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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2011

Parkhaus Coulinstrasse

Blick von der Schützenhofstraße

Blick von der Schützenhofstraße

1. Preis

Claus en Kaan Architecten

Architektur

BHSF Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Der historische Kern Wiesbadens ist im zweiten Weltkrieg grösstenteils von Zerstörungen verschont geblieben. Deshalb ist insbesondere das "historische Fünfeck" immer noch von klassizistischen Gebäuden dominiert, die grösstenteils zwischen 1850 und 1914 errichtet wurden. Am Rand dieser städtebaulich einzigartigen Anlage liegen einige Parkhäuser. Das Parkhaus an der Coulinstraße wurde in den späten 1970er Jahren gebaut und muss wegen gravierender Schäden an der Substanz abgerissen werden. Den für einen Ersatzneubau im Jahr 2010 ausgeschriebenen Wettbewerb gewannen BHSF Architekten aus Zürich und Claus en Kaan Architecten aus Amsterdam im Februar 2011.

Die Herausforderung der Wettbewerbsaufgabe lag in der Ambivalenz zwischen den Eigengesetzmäßigkeiten des Gebäudetypus Parkhaus und den determinierenden Einflüssen des relativ kleinen Grundstücks am Rand der klassizistischen Altstadt Wiesbadens. Um die teils widersprüchlichen Anforderungen bezüglich Maßstab, Geometrie, konstruktiver Freiheit und Ausdruck in eine städtebaulich und architektonisch überzeugende Lösung zu überführen, wurde eine Strategie der „diskreten Eleganz“ angewendet.

Die städtebauliche Setzung ist kein reines Abbild der inneren Gesetzmäßigkeiten des Parkhauses, sondern bringt funktionale Anforderungen mit den ästhetischen und atmosphärischen Bedürfnissen des historischen Kontexts in Einklang. Das Ein- und Ausfahrtsgeschoss auf dem Niveau der Coulinstraße wird als offene Fuge ausgebildet, das den Körper in einen Sockel und eine darüber schwebende Krone teilt. Der Sockel nimmt die Fluchten der angrenzenden Gebäude der Fußgängerzone auf, tritt aber gegenüber der Coulinstraße nicht mehr in Erscheinung.
Das obere Volumen hingegen tritt volumetrisch und damit in seiner Wirkung auf die unmittelbare Umgebung der Fußgängerzone zurück. Einerseits integriert es die baurechtlichen Rücksprünge, zum anderen werden die Ansichten durch breite Schattenfugen gebrochen, die alle Abknickungen des Volumens aufnehmen. Entlang der Coulinstraße folgt dieser Körper dem Straßenverlauf mit einem Knick.
Insgesamt entsteht durch die mehrfache Brechung ein skulpturaler Körper, der trotz seiner grossen Abmessungen den Maßstab der Umgebung aufnimmt.

Das Parkhaus mit 400 Parkplätzen ist in einem Split-Level-System organisiert, um auf dem vergleichsweise kleinen Grundstück die höchstmögliche Effizienz zu gewährleisten. Ein- und Ausfahrt erfolgen über die Coulinstraße. Innerhalb des Parkhauses führt die Zufahrt als «Suchfahrt» über alle Parkgeschosse. Die Wegfahrt erfolgt in den oberen Etagen kurzgeschlossen über die separate Halbkreisbogenrampe.
Zwei Treppenhäuser erschließen je ein Halbgeschoss. Sie sind im Grundriss diagonal zueinander angeordnet und somit einfach und sinnfällig aufzufinden.
Das Erdgeschoss ist für Ladennutzungen vorgesehen. Um die Sackgassensituationen im Gemeindebadgässchen und in der Schützenhofstraße zu lösen, wird eine gläserne Passage durch das Erdgeschoss geführt, die einen zweiten, intimen Weg parallel zur Haupteinkaufsstrasse generiert.

Auf der Suche nach einem adäquaten Ausdruck für ein innerstädtisches Parkhaus wird – im Sinne der „diskreten Eleganz“ – auf ein einfaches, aber ästhetisches Industrieprodukt zurückgegriffen, ein grobmaschiges, plastisch strukturiertes Streckmetall. Das eloxierte Aluminium verleiht dem Bau Leichtigkeit und bindet ihn farblich in die helle Nachbarbebauung ein. Das Relief der leicht glänzenden Oberfläche und der Öffnungsanteil von knapp 50% sorgen für eine Erscheinung, die mit der Tageszeit und dem Standpunkt des Betrachters kontinuierlich zwischen Abstraktion und tiefen Einblicken wechselt.
Im Bereich des oberen Volumens wird das Streckmetall nur mit minimalen Fugen angebracht. Wie ein straff gespanntes Netz umschließt es den prismatischen Körper und betont dessen außergewöhnliche Figur. An der Sockelfassade werden die Bleche im Rhythmus des Stützenrasters in breite und schmale Segmente unterschieden. Vertikale Abkantungen an den Fugen verstärken die horizontale Rhythmisierung als Kontinuum der klassizistischen Nachbarschaft.
Lageplan

Lageplan

1. Obergeschoss

1. Obergeschoss

3. Obergeschoss

3. Obergeschoss

4. Obergeschoss

4. Obergeschoss

Schnitt

Schnitt

Ansicht Coulinstraße

Ansicht Coulinstraße

Ansicht Gemeindebadgäßchen

Ansicht Gemeindebadgäßchen

Ansicht Schützenhofstraße

Ansicht Schützenhofstraße