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Projektwettbewerb im selektiven Verfahren | 11/2023

Umbau und Erweiterung Sustlihütte SAC (CH)

Engere Wahl

Bosshard & Luchsinger

Architektur

Vetter Schmid Architekten

Architektur

Lauber Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Die 100-jährige Transformationsgeschichte der Sustlihütte bildet den entwerferischen Ausgangspunkt für den Projektbeitrag „AMPHIBOLIT“. Unter Wahrung der Integrität der Ursprungshütte erfolgt die geforderte Erweiterung mittels einer Überformung des heutigen Hauptvolumens. Die etwas schwerfällig wirkende Architektur des symmetrischen Baus aus den 1993-er Jahren wird dabei zu einer neuen Gebäudefigur transformiert. Den Projektverfassern gelingt es eindrücklich Bestehendes und Neues zu einem neuen silhouettenhaften Erscheinungsbild zu verknüpfen.

Der Erhalt und der Einbezug der bestehenden historischen Substanz werden durch die Denkmalpflege begrüsst. Der Ursprungsbau bekommt durch seine angedachte Rolle als Portalbau eine besondere Bedeutung zu. Das durch die Weiterentwicklung und Überformung des Hauptgebäudes veränderte Erscheinungsbild der Sustlihütte wird aus denkmalpflegerischer Sicht aber auch kritisch beurteilt und im Beurteilungsgremium kontrovers diskutiert.

Durch die Umnutzung der Ursprungshütte als „Pförtnerhaus“ wird die alte Zugangssituation beim westseitigen Ankunftsort reaktiviert. Auf der Ostseite verbleibt, mit Bezug zum Helikopterlandeplatz, der Zugang für die Anlieferung im Sockelgeschoss. Die südliche vorgelagerte Aussenterrasse bleibt unverändert.

Der Projektvorschlag vermag auch in der Bearbeitung im Grundriss mit einer durchdachten Raumstruktur und den betrieblichen Abläufen mehrheitlich zu überzeugen. Die einzelnen Nutzungsbereiche sind konsequent auf den jeweiligen Geschossen organisiert. Im Sockelgeschoss mit dem ostseitigen Anlieferungszugang befinden sich sämtliche für den Hüttenbetrieb notwendigen Lager- und Haustechnikräume, sowie alle Personalräume für das Hüttenwartsteam. Im Erdgeschoss gelangt man über den neuen Haupteingang mit dem angegliederten Schuh- und Trocknungsraum direkt zum zentral gelegenen Erschliessungsbereich mit der Treppe, der Empfangstheke bei der Küche und den Zugängen der beiden Aufenthaltsräume. Die gut dimensionierten Aufenthaltsräume sind über die mehrseitige Belichtung und Ausrichtung sehr attraktiv. Im Ober- und Dachgeschoss befinden sich die Gästeschlafräume in Zimmern mit unterschiedlicher Grösse von 4-12 Schlafplätzen. Die neue, zentral positionierte Treppe verbindet alle Nutzungen effizient und übernimmt zugleich die Funktion als vertikaler Fluchtweg über alle 4 Geschosse. Die Sanitärräume der Toiletten und der Waschräume sind inkl. dem Fäkalienraum ideal auf drei Geschossen übereinander angeordnet. Die einfache und klare Wegführung und Orientierung für die Gäste innerhalb der Hütte und die gute Tagesbelichtung der Erschliessungsbereiche überzeugen. Nicht verständlich und wenig attraktiv ist die Anordnung der Zimmer für den Hüttenwart und das Personal im Sockelgeschoss. Das Betreiben einer Hütte über 4 Geschosse wird nicht unmöglich, aber aus Sicht des Hüttenwarts eher kritisch beurteilt.

Der architektonische Ausdruck der Sustlihütte wird in Anlehnung an die Ursprungshütte wieder über eine Verkleidung aus grossformatigen Holzschindeln geprägt. Geschickt werden die PV- und Solarmodulen mit den Fenstern in Bändern zusammengefasst und erzeugen zusammen mit dem neuen Natursteinsockel eine gut proportionierte horizontale Fassadengliederung. Sehr begrüsst wird die Wiederverwendung der rückgebauten Holzbauelemente des Daches und der Natursteinfassaden.

Dem Projektbeitrag „AMPHIBOLIT“ gelingt es auf überzeugende Art und Weise, die historisch mehrfach veränderte und transformierte Sustlihütte stimmig zu einem neuen Ganzen weiterzuentwickeln. Die grosse Qualität des Entwurfes besteht in der Konsequenz, mit der sämtliche Aspekte des Entwurfes, von der volumetrischen Setzung mit dem geringen neuen Fussabdruck, über die architektonische
Ausformulierung bis hin zur Konstruktion und Materialisierung, sowie der Wiederverwendung von Bauteilen sehr stringent und sorgfältig durchgearbeitet wurden.