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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2013

Lange Straße

Landschaftsarchitektur+ | Platz "Am Sande"

Landschaftsarchitektur+ | Platz "Am Sande"

1. Preis

Preisgeld: 6.500 EUR

Landschaftsarchitektur+ Holzapfel-Herziger & Benesch PartG mbB

Landschafts- / Umweltplanung

CHRISTOPH JANIESCH ARCHITEKUR+DESIGN

Architektur

ARGUS Stadt und Verkehr

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Geschichte entdecken
Die historische Anlage der Horneburg beinhaltet ein außerordentliches Potenzial zur "Wiederbelebung" der "Langen Straße". Die Sichtbarmachung des historischen Burggrabens, die Schaffung von Sport-, Spiel- und Erholungsflächen sorgen langfristig für überregionale Strahlkraft. Mit der Einbindung des Handwerksmuseums und der Initiierung eines Lehrpfads um den Burggraben bis zur "Sierker Mühle" verfügt Horneburg über eine bemerkenswerte Geschichte, die stärker ans Licht geholt werden muss. Ein Horneburger Pfannkuchenapfelfest, mittelalterliche Märkte sowie weitere jährlich stattfindende Feste tragen zur Attraktivität Horneburgs bei und die "Lange Straße" wird zu einem Erlebniseinkauf!

Zukunft gestalten
Für die Umgestaltung der Langen Straße gilt es, einen modernen Raumcharakter zu entwickeln und historische Sichtbezüge wieder herauszustellen. Flächen werden vom Autoverkehr zurückgewonnen und für vielfältige Nutzungen wie Markt, Gastronomie, Wasserspiel und Grün zur Verfügung gestellt. Die Belagsflächen in der Langen Straße selbst werden barrierefrei ausgeführt. Für die Lenkung sehbehinderter und blinder Menschen wird ein durchgängiges Leitsystem vorgeschlagen, die Führung erfolgt durch Entwässerungsrinne und Hauskante, an Querungspunkten werden Orientierungsfelder geboten und an den überpflasterten Kreuzungsbereichen sind Leitstreifen,
Aufmerksamkeits- und Richtungsfelder in indentischer Farbgebung zu dem verwendeten Klinkerpflaster in die Belagsfläche integriert. Als Belagsmaterial für den Straßen- und Platzboden wird Klinkerpflaster im Parkettverband durchgängig verlegt und in den Fahrbahnbereichen in einem anthrazit/ grauen Farbton leicht farblich abgesetzt. Es bietet sich an in der „zweiten Reihe“ zu bauen und die begonnene behutsame
Nachverdichtung fortzusetzen. Querverbindungen mit Anknüpfungen an die bereits bestehenden Grünverbindungen werden kurze Wege und eine schnelle Anbindung zu den neuen Wohngebieten ermöglichen. Konzeptionelle Ansätze für eine Neubebauung ergeben sich als ein Mix je nach Standort, in Form von „Wohnen & Arbeiten“ auf dem Hamey Gelände, Generationswohnen am Auedamm und Baugemeinschaften am Isern Hinnerk Weg.

Plätze schaffen
Zwei unterschiedliche Platzsituationen werden inszeniert, ein Platz als Auftakt/ Ortszenturm und ein weiterer als multifunktionaler/ kultureller Platz. Der „Sandeplatz“ im Westen wird als Fußgängerzone ausgewiesen und bleibt nur für Anlieferung befahrbar. Bäume werden Schatten spenden, ein Wasserspiel für `Groß & Klein` wird zum Verweilen einladen und als begreifbares Architekturmodell von der Geschichte Horneburgs erzählen. Auf dem „Grabenplatz“ wird es Flächen geben für Markt, Parken und kulturelle Veranstaltungen, durch ein Fontänenfeld wird der ehemalige Grabenverlauf thematisiert ohne die Nutzbarkeit des Platzes einzuschränken. Es wird eine schlichte, filigrane und elegante Möblierungsfamilie aus Bänken, Fahrradständer, Mülleimer und Lampen vorgeschlagen. Die Rücksprünge und Platzbereiche bieten die Möglichkeit je nach Bedarf Möblierungselemente anzuordnen. Es ist Ziel die genaue Abfolge und Struktur dieser Elemente im weiteren Planungsprozess gemeinsam mit den dafür zu Beteiligenden zu entwickeln. An den Zugängen wird ein Informationssystem vorgeschlagen, das auf die Historie, den Lehrpfad und Veranstaltungen hinweist.

