Neubau der /Alten Nahebrücke/ und Gestaltung der historischen Brücke über den Mühlenteich in Bad Kreuznach

Einfügung und Gestaltung

Der einzigartige Ort verlangt einen konstruktiv-gestalterischen Brückenschlag, der einen zeitgemäßen Lösungsansatz und den Respekt vor der gewachsenen historischen Situation verknüpft.

Verlorengegangenes können wir –allein aus der Hochwasserproblematik - nicht wieder herstellen. Brüche in der Geschichte eines Ortes waren und sind Anlass für eine innovative, nachhaltige und bereichernde Neuinterpretation.

Unter Nutzung heutiger konstruktiver Möglichkeiten gelingt eine Neuinterpretation und Wiederbelebung des historischen Brückenschlages mit seinen kleinteiligen Brückenfeldern und Rhythmisierungen durch markante Auflagerpunkte. Nur schweben die neuen Auflagerpunkte (wie Königszapfen in historischen Sälen) über den historischen Pfeilerresten. Sie markieren den Ort, bereichern diesen durch die Aufenthaltsqualität auskragender Plattformen.

Die erprobte Konstruktionsweise unterspannter Luftstützen verdichtet das konstruktive Bild an historisch richtiger Stelle. Leichtigkeit und Ausdruckskraft der Konstruktion überträgt auch die skizzenhafte und unbeschwerte Wahrnehmung Turners in die Gegenwart.

Gestalt und Oberflächen des gesamten Brückenschlages folgen der Maxime eines leicht bespielbaren Stadtraumes. Beläge und Ausstattungen geben Orientierung ohne einzuengen.

Temporäre Installationen, Brückenevents können hinzugefügt werden. Die durchgängige, formale Grundkonzeption und die stadträumliche Robustheit ist eine lang wirkende Basis für die neugestaltete identitätsstiftende Mitte Bad Kreuznachs.

Das Beleuchtungskonzept ist so angelegt, dass der gesamte Brückenschlag als Bestandteil einer Illumination verstanden wird. Stelen mit Anschlagpunkten für Flaggen, Banner und mit integrierten Strahlern für hervorzuhebende Bauwerke sind die Basis. Integrierte Handlaufleuchten (LED-Leisten an Unterseite) betonen die Kanten.
Brückenuntersicht, Steinbögen und historische Pfeilerreste werden aufgehellt zur gesamthaften Wahrnehmung bei Dunkelheit. Auch werden die Brückenhäuser mit Ihren Schaufenstern illuminiert und einen durchgängig wirksamen urbanen Raum erzeugen.

Hochwertige Platten- und Pflasterbeläge aus Naturstein markieren den Brückenschlag und können in angrenzende Bereiche fortgeführt werden. Brüstungen sind mit breit aufliegenden Handläufen und absturzhemmenden Seilen (auch im Handlauf) ausgestattet. Die angrenzenden Plattformen sind mit ihren eingespannten Glasbrüstungen besondere Aufenthaltsräume. Sie erlauben Einblicke in den Flussraum, Naturerfahrung und Sicht auf die erhaltenen Pfeilerstümpfe im Fluss.

Der neugestaltete Treppenabgang folgt der formalen Logik der auskragenden Plattformen.
Die Brückenuntersichten sind sorgfältig gestaltet. Anschlagpunkte der Seilverspannungen liegen verdeckt und beruhigen die Gestalt. Ebenso liegen die Leitungstrassen in beliebiger Anordnung zwischen den 5 Längsträgern. Die Widerlagerwände verbleiben an historischer Stelle und werden nur soweit erforderlich erneuert.

Der geforderte hydraulische Durchfluss wird durch die neue Konstruktion voll gewahrt. Im HGW-Fall tauchen bei Einhaltung der geforderten Gradiente die Luftstützen geringfügig ein. Sie sind gegen Anpralllasten, auch anschwimmender Gegenstände ausgelegt.

Insgesamt ist die Konstruktion wirtschaftlich zu erstellen. Sie kann weitgehend vorgefertigt und in kurzer Montagezeit in Einzelteilen eingehoben werden. Die Brückenplatte wird auf Stahlbetonfertigteilen monolithisch vergossen, anschließend die Abdichtung, Schutzbeton und die Beläge aufgebracht. Der Aufwand an Rüstung und Eingriffen in den Flussraum ist durch die gewählte Konzeption des Neubaus gering.