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Einladungswettbewerb | 07/2023

Umbau und Erweiterung Weissmieshütten in Saas Grund (CH)

2. Rundgang

RHA Roman Hutter Architektur

Architektur

Lauber Ingenieure AG

Bauingenieurwesen, Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt «2726» schlägt vor, die Erweiterung der Weissmieshütte auf den Fussabdruck der Haupthütte zu beschränken und das gewachsene Ensemble zu erhalten. Mittels kompaktem Gebäudevolumen und platzsparender Grundrissorganisation soll eine wirtschaftliche Intervention erreicht und das Raumprogramm erfüllt werden. Der murale Ausdruck der Haupthütte wird weitergeführt und die Identität als Bergunterkunft beibehalten. Die Verfassenden beabsichtigen mit ihrem Projekt den Eingriff in die sensible Berglandschaft möglichst gering zu halten und topographische Veränderungen weitgehend zu vermeiden. Die vertikale Erweiterung und Aufstockung um zwei Geschosse erfolgt mittels einem Hybridbau - das traditionelle Bruchsteinmauerwerk gelangt auch für die Aufstockung als Verkleidung der tragenden Massivholzelemente zur Anwendung. Die innere Organisation entwickelt sich über insgesamt sechs Geschosse. Eine neue Vertikalerschliessung führt durchgängig bis ins dritte Obergeschoss. Die Räumlichkeiten für die Hüttenfamilie sowie der Schuhraum und die Lagerräume liegen im ersten Untergeschoss. Vertikalerschliessung und Küche tauschen die Seiten. Die Gaststube im Erdgeschoss bleibt weitgehend bestehen. Die drei Obergeschosse dienen dem Schlafen - jede Etage weist eine Nasszelle auf. Bei der alten Hütte wird die kleinstmögliche Eingriffstiefe gesucht, um diese als historischen Zeitzeugen erlebbar zu lassen. Durch die Aufstockung erhält die Haupthütte ein volumetrisch klares, turmhaftes Erscheinungsbild. Die exponierte Lage an der Hangkante des Felsplateaus wird durch die vorgeschlagene Mehrhöhe des neuen Gebäudevolumens noch akzentuiert. Im eindrücklichen Landschaftsraum der Umgebung erscheint ein solcher Akzent in solitärer Setzung durchaus verträglich. Die konkrete Situation in unmittelbarer Nachbarschaft der alten Hütte lässt jedoch bezüglich Angemessenheit und Wirkung im vorhandenen Ensemble Fragen offen. Die Aufstockung wird mittels Dachform des Vorgängerbaus aus dem Jahr 1960 abgeschlossen. Dieser Rückgriff erscheint eher gesucht, sind doch die Proportionen nach der Aufstockung gänzlich andere. Die konsequente Verwendung der Bruchsteine als Natursteinvorsatzschale führt zu einem einheitlichen Bild der Fassaden. Das neue Ganze erhält durch die gewählte Materialisierung der Aussenhülle einen soliden, adäquaten architektonischen Ausdruck. Die der konstruktive Aufbau ist durchdacht und sorgfältig dargestellt. Infolge des Einbaus einer normkonformen Vertikalerschliessung erfordert der Eingriff in die Substanz im Innern eine grössere Tiefe als die Ansichten von aussen vermuten lassen. Bereits ab dem ersten Untergeschoss wird der Bestand bis auf die Grundmauern und Balkenlagen rückgebaut. Bei der Umsetzung des Raumprogramms berücksichtigt der Vorschlag die bestehende Raumstruktur jedoch weitestgehend. Ausgehend von der zweiläufigen Vertikalerschliessung sind die drei Schlafgeschosse praktisch identisch organisiert. Die pro Geschoss vorhandenen Nasszellen ergeben einen guten Komfort, sind jedoch in dieser Anzahl nicht gefordert. Die Diversität der Zimmergrössen ist vergleichsweise beschränkt - es überwiegen 12er-Zimmer. Im Erdgeschoss überlagern sich beim Haupteingang verschiedene Funktionen auf engem Raum. Die beiden Gaststuben sind mit 90 Personen eng bestuhlt und bieten kaum Stauraum für Wintergäste. Der Tagesgast nutzt die Toilettenanlage im ersten Untergeschoss, welche durch den Schuhraum erreicht wird. Der Bereich des Hüttenwarts ist ausreichend dimensioniert und funktional organisiert. Die räumliche Distanz zu den beiden Personalzimmern im dritten Obergeschoss wird, ebenso wie die Bewirtschaftung der Hütte über insgesamt sechs Geschosse, kontrovers beurteilt. Die Anforderungen an den Brandschutz sind erfüllt. Das insgesamt kompakte Bauvolumen verlangt durch seine Gesamthöhe nach einer statischen Ertüchtigung der Bestandsgeschosse. Auch die durchgängige Verwendung des Bruchsteinmauerwerks für die aufgestockten Geschosse wirkt sich kostentreibend aus. Die Investitionskosten liegen leicht über dem angestrebten Kostenrahmen. Die Jury würdigt den Vorschlag insgesamt als wertvollen Beitrag im Sinne des Weiterbauens am Bestand. Die Aufstockung um zwei Geschosse, in Kombination mit der Bruchsteinfassade, lässt die Hütte fast wehrhafte Züge annehmen. Die innere Organisation und konstruktive Durchbildung sind überlegt und sorgfältig dargestellt. Die Jury bemängelt die wuchtige Erscheinung der aufgestockten Haupthütte in unmittelbarer Nachbarschaft zum Berghotel 1894 sowie die Notwendigkeit einer Bewirtschaftung über sechs Geschosse.