Verkehr führen
Der Entwurf der Langen Straße sieht eine weitgehend höhengleiche, weich separierte, „aufgeräumte“ Fläche vor, die von Hauswand zu Hauswand reicht. Sie wird in einem
einheitlichen Klinkermaterial hergestellt. Dabei wird eine Fahrgasse optisch verdeutlicht und von flachen Pflasterrinnen eingefasst, die für den fließenden Kfz- und Radverkehr
vorgesehen ist und in einer Breite von ca. 3,50 m angelegt werden soll. Die angrenzenden Platzflächen und Nischen werden in der gleichen Textur errichtet. Auf das
Parken wird im Straßenraum verzichtet. Es entsteht ein Bild, das den Aufenthalt in maximaler Weise betont und gleichzeitig lebendig und vielschichtig ist sowie zum Ortsbild passt. Die davon ausgehende Wirkung auf die Fahrer von Kraftfahrzeugen, aber auch Fahrrädern, dürfte nach Erfahrungen in anderen Städten die Zurückhaltung gegenüber dem Fußverkehr und damit einhergehend eine langsame Fahrweise deutlich forcieren. Für zu Fuß Gehende ergeben sich voraussichtlich die unter den bestehenden
räumlichen Gegebenheiten besten Bedingungen, wenn der Kfz-Verkehr weiterhin möglich bleiben soll. Sehr gute Sichtbedingungen, einfaches Queren sowie zumindest
optisch verdeutlichte Bereiche, die dem Fußverkehr vorbehalten sind, machen das Gehen in der Langen Straße zu einem angenehmen Erlebnis. Davon profitieren
insbesondere auch gehbehinderte Personen. Sehbehinderte Personen erhalten Hilfestellungen durch Kanten und Kontraste sowie ggf. kleinflächige Leitsysteme an
Kreuzungen.

Darüber hinaus werden die Möglichkeiten für Begegnung und Aufenthalt durch die Möblierung und Einbeziehung von Platzbereichen verbessert. Im weiteren Verlauf wird
die Wegebeziehung von und zum Bahnhof aufgewertet. Der Radverkehr sollte durch eine Herausnahme aus den sonstigen Einbahnstraßenregelungen gefördert werden.

Attraktiv beleuchten
Unter Ausnutzung des engen Straßenquerschnitts wird für die Beleuchtung der „Langen Straße“ ein Freestreet - Oberlichtsystem vorgeschlagen. Dieses System folgt dem
gestalterischen Ansatz, die historische Achse zu betonen und regt dazu an die Lange Straße weiter zu erkunden. Es bietet in Anlehnung an das ehemals vorhandene
Seilbeleuchtungssystem die Chance Straßenflächen und Seitenräume für eine multiunktionale Nutzung freizuhalten. Zur Befestigung und Stromversorgung wird nur ein
Kabel für die sehr schlanken Leuchten benötigt und die Installation verläuft in Längsrichtung der Straße. Mit dem Einsatz moderner LED-Technologie ist das
Freestreet-Oberlichtsystem sehr energieeffizient, durch eine tageszeitabhängige Dimmung kann darüberhinaus weitere Energie eingespart werden. Unter Berücksichtigung der verminderten Geschwindigkeitsannahme von 20km/h und der Nutzung durch motorisierte Verkehrsteilnehmer, Radfahrern und Fußgängern wird die Beleuchtungsklasse CE5 angenommen (Norm CEN/TR 13201-1:2004). Es wird eine Beleuchtung im Mittel mit 7,5 Lux, bei einer Gleichmäßigkeit von 0,4 gewährleistet.
Aufgrund der vorherrschenden Klinkerfassaden ist es empfehlenswert eine warme Lichtfarbe (3000 Kelvin) zu verwenden. Die Straße wirkt einladender und freundlicher,
das Farbspektrum der warmweißen LED lässt den roten Klinker besser zur Geltung kommen. Für die Platzbeleuchtung werden moderne Mastaufsatzleuchten
vorgeschlagen oder es können alternativ die bereits verwendeten Pilzleuchten mit einer Lichtpunkthöhe von 4 m zum Einsatz kommen. Eine stimmungsvolle Beleuchtung der
Bäume macht den Platz auch während der Dunkelstunden attraktiv und stärkt das Sicherheitsgefühl. Die Weihnachtsbeleuchtung kann mit dem Freestreet-System gut
kombiniert werden, da die Abspannung bereits vorbereitet ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Attraktivierung des Raumes durch die Konzentration auf das historische Potenzial und der Hinweis auf darauf aufbauende mögliche touristische Veranstal-tungsevents wird als entwurfsleitendes Element in eine kleinräumige Struktur insbesondere in der Langen Straße überführt. Diese Idee wird als mögliches Entwurfsprinzip anerkannt.

