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Offener Wettbewerb | 08/2023

Brückenneubauten im Äuli-Dalvazza-Abschnitt bei Fideris (CH)

3. Rang

Preisgeld: 10.000 CHF

Conzett Bronzini Partner AG

Tragwerksplanung

dsp Ingenieure & Planer AG

Tragwerksplanung

Cangemi Architekten

Architektur

antón landschaft GmbH

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

«FREIER FLUSS» beeindruckt durch seine konsequente Umsetzung der integralen Bauweise ohne Lager und Schienenauszüge. Das Projekt schafft ausserdem attraktive Naturräume und nutzerfreundliche Langsamverkehrswege. Das Versetzen einer historisch wertvollen Brücke wird aber den Regeln der Denkmalpflege nicht ganz gerecht.
Übergeordnete Gestaltung und Einbindung in die Landschaft
Das Projekt «FREIER FLUSS» präsentiert eine intensive Auseinandersetzung mit der Landschaft und bringt dies deutlich in seiner Gestaltung zum Ausdruck.
Das gut durchdachte Projekt wirft aber auch einige architektonische und gestalterische Herausforderungen auf. So wirken die Tragwerke tendenziell eher schwer, und die Kunstbauten stehen eher isoliert, sie vermögen die gewünschte durchgängige Wirkung nicht ganz zu erzeugen. Insbesondere die Doppelpfeiler wirken räumlich ungewöhnlich und in der Schrägansicht dominant. Diese Dominanz befürchtet das Preisgericht insbesondere auch bei der Stützmauer: Aufgrund ihrer Dimensionen und ihrer Ausgestaltung könnte keine Bewachsung stattfinden, wodurch die Stützmauer als noch extremer und massiver wahrgenommen würde als sie es schon ist.
Als kritischster Punkt wird das Tunnelportal angesehen. Die Zugscheiben im Portalbereich wirken überzeichnet und das grosse Randfeld wirkt zu grosszügig. Mit einer zusätzlichen Stütze, die das Preisgericht in diesem Landschaftsraum nicht störend empfindet, hätte der massive Eingriff der Einspannung im Felsen stark reduziert werden können. Die Projektverfassenden scheinen der Anprallgefahr begegnen zu wollen und/oder der Landschaft dem ‘Durchfliessen‘ unter der Brücke hindurch mehr Gewicht gegeben zu haben, was das Preisgericht aber als nicht zwingend einordnet. Die gezielte Schaffung von Langsamverkehrswegen und die Vereinheitlichung der Gestaltung der RhB-Bauwerke sind hingegen lobenswert. Gelungen sind auch die Schaffung eines zusätzlichen Wanderwegs entlang des Flusses und die Integration einer Grillstelle. Beides trägt dazu bei, den Fluss als Erholungsraum zu aktivieren.
Tragwerke und Technik
Das Projekt zeichnet sich durch die konsequente Anwendung der integralen Bauweise ohne Lager und Schienenauszüge aus, was zu einer effizienten und langlebigen Konstruktion führt. Die ingenieurspezifische Umsetzung ist auf technischer Ebene hervorragend gelungen, und das Projekt ist dauerhaft. Die RhB-Brücken wurden mit einem vorgespannten Beton-Trogquerschnitt gestaltet, wobei die Landquartbrücke als Rahmentragwerk ausgeführt wurde. Die Strassenbrücken nutzen ebenfalls die integrale Bauweise und bestechen durch ihre vorgespannten Rahmentragwerke. Das Projekt legt Wert auf die Homogenisierung der Hochwassersicherheit und verwendet lokal verfügbare Baumaterialien.
Alt und Neu
Die Verschiebung der historischen Brücke wird als mutiger Vorschlag gewertet, wirft jedoch Fragen bezüglich der Denkmalpflege auf.
Die gleiche Nivelette der neuen und alten Landquartbrücke wirkt zwar beruhigend in diesem von vielen Verkehrsbauten bedrängten Raum. Die Platzierung der beiden Bauwerke direkt nebeneinander führt jedoch nicht zum gewünschten Befreiungsschlag. Der Entwurf wirkt aufgrund der Nähe der beiden Bauwerke immer noch eng. So bezweifelt das Preisgericht letztlich, dass sich der relativ grosse Aufwand der Verschiebung wirklich für die Situation lohnt, zumal ein Versetzen einer denkmalgeschützten Brücke – insbesondere dieses Brückentyps an diesem Ort – kaum den Regeln der Denkmalpflege zu entsprechen vermag. Der Ortsbezug von historischen Bauwerken hat normalerweise eine grosse Relevanz, insbesondere bei einer stark in die Umgebung eingepassten Bauweise, wie dies hier der Fall ist.