modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2004

Jugendherberge Altenau

Perspektive Zufahrt

Perspektive Zufahrt

2. Preis

kerck + partner landschaftsarchitekten mbB

Landschaftsarchitektur

architekten drei+

Architektur

Erläuterungstext

Baulicher Realisierungswettbewerb Neubau Jugendherberge Altenau _ Erläuterungsbericht


_Städtebauliche Einordnung & Landschaft

Altenau hat einen prägnanten historischen Ortskern, der die kultur-/ und siedlungsspezifische Ausprägung der Oberharzer Bergstädte ´archetypisch´ widerspiegelt. Die überwiegend erst im 15. Jh. errichteten Berg-/ und Hüttensiedlungen im Oberharz entstanden, ungeachtet topographischer oder verkehrlicher Gegebenheiten, an Kreuzungspunkten von Erzadern und Wasserläufen – so auch Altenau.

An die im Tal der Oker befindliche Altstadt grenzt südlich, auf einer Anhöhe, ein Neubaugebiet. Am südlichen Ortseingang, an dessen Rand, liegt entlang der B 498 der Wettbewerbsbereich.
Dieser ist geprägt durch eine, das Grundstück 3-Seitig begrenzende Wohnnutzung. Süd-östlich wird das zum Ortskern abfallende Gelände durch die B 498 (Auf der Rose) begrenzt, über die die Erschließung des Grundstücks erfolgt.

Um die Reliefenergie des Geländes optimal zu nutzen, wird eine typische Harzlandschaft nachempfunden. Das Konzept der Freiflächen wiederholt die Zonierung der Berglandschaft im Kleinen:
Stadt, Kulturlandschaft, Wald.
Der gesamte Eingangs- und Erschließungsbereich liegt an der tiefsten Stelle des Grundstückes. Eine Reihe von Säulenebereschen an der Nord-Ost-Grenze nimmt die Flucht des Gebäudes auf und bindet das Gelände in sein städtisches Umfeld ein.
Auf der Westseite des Gebäudes schließt sich an die vorgelagerte Holzterrasse die typische Kulturlandschaft in Form einer sanft ansteigenden Obstwiese an. Es werden vorrangig Zier- und Wildobstarten verwendet. An der höher gelegenen Westgrenze wird eine Waldkulisse aus Fichten, Buchen und Eichen aufgebaut, die den absehbaren Verlust des angrenzenden Waldes auffangen wird.

Die funktionalen Ansprüche an das Gelände sind entsprechend seiner Gestaltung in drei Bereiche gegliedert:
An der straßennahen südlichen und östlichen Grundstücksseite befinden sich der Eingangsbereich mit der Zufahrt, die Anlieferung mit dem Wirtschaftshof und die Anbindung an die Stadt und den Parkplatz. Der Eingangsbereich ist großzügig als offene Platzfläche geplant. Hier können sich gefahrlos mehrere Besuchergruppen aufhalten, während Busse an- und abfahren.
Der Bereich der Obstwiese wird durch eine Mauer von dem öffentlichen Eingangsbereich getrennt. Diese Mauer hält gleichzeitig den Verkehrslärm aus dem Grundstück. Durch einen bepflanzten Wall entlang der Nord- und Westgrenze (ca. 5 m breit und 1,5 m hoch) wird die Lärmemission nach außen minimiert.
In diesem Bereich der „Kulturlandschaft“ sind Aufenthaltsbereiche für alle Altersgruppen integriert: Ein Sportfeld mit mehreren Spielfeldmarkierungen ermöglicht Mannschaftssport wie Volleyball oder Badminton. Auch einfaches „Bolzen“ ist hier möglich. Für kleinere Kinder ist eine ebene Spielplattform in den Hang modelliert.
Der Waldbereich dient nicht nur als „Harzkulisse“, sondern bietet auch Raum zum Rückzug. Ein Grillplatz mit Grillhütte sowie eine Gruppe von traditionellen „Köthen“ ermöglichen eine Entmischung der jeweils anwesenden Gruppen.

Durch die Verwendung möglichst einheimischer Arten und einer einfachen Unterteilung des Geländes in Strauchflächen, mit Bäumen bepflanzten Rasenflächen und befestigten Flächen wird der Pflegeaufwand der Anlage auf ein Minimum reduziert.

Der Neubau der Jugendherberge ist im Bereich des definierten Baufeldes geplant, ist jedoch in seiner Ausrichtung der gewünschten Nutzung entsprechend in Süd-West Richtung gedreht. Diese ist in der optimierten Besonnung sowie der historischen firstparallelen Ausrichtung zum Talgrund begründet und setzt in der z.T. richtungslosen Bebauung der Umgebung städtebauliche Akzente ohne dabei zu dominieren.
Die gewählte (kompakte) Form, Ausbildung, Materialität wie Ausrichtung sorgen für eine optische Reduzierung der Kubatur und bewahren die Maßstäblichkeit zur umgebenden Bebauung. Die dem Hang folgende Höhenentwicklung des Gebäudes wirkt dabei unterstützend.

