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Award / Auszeichnung | 09/2015

Deutscher Ingenieurpreis Straße und Verkehr 2015

Bergstrasse Worpswede

DE-27726 Worpswede, Bergstrasse

Auszeichnung Kategorie "Baukultur"

weihrauch+fischer gmbh

Landschaftsarchitektur

BauBeCon Sanierungsträger GmbH

Projektsteuerung

Gemeinde Worpswede

Bauherren

Thomas Langreder

Fotografie

Ingenieurbüro Schmidt & Rietzke

Bauingenieurwesen

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum, Städtebauliche Projekte

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 05/2011
    Fertigstellung: 12/2013

Projektbeschreibung

Kunstinsel
Die besonderen Eigenarten des Künstlerdorfes finden sich an vielen Orten in Worpswede wieder – in der Ortsmitte zwischen Findorff-, Hemberg- und Bergstraße verdichten sie sich. Dem Besucher stellt sich dieser Bereich als eine Art „Kunstinsel“ dar, die ihn ermuntert, sie nach und nach zu erschließen und kennen zu lernen.
Die drei Straßen bilden die Raumkanten dieser Insel. Den äußeren Kreuzungspunkten der Insel kommt eine besondere Bedeutung zu. Hier sieht der Entwurf vor, die Eingangsbereiche im Frei- und Straßenraum neu zu entwickeln. Durch platzartig gestaltete Kreisverkehre soll der Verkehr entschleunigt und der Eingang zum Ortskern markiert werden.
Als Kunstmeile bildet die Bergstraße heute das Rückgrat des Quartiers. Von hier aus sind die einzelnen Ausstellungshäuser vernetzt, so lässt sich das Künstlerdorf entdecken. Die Bergstraße wurde im Sinne des „Shared-Space-Prinzip“ erschlossen, also der gezielten Entschleunigung der Verkehrsströme. Der Fahrkorridor wird heute durch die Führung der Natursteinentwässerungsrinnen und durch gesonderten Materialfugen („Schnurkanten“) dezent markiert. Entsprechend des originalen, historischen Belages wurde ein identitätsstiftender, regionaler Torfbrandklinker als Belag der Kunstmeile verwendet.
Die Großzügigkeit des offenen Straßenraumes ist durch den alten Baumbestand ergänzt und gegliedert. Auch entlang der Ränder ist die Flächengestaltung flexibel geblieben. Je nach örtlicher Situation wurden Gebäudevorflächen integriert oder der Belag bis in die Höfe hineingezogen oder ausgespart. Die Kunstmeile ist somit kein geradliniger „Laufsteg“. Sie wurde vielmehr passgenau wie ein Teppich mit der Örtlichkeit verwoben. Das Philine-Vogler-Haus besitzt jetzt wieder eine besondere Bedeutung im Ortskern und unterstreicht die Ausbildung des zentralen Platzes. Dieser markiert zum einen das Zentrum der Bergstraße, zum anderen bildet er den Übergang zum Park der Kunstschau und zum neugestalteten Park- und Veranstaltungsplatz.
Dem Entwurf entsprechend wurde eine vollständig neue Organisation des zentralen Parkplatzes umgesetzt. Durch die Anordnung zweier eingeschnittenen Parkplatzflächen verzahnen sich die funktionalen und grün geprägten Bereiche – der Park wird nun konsequent bis an die Bergstraße herangeführt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der Neugestaltung der Bergstraße Worpswede wird das Prinzip der bisherigen Durchgangsstraßenfunktion weiterentwickelt in eine Raumfolge mit Aufenthaltsfunktion.
Die Entscheidung für die Gleichwertigkeit aller Verkehrsträger (shared-space-Prinzip) wird konsequent in das Gestaltungskonzept überführt.
Mit einer regionaltypischen Materialwahl (Klinkerpflaster, gefärbter beschichteter Asphalt und Teilflächen im Bereich der Baumscheiben mit örtlichen Lesesteinen) gelingt es, das örtliche Umfeld unter Einbeziehung des vorhandenen Baumbestandes zu verbessern und die Identität des ländlichen Ortes zu stärken.
Die angrenzenden Gebäude der Ortsmitte werden durch die Infrastruktur konzeptionell zu einer Kunstinsel harmonisch verbunden. Hierzu trägt neben der Materialwahl die ausgezeichnete Detaillierung und handwerkliche Qualität der Umsetzung bei. Die Einbeziehung von angrenzenden privaten Vor-und Teilflächen spricht für ein integriertes Gesamtkonzept. In selbstverständlicher Weise werden Straßenentwässerungselemente, Bushaltebuchten, Straßenmöblierungen und die notwendigen Maßnahmen der Barrierefreiheit im Entwurf berücksichtigt. Die Arbeit zeigt damit, dass auch unter Einbeziehung des technischen Regelwerkes ansprechende Gestaltungsräume eröffnet werden können.
Nicht erkennbar ist, inwieweit der Entwurfsverfasser mit benachbarten Disziplinen (z.B. Verkehrsplanung) kooperiert hat. Das Ergebnis lässt jedoch erwarten, dass es in vielfältiger Weise in vergleichbaren ländlichen Räumen für Straßenverkehrsmaßnahmen beispielgebend sein kann.