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Mehrfachbeauftragung | 04/2018

Entwicklung Regionalflughafen Samedan

Teilnahme

Made in

Architektur

Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG

Bauingenieurwesen

Jakob Forrer AG

Bauingenieurwesen

HEFTI. HESS. MARTIGNONI. Zug AG

Bauingenieurwesen

Gartenmann Engineering AG

Architektur, Bauphysik

Poliplan GmbH

Verkehrsplanung

Caretta+Weidmann Baumanagement AG

Projektentwicklung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projektteam schlägt einen 26 Meter hohen, im Querschnitt dreieckigen Lärmschutzriegel parallel zum Flugfeld vor. Eine in sich kohärente und schlüssige Lösung, die dem neuen Flugplatz Samedan eine unverwechselbare Prägung verleiht. Mit formalen Anlehnungen an die Gebirgslandschaft und an regionaltypische Baustrukturen wie etwa dem Typus “drei Ställe unter einem Dach”, gelang es, ein charakteristisches Gebäude zu schaffen, das eine zeitgenössische Brücke zwischen Tradition und Zukunft schlägt. Die architektonische Haltung des Vorschlags ist eindeutig und stringent durchgearbeitet. Durch die formale und volumetrische Konsequenz des Konzeptes wurde aber auch viel Volumetrie geschaffen, die nicht in allen Bereichen einer konkreten Nutzung zugeführt werden kann.
Auch bedingt das Konzept relativ viele vertikale Erschliessungszonen, was sich negativ auf die Erstellungs-, Betriebs- und Unterhaltskosten auswirkt. Der Tower wurde als bekrönendes, architektonisches Element aufgesetzt, was die geforderte Rundumsicht aufs Beste löst und dem linearen Baukörper einen unverwechselbaren Akzent verleiht. Mit einem effizienten und klug ausgearbeiteten Tragwerk aus Stahl und einem grosszügigen Achsmass von 12 Metern ist eine flexible und effiziente Nutzungsstruktur auf vier Geschossebenen über den gesamten Baukörper möglich.
Das ursprüngliche Projekt wurde seit der Zwischenbesprechung nochmals massgeblich überarbeitet, die Grundgeometrie gestrafft und das statische System weiter verfeinert, so dass durch die neue Geometrie gegenüber der Ursprungsvariante 25% Gebäudevolumen eingespart werden konnte. Diese Einsparung war angezeigt, da das Projekt auch in der überarbeiteten Form noch das grösste Gebäudevolumen der vorgelegten Projekte aufweist. Auf die engen Kostenvorgaben kann das Projekt keine schlüssigen Antworten geben.
Mit der konsequenten formalen und volumetrischen Ausarbeitung handelte sich das Projektteam auch einige Sachzwänge ein: Die anfallende Schneemenge wird zwar schnell vom steilen Dach abrutschen, was aber eine umfassende und rasche Schneeräumung am Gebäudefuss erfordert, Tore und Eingänge sind erst danach zugänglich. Auch erfordert der verletzliche Gebäudefuss einen Rammschutz, um Beschädigungen durch schwere Räumungsfahrzeuge zu vermeiden. Die schrägen Hangartore sind aufwändig in Erstellung und Unterhalt, bei offenen Toren dringen Wind und Wetter weit in die Gebäudetiefe ein. Auch besteht die Gefahr, dass bei offenen Toren abrutschender Schnee auf ein- und ausfahrende Flugzeuge und tief in den Hangar hinein fällt. Die innere Organisation ist mehrheitlich schlüssig durchgearbeitet worden, insbesondere im Terminalbereich wurde mit grosszügigen Raumgesten gearbeitet, was aber zu schlecht nutzbaren Nebenräumen beim Übergang der zylindrischen Struktur in den linearen Baukörper führt.
Die Organisation der Personen- und Warenkontrolle ist nicht ausreichend ausformuliert. Ein klares Plus stellt die gedeckte Durchfahrt dar, die auch räumlich stark akzentuierend wirkt. Die gestalterische Prägung der Fassaden erinnert in Schrift- und Farbgebung an militärische Anlagen, die grossflächig angewendeten Fotovoltaikanlagen werfen die Frage auf, wie die Licht- und Raumwirkung in denjenigen Räumen ist, die wegen der aufgesetzten Solarpanels nur über wenig Tageslicht verfügen werden.
In Kombination mit dem dreieckigen Gebäudequerschnitt birgt die Fotovoltaikanlage die Gefahr von Spiegelungen und Blendwirkungen. Die eher unkonventionelle Gebäudeform eröffnet für die Energie- und Gebäudetechnik spannende Optionen. Die Vermischung von Dach- und Fassadenfläche ermöglicht insgesamt gesehen einen optimierten Ertrag an Solarstrom. Betreffend Energieversorgung werden verschiedene Quellen diskutiert, letztendlich wird eine Energiegewinnung aus dem Grundwasser favorisiert.
Damit könnte eine in der Investition eher teure, im Betrieb dafür günstige Lösung realisiert werden. Das Projekt überzeugt durch seine klare architektonische Haltung, die logische Etappierung und die flexible Tragstruktur. Die ganze Kraft des Entwurfs entfaltet sich erst nach Vollendung der Erweiterungsetappen. In den ersten Bauetappen wirkt das Konzept im Zusammenspiel mit noch bestehenden Bauten fragmentarisch und isoliert. Auch beansprucht das Projekt zu viel Volumen, die Erschliessungsebenen sind aufwändig, so dass sich wenige Chancen zeigen, innerhalb des Kostenrahmens zu bleiben.