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Konkurrierendes Verfahren im Rahmen einer Mehrfachbeauftragung | 09/2006

Tempelhofer Hafen

Gestaltungsplan

Gestaltungsplan

1. Preis

West 8 urban design & landscape architecture b.v.

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Erläuterungstext Gutachterverfahren
Hafen Tempelhof, Berlin


Stadthafen
Der Tempelhofer Hafens soll in der Zukunft als Stadthafen zu erfahren sein.

Der städtebauliche Kontext des Bezirkes mit seinen massiven und zum großen Teil denkmalgeschützten Bauvolumen sowie im gesamten Umfeld prägnanten Fassaden und Türmen schafft eine Kulisse für diesen Freiraum, in welchen er zum Teil gestalterisch integriert wird, zum anderen surrealistische Gegenpole aufzeigt. Die Charakteristika eines Hafenareals werden in dem vorliegenden Entwurf deutlich entwickelt. Nutzungen und Elemente, die zum Umfeld von Häfen gehören, wie Pier, Schiffsanleger, Baden, Schwimmen, Sonnen, Rundfahrten, Wassertaxi, Segelboote, etc. halten Einzug. Das Umfeld mit seiner hervorragenden Infrastruktur und dem neu entstehenden Shopping-Centre wird im ergänzenden Sinne optimal fassilitiert und die Stadt erhält ihren verlorenen städtischen Raum zurück.

Stadtbalkon
Vom Tempelhofer Damm erlebt man das neue Ensemble zuerst von dem in Form eines Stadt-Balkons gestalteten strengen Platzraumes. Der Charakter des Platzes wird geprägt durch die Pflasterung, die sich dem Betrachter als Neuinterpretation des historischen Berliner Pflasters präsentiert sowie durch die in strenger Gliederung gepflanzten Bäume. Die leichte Erhöhung eines Teiles der Platzfläche gliedert den Raum, sodaß der Bereich des Mall-Einganges betont wird. Ebenso wird dadurch eine Substratdeckung von circa einem Meter für die Solitärbäume erreicht. Der Eingang zur Mall und zu den Restaurants ist gestaltet in Form eines überhöhten zweigeschossigen Pavillons. Dieser Baukörper sowie die originalgetreu rekonstruierte Maximilians Currywurstbude stehen als autarke Elemente im Platzgefüge. Die Frequentierung der Restauration bringt neben der temporären Nutzung der Fläche als Markt das städtische Leben an den Rand des Hafens. Über die innenliegende Treppen im Pavillion hinaus ist eine Zugänglichkeit zur Ebene des Hafens möglich. Eine konsequente Verbindung der Ebenen erfolgt weiterhin über eine parallel zur Fassade gelegene Treppenanlage, sowie eine Treppe im direkten Anschluß an die Stubenrauchbrücke hinter dem Gleisrichterwerk.

Bauikonen
Im Kontext der umliegenden baulichen Kubaturen stechen bedeutende denkmalgeschützte Bauten hervor. Besonders der Zusammenhang von aufstrebenden Gebäudeteilen wie dem Turm des Ullsteinhauses und der Schornsteine des östlichen Fabrikgebäudes ist bemerkenswert. Im vorliegenden Entwurf wird der Entree im westlichen Flügelbau entwickelt zu einem vertikalen Bauteil in Form eines eigenständigen Pavillions im städtischen Gefüge. Er vermag die nötige Aufmerksamkeit, die seiner Funktion als Eingang zur Mall als auch zum Hafengebiet entspricht, auf sich zu ziehen. Dabei liegt er gleichzeitig in der Sichtachse der Viktoria-Straße und fängt den Blick des Betrachters aus diesem Stadtraum. Ihm gegenüber, auf der anderen Seite des Hafenbeckens, wird das gesamte Gebäude in Höhenstufen eingeteilt, abhängig von der Nutzung der Dachflächen. Es entsteht das Konzept einer heterogenen Hafenarchitektur.