Freiraumqualität öffentlicher Raum:
Der Platzbereich Am Sande ist multifunktional nutzbar, ohne zu viele gestalterische Vorgaben zu machen und bietet vor allem der Gastronomie vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. Der Entwurf versucht den Raum durch die farbige, linienförmige Ausbildung von Bändern minimal zu formen. Wünschenswert wäre auf diesem Platzbereich jedoch eine stärkere Zonierung. Vor allem auch die Ausbildung zusätzlicher Raumkanten als Fassung des Platzrandes sollte stärker vorgenommen werden. Die Baumgruppe im Süden ist ein richtiger Ansatz, erscheint aber als nicht ausreichend.

Der Bereich der Langen Straße ist räumlich durch das ausgeprägte Mittelband gut zoniert. Das Zurücknehmen des Mittelbandes im durch den Verkehr wenig belasteten westlichen Abschnitt der Langen Straße (bis Kurze Straße) überzeugt und verdeutlicht die überwiegende Funktion dieses Abschnitts als fußläufiger Bereich.

Der Bereich des Neumarktplatzes wirkt in seiner Größe auch vor dem Hintergrund der Entwurfsidee fast überdimensioniert. Zwar können die Märkte wie gewünscht abgehalten werden, der westliche Parkplatzteil und der gestaltete östliche Bereich erzeugen allerdings keine nennenswerte Aufenthaltsqualität. Das Fehlen einer Raumkante im westlichen Abschnitts des Burggrabens (am Parkplatz) schlägt zusätzlich negativ zu buche.

Funktionalität: Der klar funktional ausgebildete Straßenraum Im Großen Sande erscheint angesichts der vorhandenen Verkehrsmenge als richtig. Die Zonierung des Langen Straße passt sich der Qualität als Anliegerstraße mit einer Mischverkehrsfunktion gut an.

Die vorgeschlagene Beleuchtung als Freestreet-Oberleichtsystem beinhaltet gestalterische Qualitäten, die Umsetzbarkeit ist aufgrund des erheblichen Abstim-mungsbedarfs mit den Gebäudeeigentümern allerdings in Frage zu stellen.

Die vorgeschlagene hofartige Bebauung des Hamay-Geländes passt nicht in die vorhandene historische Situation mit einer ausschließlich giebelständigen Bebauung.

Positiv ist zu bemerken, dass die Bahnhofstraße mittels eines Kreisverkehrsplatzes an die Straße am Sande angebunden werden soll.

Materialität/ Nutzbarkeit: Die Verwendung des Klinkermaterials als historischer Bezug ist vor dem Hintergrund der Entwurfsidee konsequent. Die ausgeprägt lineare Struktur durch den Parkettverband überdehnt den Raum allerdings. Die intensive Verwendung rötlicher Klinkermaterialien beinhaltet die Gefahr einer Überbetonung dieses historischen Materials. Dies gilt vor allem auch für den Parkplatz am Neumarkt.
Landschaftsarchitektur+ | Neumarktplatz

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Landschaftsarchitektur+ | Lageplan Übersicht

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Landschaftsarchitektur+ | Lageplan "Am Sande"

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Landschaftsarchitektur+ | Lageplan Neumarktplatz

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Landschaftsarchitektur+ | Brunnen mit Städtebaumodell

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Landschaftsarchitektur+ | Historische Achse - Bestand - Planung

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