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Plangutachten als kooperatives Verfahren. | 04/2009

Plangutachten Prediger

Blick vom Johannisplatz

Blick vom Johannisplatz

1. Rang

architektur:labor martin hoiker

Architektur

Erläuterungstext

Entwurfskonzept – Idee
Heute ist der Prediger insgesamt als ein Kulturzentrum in Mitten der Stadt zu begreifen, kulturelle Mitte und sichtbarer Teil städtischen Lebens. Die gegenwärtige Nutzung des Predigers als Kulturzentrum steht im Kontrast zur ursprünglichen Anlage als Kloster und der dadurch begründeten introvertierten Organisation des Gebäudes. Es gilt deshalb diese neue Nutzung zu stärken und deutlicher von außen ablesbar zu machen.
Mit dem Entwurf werden deshalb mehrere Ansätze verfolgt:

• Öffnen des Predigers als Kulturzentrum in Mitten der Stadt.
• Der Eingang des Predigers ist bereits vom Marktplatz aus deutlich zu finden. Die beiden Nutzungsschwerpunkte, Museum und Veranstaltungsnutzung, treten hier deutlich ablesbar in Erscheinung. Der Prediger ist Anlaufpunkt für Bürger und Gäste der Stadt.
• Der neue Haupteingang verknüpft Johannisplatz und den Innenhof des Predigers. Es entsteht eine Abfolge von Plätzen mit dem Kulturhof als überdachten, öffentlichen Raum.
• Das historische Treppenhaus wird freigestellt und neu betont – eine zentrale Erschließung.
• Aufwertung des Innenhofs, durch die Entlastung von seiner heutigen Erschließungsfunktion. Dadurch entwickelt sich dieser zu einem überdachten Kulturhof mit Aufenthaltsqualität. Ein Museumscafé lädt zusätzlich zum verweilen ein.
• Öffnen von Sichtachsen zwischen Innenhof, Johannisplatz, Bocksgasse und Predigergäßle. Verknüpfung von Innen und Außen, die Nutzungen des Gebäudes treten nach Außen in Erscheinung.

Neuer Haupteingang
Der neue Haupteingang ist signifikanter Auftakt des Predigers. Die unterschiedlichen Nutzungen sind hier bereits präsent. Das Museum mit Kasse und Museums- Shop, Veranstaltungen mit Kasse und Information. Der neue Eingang dient als Ausgangspunkt für Stadtführungen und als Anlaufpunkt für Gäste der Stadt. Die Nutzung des Predigers als Kulturzentrum tritt deutlich in Erscheinung. Der Neubau als vorgestellter Baukörper respektiert den Bestand. Gestaltung und Kubatur nehmen Bezug auf die Gliederung der Fassade. Eingriffe in die historische Baussubstanz werden minimiert.

Erschließung
Zugänge und Anlieferung werden entzerrt. Der Neue Haupteingang bildet mit dem historischen Treppenhaus und dem Personenaufzug die zentrale Erschließung. Der Zugang von der Bocksgasse wird mit dem Kreuzgang verbunden, dadurch werden gemeinsame Ausstellungen mit der Galerie im Chor, der Galerie im Prediger und dem Museum im Prediger erleichtert und intern erschlossen. Hier befindet sich auch an zentraler Stelle die Garderobe.
Die Anlieferung erfolgt vom Predigergäßle, hier befindet sich der neue Lastenaufzug mit dem vom Erdgeschoß bis ins Dachgeschoß alle Ebenen andienbar sind. Depots und Lagerräume sind direkt angebunden, Saal und Bühne sind auf kurzem Wege zu erreichen.
Die bestehende Treppe im Innenhof wird zurückgenommen und durch eine dezentere Verbindung ersetzt. Die beiden Fluchttreppenhäuser werden renoviert und können als normale Verbindung genutzt werden. Dadurch wird auch eine interne Erschließung des Museums ermöglicht.

