Strahlkraft die Entwicklung des ganzen Quartiers zu prägen.

Empfehlungen für die Weiterbearbeitung:
• Der architektonische Ausdruck der Gebäude ist in Zusammenarbeit mit der Auftraggeberin zu präzisieren. Insbesondere ist ein Gleichgewicht herzustellen zwischen dem Ausdruck als öffentliches Gebäude und der Einordnung in den eher mineralisch / mural geprägten Kontext.
• Der Glasanteil der Fassade ist in Abstimmung mit den Nutzungen zu überprüfen. Insbesondere ist auch dem sommerlichen Wärmeschutz ausreichend Beachtung zu schenken.
• Die Detaillierung des Aussenbereichs mit allen notwendigen funktionalen Elementen – wie beispielsweise die Aussenbeleuchtung, die Absturzsicherung zum Bibliothekshof oder ein allfälliger gedeckter Aussensitzbereich für das Bistro – ist in der weiteren Bearbeitung zu erläutern.
• Allenfalls sind zusätzliche Lagerflächen im Untergeschoss auszuweisen