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Werkstattverfahren | 02/2017

Fassadengestaltung des Parkhauses Pfotenhauerstraße, Dresden

Fassade zur Pfotenhauer Straße

Fassade zur Pfotenhauer Straße

ein 2. Preis

STELLWERK architekten

Architektur

Erläuterungstext

Ausgangssituation
Die Setzung eines städtischen Bausteins von der Größe eines Parkhaus mit 516
Stellplätzen in eine Kleingartenanlage ist eine Herausforderung. Die Pfotenhauer
Straße bildet auf der Höhe des Uniklinikums die Grenze zwischen dem städtisch
gekörnten Campus und dem beginnenden Grünraum zu den Elbwiesen.
Östlich schließen sich stark durchgrünte gründerzeitliche Punktbebauungen an.
Ansonsten charakterisieren Kleingartensparten das Umfeld jenseits der Straße.
Funktional und maßstäblich lässt sich der Parkhausbau eher der Stadt zuordnen,
befindet sich aber auf der kleinteilig geprägten und „grünen“ Seite der Pfotenhauer
Straße.

Fassaden und Maßstab
Durch die beschriebene Ambivalenz zwischen Maßstab und Ort wird vorgeschlagen, dem
Gebäude mehrere Gesichter zu geben. Gerade zur Straße und zum Campus der Klinik
kann und soll sich das Parkhaus nicht verstecken. Die Größe wird bewusst prägnant in
Szene gesetzt - es soll ein schönes Objekt entstehen, bei dem die Assoziation mit
einem Parkhaus nicht im Vordergrund steht. Beim Vorbeifahren oder beim Blick aus der
Kinderklinik wird der kristalline Eindruck eines edlen Steins erweckt. Durch die
sensible Umgebung der Kleingärten und die Wahrnehmbarkeit aus der Ferne,
beispielsweise von den Elbhängen und aus dem Grünraum der Elbwiesen, wird die
Größe des Objekts durch eine umfassende Fassaden- und Dachbegrünung gebrochen.
Weiterhin fungieren scheinbar zufällig gesetzte Ein- und Ausblicke als „Bilder“ in der
sonst berankten Fassade.

Der kristalline Vorhang
Die gefaltete Fassadenstruktur des „Vorhangs“ besteht aus farbigen Metallpaneelen.
Der zart glänzende Farbton stärkt das unerwartete Moment und soll die Wirkung als
schönes Objekt unterstützen. Zur Einfahrt des Parkhauses verdichtet sich das
Faltmuster. Die Faltung führt durch die entsprechende Neigung der Paneele zu einer
Reflexion des Himmels in den oberen und zu einer Widerspiegelung des umgebenden
Alltagsgeschehens in den unteren Bereichen. Dies löst den großen Gebäudemaßstab auf
der kognitiven Ebene auf und das Gebäude scheint nach oben hin leichter und sich in
den Himmel auflösend. Die Blechpaneele der Fassade sind unterschiedlich stark
perforiert. Dadurch wird einerseits eine Durchlüftung gewährleistet, andererseits
wird eine dezente Transparenz erzielt und trotzdem den Anforderungen an Schall- und
Blendschutz Rechnung getragen.

Die grüne Wand
Im Bereich der Fassaden Nord/Ost/West wird eine begrünte Fassade vorgeschlagen. Als
Basis dient eine zurückhaltend detailierte und kostengünstig umsetzbare Verkleidung
mit Streckmetallpaneelen in mehreren Grüntönen und einer scheinbar zufälligen
Anordnung. Gleich eines Camouflagemusters soll dadurch auch im Winter der grüne
Charakter der Fassade nicht gänzlich verloren gehen. Als zweite Ebene werden vor der
Fassade Rankseile angebracht. An diesem Rankgitter wachsen aus dem um das Gebäude verlaufenden Beet verschiedenste Rankgewächse an der Fassade nach oben. Scheinbar zufällig gesetzte Öffnungsrahmen ermöglichen Sichtbezüge aus dem und in das Parkhaus. Ähnlich wie Bilder sitzen die Rahmen in der Fassade. Die wechselnden
Fahrzeuge auf den Stellplätzen hinter den Öffnungen erzeugen dabei ein sich ständig
wechselndes Spiel.

Außenraum
Die Setzung des Gebäudes wird entsprechend des Bebauungsplans umgesetzt. Um das
Gebäude verläuft ein schmaler Streifen der jeweils als Pflanzbeet für die
Rankgewächse oder im Bereich der Straßenfassade als Kiesstreifen ausgeführt wird.
Die beiden Zugänge zu den Treppenhäusern werden über befestigte Stichwege vom
Fußweg Pfotenhauer Straße aus zugänglich gemacht. Die straßenbegleitenden
Laubbäume und die leicht zurückversetzte Kiefer sollen möglichst erhalten werden.

Konstruktion
Als grundlegende Befestigungsstruktur sind an den vorgegebenen Bohrpunkten des
Parkhaus verschraubte, horizontale Tragelemente vorgesehen. An diesen horizontalen
Trägern werden vertikale Fachwerkbinder montiert. An den vertikal verlaufenden Graten
der Fassadenfaltung werden, immer abwechselnd, „konvexe“ und „konkave“
Fachwerkbinder über justierbare Traglaschen verschraubt. Die Verbindung der Hochbzw.
Tiefpunkte erfolgt durch eine leichte, miteinander verbundene Tragstruktur.
Es entsteht ein Konstruktionsgerüst an dem über justierbare Verbindungselemente die
vorkonfektionierten Metallpaneele im Bereich der Kantenstöße befestigt werden. Die
Tragstruktur des Parkhaus bleibt unverändert, es werden ausschließlich vorgegebene
Bohrpunkte verwendet. Die vorgehängte Fassadenkonstruktion ist nach oben offen um
die Durchlüftung über den Zwischenraum zu ermöglichen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der mutige Entwurf zeigt eine sehr expressive Südseite. Die Fassade weist kein durchgehendes Thema auf, während die Südfassade gleich einem „Schmuck“ wirkt, wirken die restlichen Seiten hauptsächlich durch die Begrünung und die eingesetzten Fenster. Die Südfassade besticht dagegen auch durch die ziehharmonikaartige Faltung, die der Länge des Gebäudes entgegen wirkt.

Dass die Südfassade Erinnerungen an Architekturikonen weckt und sehr wahrscheinlich polarisiert, wird positiv bewertet. Negativ dagegen die Wirtschaftlichkeit, sowohl im Hinblick auf die Errichtung als auch auf den Unterhalt und die Reinigung, verursacht durch die Ausbildung der perforierten und geneigten Flächen.

In der Diskussion wird hervorgehoben, dass die Gestaltung der Südfassade nicht dem Ort und der Nutzung angemessen erscheint.
Konzept

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