Von der Talseite blickend stellt sich das Gebäude 2-gechossig dar und entwickelt sich – der Topographie folgend – zur Bergseite 3-geschossig. Straßenseitig (Süd-Ost) tritt das Gebäude giebelständig, vorwiegend 2-geschossig in Erscheinung. Der 3-geschossige Teil im Süd-Westen markiert durch seine ´schwebenden´ Obergeschosse deutlich den Haupteingang der Jugendherberge.

_Gebäude

Das ruhig und schlicht gehaltene Gebäude weist bewusst Analogien zum historischen Wohnhaus der Oberharzer Berg- und Hüttenleute auf ohne dabei historisierend zu wirken. Beispiele hierfür sind:
Die reduzierte, wirtschaftliche Grundform,
das einfache Grundrisskonzept,
die einfache Satteldachfläche ohne aufbauten sowie
die Materialität der Fassade (Massiv-Holz-Schalung & Bruchsteinsockel).

Das Gebäude ist in Form eines in Längsrichtung dreiachsigen Riegels gestaltet. Die 3-Achsigkeit resultiert aus dem Aufschneiden und Aufweiten einer im Ursprung klassischen 2-Achsig-/ bzw. Hüftigkeit. Dieses Prinzip lässt sich am ehesten am Obergeschossgrundriss oder in der Dachaufsicht ablesen. Von außen spiegelt sich – dem Konzept folgend – die 3-Achsigkeit präzise in den Giebelansichten (S-O / N-W) wieder. Der durch das Auseinanderziehen entstehende Raum bringt die gewünschte Flexibilität und optische Größe im Erdgeschoss und ermöglicht überdies im 1.OG die Schaffung eines internen Lichthofes. Der sich nach außen schützend darstellende Gebäudekörper gibt hier seine Geschlossenheit und Ruhe auf und zeigt seine leichte, offene und kommunikative Seite.

Der Aufbau des Gebäudeinneren lehnt sich eng an das vorgegebene Konzept an. Zentrum des Gebäudes ist die durch ein Oberlicht erhellte Eingangshalle. Der hier massiv ausgeführte Gebäudeteil bildet das Kernstück als ´Dreh- und Angelpunkt´ der Jugendherberge. Allen Reisenden dient dieser Bereich als zentrale Anlaufstelle – von innen wie von außen, wirkt er als Sammelpunkt und bietet ausreichend Raum für Gästeinformation, Warte- und Spielbereiche.
In der Halle, gegenüber dem Eingangsbereich, schließt sich die Rezeption mit der Kaffeebar, dem Verwaltungs- und Lagerbereich an. Die Kaffeebar kann über die Halle hinaus auch Teilbereiche der direkt anschließenden Tagesräume mit bedienen.

Im Bereich der Tagesräume wird durch die gewählte Konzeption von Tagesraum, Essensausgabe und zentraler Halle ein Maximum an Flexibilität erreicht. Alle Tagesräume (in der Summe 335 m2) sind beliebig durch mobile Trennwände zu teilen, bzw. zu gruppieren ohne dabei auf die direkte Anbindung an die Halle und die Essensausgabe verzichten zu müssen. Ermöglicht wird dies u. a. durch die vorgelagerte Verteilerzone. Im Besonderen die Lage und Ausprägung der zu separierenden Essensausgabe (und Rückgabe) gewährleistet eine effiziente Verknüpfung der innerbetrieblichen Abläufe und der flexiblen Gästeversorgung.
Der Außenraumbezug der Tagesräume über die großflächigen Verglasungen verstärkt die lichte Raumqualität und ermöglicht separaten Zugang auf die vorgelagerte, teilüberdachte Holzterrasse.

Weiterhin aus der Halle erreichbar ist der Bereich der Schließfächer und der Fahrrad-/ bzw. Skiraum. Von außen wird dieser ebenerdig über eine Schleuse von der offenen Platzfläche erschlossen.

Der nord-westliche Teil des Gebäudes ist (im EG) der Betrieblichen Seite vorbehalten. Hier befinden sich Lagerräume (bspw. für Gartengeräte, Getränke, Werkstatt) die Zimmer der Zivildienstleistenden, der Büro- und Personalbereich sowie die gesamte Küchenanlage incl. der Anlieferung und Entsorgung.
Gemeinsam mit dem im Nord-Osten befindlichen Herbergselternhaus entsteht ein in sich abgeschlossener ´Wirtschaftshof´ der sein Pendant im separierten Garten der Herbergseltern findet.

