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Einladungswettbewerb | 04/2016

Neubau eines Hostels mit dem Nutzungskonzept der SUPERBUDE

ein 2. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

HUPE FLATAU PARTNER

Architektur

Erläuterungstext

Die neue SUPERBUDE ist Teil der Vergnügungsarchitektur auf St. Pauli und bildet durch ihre Lage den Gelenkpunkt zwischen den Flügeln Heiligengeistfeld/Dom auf der einen und der Reeperbahn auf der anderen Seite. Gegenüber dem großmaßstäblichen Bürogebäude Millerntor 1 gibt sich das verhältnismäßig viel kleinere, neue Haus in seiner städtebaulichen Haltung selbstbewußt.
Es bezieht sich in der Kubatur auf die kleinteilige Stadtstruktur des angrenzenden St. Pauli und "vertritt" diese in der großräumlichen Situation an der Budapester Straße.
Nicht nur die Fassaden sondern auch das Dach sind grün und werden als solches von den umliegenden hohen Häusern eingesehen.

Mit seinem geringen Fensterflächenanteil wirkt der Baukörper sehr skulptural. Das bewachsene Volumen gliedert sich in Anlehnung an die benachbarte Bebauung in Einzelvolumen, die gegeneinander verschoben sind: Entlang der "Skyline" an der Budapester Straße vertikal zueinander, während sich Einzelvolumen als Erker in den Raum der Simon-von-Utrecht-Straße schieben.
Diese Skulptur setzt sich in den Dachflächen fort und sitzt auf einem Erdgeschoss als gläserner Sockel.

Verschiedene Pflanzen wie immergrüner Efeu, wilder Wein, der mit den Jahreszeiten die Farbe seines Blattwerkes wechselt und Bougainvillea, die mit ihrer Blütenpracht den Sommer feiert, bilden ein buntes Kleid im Wandel der Jahreszeiten. Die Pflanzen wachsen von unten, oben und auf "halber Höhe" auf den Erkerfenstern in der Fassade, wo sie automatisch bewässert werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Jury lobt den klaren, konzeptionell schlüssigen und kraftvollen Ansatz des Verfassers mit seinem Anspruch einer konsequenten Umsetzung der geforderten Fassadenbegrünung. Die Staffelung des Gebäudekörpers mit den Vor- und Rücksprüngen der Fassade kann die Jury gestalterisch überzeugen. Der Erdgeschossbereich wirkt sehr einladend und offen. Es wird von der Jury jedoch kritisch hinterfragt, ob die vorgesehen Markisen sich baurechtlich realisieren lassen und der Standort die dargestellte Aufenthaltsqualität überhaupt zulässt.

Der maßgebliche Kritikpunkt ist die benötigte Dauer bis zur erforderlichen und - in noch wesentlich höherem Umfang - der gewünschten Wirkung der Fassadenbegrünung, weil der Bewuchs eine lange Wachstumszeit hat. Auch das geplante Fassadenoberflächenmaterial (Foamglas) wird sowohl unter gestalterischen als auch unter technischen Gesichtspunkten als eingeschränkt geeignet eingeordnet. Außerdem wird bezweifelt, ob ausreichend Substrat für eine derart umfangreiche Begrünung vorhanden ist und die Langlebigkeit und Nachhaltigkeit der Begrünung gegeben wäre. Die Jury geht davon aus, dass mehr Substrat erforderlich sein wird, dessen Unterbringung im gewachsenen Boden zu realisieren ist – entsprechende negative Rückschlüsse ergeben sich hier in Bezug auf die transparent und öffentlich dargestellte EG – Zone. Auch das potenzielle Problem der Insekten- und Vogelansiedlung an der Fassade wird kritisch hinterfragt.

Die Jury geht davon aus, dass die Realisierung der Fassade Kosten verursachen würde, die im Rahmen des vorgegebenen Kostenlimits nicht darstellbar sind. Außerdem bemängelt die Jury die technische Organisation des Gebäudes hinsichtlich der Führung von Schächten. Eine Korrektur dieser Mängel hätte aus Sicht der Jury auch Einfluss auf die architektonische Qualität des Gebäudes. Abschließend kommt die Jury zu der Einschätzung, dass der Entwurf einen mutigen und konsequenten Ansatz verfolgt, den es zu würdigen gilt; dennoch gibt es starke Zweifel hinsichtlich der Realisierbarkeit der dargestellten Fassadenbegrünung.