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Begrenzt offener städtebaulicher Realisierungswettbewerb mit hochbaulichem Ideenteil | 10/2007

Innenstadtgestaltung Flörsheim

Übersichtsplan

Übersichtsplan

2. Preis

Schaller Architekten Stadtplaner BDA

Architektur

Erläuterungstext

1. Städtebauliche Figur

Für eine reine Blockinnenentwicklung, abgeschieden labyrinthisch, wie die Gänge in Lübeck oder die Fuggerei fehlen die Voraussetzun-gen. Die Eisenbahnstraße kommt von weit her, sie einfach an der Wickerer Straße in einem Torweg versickern zu lassen, scheint uns schlechterdings nicht möglich.
Wir führen sie also weiter, öffnen den Straßenraum zum Platz, so dass altes und neues Rathaus als Zwilling in das Blickfeld geraten (bitte Perspektive einfügen) und lassen sie einen glaubhaften Abschluss in dem eigentlichen Rathausplatz finden.


2. Struktur und Typologie

Wir bilden also zwei Baublöcke. Jeder hat seine eigene Typologie.
Im Norden ist es das klassische Stadthaus, nicht so typisch für Flörsheim, eher eine genuin städtische Hausform mit der Möglich-keit, Arbeiten und Wohnen zu kombinieren, Vielfalt und Flexibilität im Wohnungsangebot, knapper aber ausformulierter Eingangssituation an der Straße. Man wohnt nach Süden zur Straße, das Auto steht unter Bäumen vor dem Haus oder in der Tiefgarage unterm Haus, man schläft zurückgezogen zum kleinen Gartenhof nach Norden, kühl, ruhig.

Im Süden wohnt es sich eher klassisch fränkisch: von der Straße über den Hof ins Haus, das Wohnzimmer zum Garten, die Garage im Haus. Man kann als Großfamilie, Mehrgenerations-haushalt oder kleine Hausgemeinschaft zusammen leben, die älteren zu ebener Erde, die Jüngeren mit Terrasse in den Obergeschossen, alle gemeinsam zur Kaffeetafel oder Abend-schoppen im Hof, mit oder ohne Nachbarn.

Der Garten geht zur Kapelle hinaus, die Teil einer Anlage für be-treutes Wohnen mit offenem Seniorentreff und Gesundheitsstation werden könnte - ein „Beginenhof“, mitten im Ort neben Rathaus, Park und Kirche könnte entstehen.


3. Das Rathaus

Neues und altes Rathaus bilden ein spannungsreiches Ensemble: Das neue Rathaus zeigt Gesicht zum Platz mit Ratssaal und Loggia. Im Innern öffnet sich das Foyer in voller Höhe zum alten Rathaus. Derartig in Szene gesetzt kann die alte Villa als Sitz der Stadtspitze und Standesamt ihre idyllischen und repräsentativen Qualitäten auf dem Hintergrund des Rathausgartens wirkungsvoll einbringen.


4. Stadtraum und Nutzung

Autos gehören zum Straßenbild, sollen die Szene aber nicht dominieren. Trotz der verlangten hohen Anzahl von oberirdischen Stellplätzen haben wir uns entschlossen, sie nicht separiert sondern in den Straßenraum integriert anzubieten, um eine zusammenhän-gende Raumfolge zu erreichen. Die Anordnung auf dem Mittelstrei-fen unter Bäumen hält das unmittelbare Vorfeld der Häuser vom ruhenden Verkehr frei. In Zeiten geringer Nutzung durch Kunden- und Rathausverkehr werden attraktive Platzflächen unter Bäumen für andere Nutzungen (Spiel, Quartiersfest, Flohmarkt etc.) frei. Die Dauerparkplätze sind unterhalb der Platzfläche angeordnet. Die Baumreihen darüber erfordern eine großzügige Erdüberdeckung (ca. 1,50m), alternativ unter Verzicht auf TG-Stellplätze Erdkerne für die Baumstandorte.

Die Versiegelung macht Rückhaltemaßnahmen für das anfallende Niederschlagswasser sinnvoll, das gesammelt für die Bewässerung der Außenanlagen genutzt, aber auch zur Gliederung und Belebung des Straßenraums als „Wasserkunst“ eingesetzt werden kann.

Rathausplatz und Ratsstube gehören zusammen. Die damit verbun-dene Außengastronomie soll die Schwelle zur Bahnhofstraße be-setzen – unter einem einzelnen Baum, der in den Straßenraum hineinragt. Bahnhofstraße und Riederstraße sollen im Kreuzungsbereich aufgepflastert und mit dem alten Wegekreuz in die Platzfolge einbezogen werden.


5. Materialität

Die Freiflächen sollen einen feinkörnigen ungerichteten Belag erhalten, der als alles verbin-dender Untergrund für Bäume, Häuser, Treppen, Mauern, Steine und Rinnen wirkt. Nur der Rathauseingang bekommt einen Teppich aus großformatigen Platten vorgelegt, der durch das Foyer und den Rathaushof bis zum alten Rathaus durch-gezogen wird. Die rückwärtigen Wege im Rathauspark erhalten wassergebundene Decken.


6. Architektur

Wichtig für eine geschlossene Ensemble-Wirkung ist die Wiederkehr von Motiven und Material. Wenn die architektonische Handschrift deutlich und robust ist, wirkt die individuelle Abweichung als Be-reicherung. Wir haben eine kubische Formensprache gewählt – aber nicht über Dachform und Fensterproportionen entscheidet sich, ob das neue Ensemble sich in den Bestand einfügt, sondern über Duktus, Maßstab und ob es gelingt, überzeugende Situationen anzulegen, Eingangssituationen, Schwellenbereiche, Übergänge, Straßen- und Platzwände, Räume mit Atmosphäre, reizvolle Perspek-tiven.






Lageplan/Bebauungskonzept

Lageplan/Bebauungskonzept

Modellfoto

Modellfoto

Blick aus dem Atrium auf das alte Rathaus

Blick aus dem Atrium auf das alte Rathaus

Blick von der Loggia der nördlichen Gebäudezelle auf den Platz

Blick von der Loggia der nördlichen Gebäudezelle auf den Platz

Modellfoto

Modellfoto