In dem kleinen teilunterkellerten Bereich des Gebäudes befinden sich neben der gesamten Haustechnik das Wäschelager, die Sauna, der Trockenraum sowie der Tischtennis und Multifunktionsraum der in seiner Funktion z.B. als Disko von den Gästezimmern akustisch gänzlich entkoppelt ist.

Die Erschließung der (in Massivholz ausgeführten) Obergeschosse erfolgt über das, an der zentralen Halle befindliche Treppenhaus mit behindertengerechtem Aufzug. Die Treppenhäuser an den Gebäudeenden wirken hinsichtlich der internen Organisation unterstützend und entmischen die Verkehrsströme. Darüber hinaus dienen sie als Rettungswege.
Innerhalb der Obergeschosse sind die Gästezimmer konzeptionell so organisiert, dass sie durch ihre modulare Ausrichtung in jedwede Gruppenform separiert werden können, ohne sich dabei in Gänze zu isolieren
(„Zonieren ohne zu Trennen“).

Im 1-geschossigen Gästebereich sind die behindertenfreundlichen Zimmer mit den dazugehörigen Bädern (nach DIN) vorgesehen. Angrenzend befinden sich 2-Bettzimmer für Einzelreisende, wie auch für Familien, welche sich durch Verbindungstüren verknüpfen lassen. Diese Form der Verbindung ist auch an anderen Stellen vielfach möglich.

Die Erschließungsflächen der Obergeschosse sind durchweg natürlich belichtet (Fassade / Oberlicht) und erfahren im Bereich der Zimmereingänge räumliche Aufweitungen. Hierdurch entstehen gezielte Sammlungsbereiche, Orte der Begegnung. Gruppen- und Clubräume sowie der zentrale Lichthof im Obergeschoss vervollständigen die nach innen offene, kommunikative Struktur.

_Bautechnik

Das Gebäude stellt sich – wie beschrieben – 3-Achsig mit zwei verschiedenen Höhen dar.
Diese Teile werden aus bautechnischen wie bauorganisatorischen Gründen horizontal gestaffelt. Keller und Erdgeschoss werden in massiver (Stahlbeton und Mauerwerk) Bauweise erstellt und erhalten außenseitig eine Wärmedämmung. Durch die als Flachdecke hergestellte Stb.-Decke (22 cm) wird dem vertikalen Ebenenversatz Rechnung getragen und die erforderliche Biegesteifigkeit gewährleistet.

In den Obergeschossen werden die Wände, Decken und Dächer in vorgefertigter Massiv-Holzbauweise errichtet, die größtenteils bereits in der Werkhalle in System-Einheiten vorkonfektioniert werden.
Die großformatigen Massiv-Holz-Elemente aus Fichtenbrettsperrholz (von 66 bis 162 mm Stärke) haben über die kostengünstige Montagefreundlichkeit hinaus den Vorteil der guten Schall- und Wärmeisolierung. Darüber hinaus sind alle Elemente raumseitig oberflächenfertig und weisen sich durch ihre haptisch und sensorisch hohe Qualität aus. In den Nassbereichen sind die Holzelemente bereits mit GKF (Fermacell) Platten beschichtet und für die weitere Bearbeitung vorbereitet.

Fassadenseitig werden die Massiv-Holz-Elemente mit einer Wärmedämmung (140 mm) und einer hinterlüfteten Wetterschutzhaut (Nutzschicht) aus Holz, in Anlehnung an die traditionelle Bauweise, versehen.
Im Erdgeschoss wird diese über die massiven Außenwände geführt, welche im Sockelbereich eine Bruchsteinmauer-Schale erhält.

Die Dachflächen werden als klassisches „Harzer Doppeldach“ mit Zinkblecheindeckung hergestellt, welche im Bereich der verbindenden ´Flachrinnen´ als extensive Gründächer ausgeführt werden können. Ferner ermöglicht die Ausrichtung und Vielzahl der geneigten Dachflächen nach Süd-West einen optimalen Standort für Sonnenkollektoren.
_Ökologie, Energie, Haustechnik

Regionale Primärenergie
Das Energie- und Technikkonzept für die Jugendherberge Altenau setzt auf die Nutzung von regionaler Primärenergieangebote und setzt bewusst auf einfach zu bedienende und wirtschaftliche Anlagentechnik.

Vakuum-Röhren Solaranlage und Holzkessel
Dies ist zum Einen die aktive Nutzung von Solarenergie zur Brauchwarmwassererzeugung, welche am Standort angeboten wird und zum Anderen der Einsatz eines Holzpelletkessels ( alternativ mit Hackschnitzel-Befeuerung ), dessen Primärenergie – Hollzpellets oder Hackschnitzel - in der Region gewonnen werden können.

