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Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren | 06/2005

Umbau und Erweiterung des Hauses der Kultur und Bildung (HKB) Neubrandenburg zu einem Medien- und Veranstaltungszentrum

3. Preis

AssmannSalomon AS

Architektur

Erläuterungstext




Mit Respekt das Alte bewahren, sinnvoll das Neue arrondieren
- nachhaltig ein Ganzes formen

Das ehemalige “Haus der Kultur und Bildung“ inmitten Neubrandenburgs soll zu einem räumlich und inhaltlich zeitgemäßen Medien- und Veranstaltungszentrum umgebaut werden. Dabei ist für den denkmalgeschützten Bestand der Grad des Erhalts genauestens nach Wirtschaftlichkeit und Anforderung neuer Facilities abzuwägen. Die Erfahrung zeigt, dass bedingungsloser Erhalt oftmals zu Nutzungseinschränkungen und weiter zu erhöhten Baukosten - andererseits schonungsloser Abriß zu Identitätsverlust führen kann.

Sogesehen geht dieser Entwurf den Weg der Mitte: Mit oberster Priorität wird das “Gesicht“ zum Markt bewahrt. Das städtebauliche Ensemble Turm - Halle - Saalbau soll in seinen Volumina erhalten bleiben und nachher wie vorher die Szenerie zum Platz bestimmen. Des weiteren wird der “Große (alte) Saal“ samt Foyer räumlich erhalten, so dass der bestehende Saalbau auch zukünftig in Form, Funktion und Proportion sinnfällig erscheint. Hinter dem Alten stehend nimmt der neue zweigeschossige Ergänzungsbau dann das Gros der weiteren Nutzungen auf. Aus ihm ragt der dreigeschossige Kern der Bibliothek. Quasi das Alte zitierend, nicht überformend vermittelt die “Dopppelung“ konkurrenzlos und selbstredend das neue Ganze mit den beiden Programmschwerpunkten Medien- und Veranstaltungszentrum.

Beide “Häuser“ sind so konzipiert, dass sie gemeinsam oder auch wahlweise getrennt erschlossen werden können. In diesem Sinne ist das Veranstaltungszentrum ebenso in verschiedene Nutzungsbereiche zoniert und, getrennte Veranstaltungen vorausgesetzt, auch teilbar.

Über den Platz betritt man jeweils das bzw. die Foyers. In der ehemaligen “Querhalle“ befinden sich neben front- und back offices das Club-Restaurant und ein Lesecafé. Gleichermaßen zu den Funktionseinheiten wie zum Platz hin orientiert bilden sie den genmeinsamen Kommunikationsbereich für das gesamte Medien- und Veranstaltungszentrum. Das ehemalige Foyer des Saalbaus wird auch weiterhin großzügig und mehrgeschossig als Foyer und Ausstellungsraum genutzt. Im 2.OG befinden sich an dieser Stelle die Rundfunkräume und das Stadtfernsehen mit “medialer Transparenz“ zum Platz.

Großer und Kleiner Saal bilden über ein von oben mit Tageslicht belichtetes großzügiges Seitenfoyer die gewünschte Einheit für Großveranstaltungen. Weitere Veranstaltungsräume im Erd- und 1.Obergeschoss können wahlweise hinzu geschaltet oder separiert von Volkshochschule bzw. der Niederdeutschen Bühne genutzt werden. Die Bühne im großen Saal ist versenkbar und direkt vom KG sowie seitlich über den Lastenaufzug und Bereitstellungsraum zu bedienen. Backstage befinden sich zugehörige Nebenräume und Künstlergarderoben mit eigenem Zugang.

Das Medienzentrum wird über den zentral angeordneten Bibliotheksraum räumlich und programmatisch strukturiert. Im Erdgeschoß befindet sich die Kinder- und Jugendbibliothek. Neben dem direkt zugeordneten Veranstaltungsraum stehen hier auch mehrere begehbare “Bücherkisten“ in denen Kinder spielerisch den Umgang mit Büchern, Literatur und Medien erfahren können. Gleichzeitig gibt es über große Öffnungen in der Decke zum Untergeschoß den räumlichen Verbund (Hinweis) auf das Stadtarchiv und die Museumsbibliothek. Sie kann ebenso wie die Nutzungen aus Medieninfo, Bildung und Kultur über den Nebeneingang Glinekestraße erschlossen werden. Die dem Buchbetrieb zuzuordneten Bibliotheksbüros befinden sich unmittelbar an die Verbuchung anschließend mit eigener Andienung an der Stargarder Straße.

Ebenso an der Stargarder Straße sind im 1. Obergeschoß die Leseräume der “Erwachsenenbibliothek“. Einerseits räumlich und akustisch abgelegen vom lebendigen Erdgeschoß – andererseits transparent zur Straße, somit in den Stadtraum weisend. Alle weiteren Büronutzungen des Medienzentrums sind im 2. Obergeschoß untergebracht. Über das dreigeschossige Atrium entsteht in der gesamten Bibliothek ein räumlicher Zusammenhang bzw. “Medialer Verbund“.

Neue wie alte Gebäude sind weitestgehend in Skelettbauweise aus Stahl bzw. Stahlbeton ausgeführt. Das ermöglicht auch bei hohen Lasten äußerst effiziente und kostengünstige Tragwerke bei gleichzeitig höchster Flexibillität im Ausbau. Die Glasfassaden der ehemaligen Gebäude werden weitestgehend saniert und über eine zweite Glashaut geschützt und dauerhaft erhalten. Die belüftete Twinfassade ist außerdem Garant für ein bauphysikalisch und ökologisch hochwertiges Fassadensystem im Sinne eines zukunftsorientierten und nachhaltigen Bau- und Nutzungsstandards. Analog des städtebaulichen Konzeptes ist der “Bibliotheksquader“ mit einer hinterlüfteten Sichtmauerwerkschale umkleidet. Im Inneren der Gebäude ist das Erscheinungsbild weitestgehend über materialsichtige Oberflächen geprägt.

Aus den unterschiedlichen Aspekten Architektur, Tragwerk, und Gebäudetechnik ist das TGA-Konzept unter Berücksichtigung der Nutzungsansprüche zu optimieren. Neben der Effizienz der Anlagensysteme spielen thermische und visuelle Behaglichkeit eine wesentliche Rolle. Im Ergebnis bewirkt eine Kombination aus ressourcenschonenden Systemen bei hoher Versorgungssicherheit den höchsten Grad an Wirtschaftlichkeit, was sich, trotz teilweise redundanter Systeme, in geringeren Investitions- und Folgekosten wiederspiegelt.