Zentraler Innenhof
Der Innenhof wird aufgewertet, es entsteht ein Raum mit Aufenthaltsqualität, der auch für Veranstaltungen und Wechselausstellungen genutzt werden kann. Durch die Schaffung von Blickachsen und Sichtbezüge zu Johannisplatz und Bocksgasse rückt dieser Kulturhof in den Mittelpunkt städtischen Lebens. Das bestehende Glasdach wird energetisch saniert. Die bestehende Lüftungstechnik wird umgerüstet und kann als Freiluftgerät auf dem „Flachdach“ platziert werden.
Die „Wolken“ entfallen. Mittels einer textilen Membran wird der Innenhof natürlich belichtet. Die Höhe des Innenhofes und damit die Kubatur bleibt unverändert, die bestehende Tragstruktur kann erhalten werden. Tageszeit und Witterung werden erlebbar, direkter Sonneneinfall jedoch vermieden. Als Tageslichtdecke kann die Membran zusätzlich beleuchtet werden, so dass auch nachts unterschiedliche Lichtstimmungen denkbar sind. Zusätzlich ist die vorgeschlagene textile Membran akustisch wirksam, so dass auch eine akustische Verbesserung erreicht wird. Die Möblierung mit schlichten Bänken lädt zum Verweilen ein und unterstreicht den Eindruck eines lediglich überdachten, städtischen Platzes.
Im ersten Obergeschoß entsteht ein offener Umlauf, der Teils als Foyer der Säle dient, Teils als öffentliche Ausstellungsfläche des Museums, beispielsweise als Skulpturengang, genutzt werden kann. Blickbezüge zum Innenhof verknüpfen Kulturhof und Museumsnutzung. Der Steg im zweiten Obergeschoß wird eingehaust und als Ausstellungsfläche des Museums genutzt. Der Balkon vor dem Großen Saal wird dadurch gestärkt und Störungen zwischen Museum und Veranstaltungen ausgeschlossen.

Neuer Großer Saal
Die Orientierung des Saals wird gedreht. Dadurch wird der gesamte Raum erlebbar. Raumhohe bodenlange Fenster schaffen eine großzügige Raumwirkung. Die Bühne wird im Osten platziert, die Empore entfällt. Eine Gegenlichtsituation wird vermieden, Fenster können geöffnet bleiben. Die Sicht zur Bühne ist nicht mehr eingeschränkt, eine parallele Bestuhlung wird möglich und dadurch eine optimale Ausnutzung des Saales.
Die Akustik wird verbessert da die nun schräge Saalrückwand ein Echo verhindert. Die Bühne als frei eingestelltes Element wird in der gesamten Breite bespielbar. Großer und kleiner Saal sind direkt verbunden, die Küche dient beide Säle an. Die Künstlergarderoben im zweiten Obergeschoß sind durch eine Treppe direkt an die Bühne angebunden. Größere Gruppen und Orchester können sich im kleinen Saal vorbereiten und die Bühne von hinten betreten.
Für die verschiedenen Nutzungen des Saales, werden neue stapelbare Stühle vorgeschlagen. Dadurch ist eine variable Bestuhlung möglich, die auf unterschiedliche Veranstaltungsgrößen reagieren kann. Im Normalfall sind so 418 Sitzplätze verfügbar, eine maximale Anzahl von 455 ist möglich. Das Stuhllager befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Saal. Die Bühnentechnik und Beleuchtung wird für die üblichen Veranstaltungen eingerichtet, Traversen und Befestigungskonstruktionen werden aber so ausgelegt, dass bei größeren Konzerten und Theaterveranstaltungen die Technik problemlos erweitert werden kann. Die Saaldecke wird als Lichtdecke, ähnlich der Konstruktion über dem Innenhof, ausgeführt. Zur Saalverdunkelung dienen Klappläden, die zudem akustisch wirksam ausgeführt werden. Zusammen mit den Schallreflektoren über der Bühne und der schrägen Saalrückwand wird eine optimale Raumgeometrie und dadurch eine sprachverständliche Akustik erreicht, die auch ohne elektroakustische Verstärkung bis in die hinteren Sitzreihen trägt.


Mitarbeit:

Juanita Cárdenas, Architektin
Martina Kübert, Architektin



IB bauwachsam Bauphysik, Fellbach
IB Karbus, Tragwerksplanung Friedrichshafen
Grundri? Erdgescho?

Grundri? Erdgescho?

Grundriss 1. Obergeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

Kulturhof im Prediger

Kulturhof im Prediger

Schnitt Kulturhof

Schnitt Kulturhof

Ansicht Ost

Ansicht Ost