Natürliche Belichtung
Die natürliche Belichtung über den Innenhof reduziert den Bedarf an künstlicher Beleuchtung auf den Fluren. Weiterhin wird in den öffentlichen Bereichen – Flure, WC-Räume, etc. – durch den Einsatz von Bewegungsmeldern die Beleuchtung bedarfsgerecht geschaltet werden.

„Eisbäreneffekt“
Die Außenwände werden den „Eisbäreneffekt“ – eine Wandtemperierung – nutzen, so daß mit normalen Dämmstärken in Verbindung mit der Solaranlage die Eigenschaften eines Passivhauses erreicht werden.

Reduzierte Lüftung
Die Lüftung der Küche erfolgt mit qualitativ hochwertiger Lüftungstechnik mit an den Bedarf automatisch angepassten Luftmengen ( Bedarfslüftung) über eine Lüftungsdecke und Induktionshauben über dem Herd, den Konvektomaten und dem Geschirrspüler. Hier wird ein leichter Unterdruck das Eindringen von Gerüchen in den natürlich belüfteten Speisesaal wirkungsvoll verhindern.

Isothermes Gebäude
Für einen Standort im Mittelgebirge ist es sinnvoll ein sehr gut isoliertes Haus zu schaffen. Dies wird über die guten A/V-Werte der Gebäudeteile – kompakte Anordnung - zusätzlich unterstützt. Damit ergibt sich aber zwangsläufig ein guter winterlicher Wärmeschutz und damit ein geringer Heizenergiebedarf.

Dynamische Simulation
Die herkömmlichen DIN-Auslegungsverfahren für die Anlagentechnik müssen mit einer dynamischen Simulation des thermischen Verhaltens des Gebäudes korrigiert werden, sodass ein betriebswirtschaftliche Optimum bei Kapital- und Betriebskosten erreicht wird.

Die Säulen für das Energie- und Technikkonzept sind:

- Vakuum-Röhren-Solaranlage für Brauchwarmwasser (z.B. Fabr. Solvis Luna)
- Holzkessel für Beheizung
- Natürliche Belichtung mit Zenitlicht
- „Eisbäreneffekt“ für die Wände
- Reduzierte Lüftung
- Dynamische Simulation zur Optimierung der Anlagenauslegung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Baukörper bildet einen längs gerichteten, kompakten Riegel, der sich durch seine Gliederung in drei Achsen und die Dachform differenziert und dadurch im Straßenbild eine maßstäbliche Einfügung erreicht. Die Position des solitären Baukörpers auf dem Grundstück ist aus der Bereichszonierung des Freiraumes und der Orientierung folgerichtig entwickelt. Das Führen der Erschließungs- und Verkehrsbereiche bis in die Grundstückstiefe hinein ist der Klarheit der funktionalen Bereichsgliederung geschuldet. Die Herbergselternwohnung liegt gut positioniert mit Überblicksfunktion, der Garten ist allerdings zu groß. Leider wurde bei der Gesamtkonzeption die Besonderheit der vorhandenen Topografie nicht aufgenommen. Die Zuordnung der Grundrissorganisation zu den Freiräumen ist gut gelöst. bies betrift die dienenden Funktionen im Nordosten ebenso wie den Tagesraumbereich, der sich mit einer Übergangszone ,Terrasse' zum Garten hin nach Südwesten orientiert, Weniger gut gelöst ist der Eingangsbereich als solches. Vertikalerschließung und Windfang erzeugen sich kreuzende Wege, Aufenthaltsqualität fehlt bzw. ist wenig attraktiv; Belichtung und Aussichtsmöglichkeit überzeugen nicht. In den Obergeschossen befinden sich interessante und flexibel zu zuordnende Zimmerbereiche, die durch den Innenhof - der allerdings leider völlig introvertiert ist - gut belichtet werden. Die Gästezimmer sind gut durchdacht. Die konstruktive Durcharbeitung der Dachlandschaft bedingt innenliegende Rinnen, die in Anbetracht der schneereichen Region nicht unproblematisch sind. Leider prägt sich die Dreibundorganisation der Obergeschosse nicht im Erdgeschoss aus - dies wäre einer eindeutigen Orientierung und Erschließungssituation dienlich. Die Wirtschaftlichkeit ist durch eine kompakte Bauweise (günstiges A//-Verhältnis) gegeben. DasTragwerks- und Energiekonzept sind schlüssig durchdacht.
Ansichten

Ansichten

Ansichten

Ansichten

Blatt 1

Blatt 1

Grundriss EG

Grundriss EG

Blatt 2

Blatt 2

Detail-Schnitt

Detail-Schnitt

Blatt 3

Blatt 3

Gästezimmer

Gästezimmer

Luftbild

Luftbild