Hafenwege
Von der Seite des Kanals wird man langfristig über den geplanten Uferweg in das Hafenareal gelangen. Auf die Schaffung einer Brücke wird im vorliegenden Entwurf verzichtet. Die gesamte Frequenz von Fußgängern und Radfahrern wird entlang der Kontur des Hafens auf zwei Ebenen geleitet. Entlang der historischen Kaimauer, sowie parallel zu den Böschungen verläuft der Radweg mit einem Belag aus geschliffenem Kopfsteinpflaster. Zu den Flügelbauten an beiden Seiten befinden sich breite Flächen für Aussengastronomie und zum Flanieren. An den vier Ecken des Hafenbeckens gelangt man über simple Stege zu der Ebene eines Holzsteges auf der Wasseroberfläche. Die Anlegeplätze der Dauer- und Gastlieger, der Zugang zum Schubverband sowie großzügige Bereiche für Aussengastronomie am Wasser machen diesen Steg zu einem belebten Hafenelement.

Schwimmende Bühnen
Holzbedeckte Pontons liegen in ihrer Ruheposition parallel zum Steg entlang der Westseite und erweitern den Raum für Aussengastronomie. Als flexible Elemente lassen sie sich multifunktional kombinieren, um eine Bühne im Hafen zu schaffen, einen Laufsteg zu inszenieren, um als Sonneninsel neben dem Badeschiff zu fungieren oder um zur Gliederung des Beckens bei Events dienen können.

Hart und Weich
Parallel zum Hafengebäude stellen die bestehenden Kräne, die Pflasterung und die Kaimauer die “harte Seite” des Hafens dar.
Der raue Charakter bestehender Hafengebiete spiegelt sich durchweg wider in der Gestaltung der umliegenden Fassaden. Eine neu entwickelte moderne und doch in diesem Sinne prägnanten Fassade, die eindeutig Hafencharakter atmet, zeigt sich dem Betrachter an allen neuen Gebäudeteilen. Die Fassaden werden zudem in ihrer Höhenentwicklung gestaffelt und es wird eine Plastizität der Fassade erreicht bis hin zur Schaffung eines Kollonadenganges an dem östlichen Gebäudeteil.

Sommerfrische
Zur Seite des Kanals hin wird ein starker Kontrast entwickelt. Der “weiche Hafen” erstreckt sich entlang des Kanals auf den beiden Molen und zieht sich beidseitig in das Hafenbecken hinein. Der Höhenunterschied wird durch eine stark gefaßte Rasenböschung ausgebildet. Die beiden Molen als parkartige Grünräume schaffen Platz für die Berliner Sommerfrische. Das ersehnte Bad im kühlenden Naß wird ermöglicht durch ein separat eingebrachtes Badeschiff, nahezu auf der Ebene des Wassers im Kanal.

Reflektionen
Die Lichtplaner Ingo Maurer haben in Zusammenarbeit mit West8 eine erste Lichtkonzeption erstellt. Die Beleuchtung wird die entstehende Architektur gezielt, aber dezent hervorheben und den denkmalgeschützten Bestand in angemessener Weise betonen. Es wird bewußt darauf verzichtet die Fassade flächig zu beleuchten. Als besonderer Effekt wurde eine Leuchte entwickelt, die es vermag, die Illusion einer Wasserspiegelung bzw. das Flimmern einer Reflektion auf der Wasseroberfläche auf die Fassade zu projizieren. Die Aufmerksamkeit des Betrachters wird auf diesen Gebäudeteil geleitet und eine leicht verfremdende Belebung mit unmittelbar erkennbarem Bezug zum Element Wasser wird hergestellt. Der entstendende Marktplatz mit seiner Baumpflanzung wird beleuchtet als städtische Struktur. Eine direkte Beleuchtung unterstreicht die Zugehörigkeit dieses Platzes zum öffentlichen Raum des Tempelhofer Dammes. Die Beleuchtung der Stege geschieht aus den Pfosten heraus, die wiederum die Stege im Hafenbecken verankern. Die Lichtquellen sind weit zurückgesetzt und strahlen schräg nach vorne und unten, sodaß keine direkte Blendung entsteht. Die Liegewiesebereiche auf den beiden Molen werden möglichst dezent und größtenteils aus der Vegetation heraus beleuchtet, um den natürlichen Charakter dieser Zonen zu unterstützen. An beiden Seiten der Hafeneinfahrt werden eine rote und eine grüne skulpturale Leuchte vorgeschlagen, die als Abstraktion eines tatsächlichen Leuchtfeuers erkennbar überhöht werden.


Die im Entwurf dargestellten umgebungstypischen Elemente beleben den Hafen und erlauben flexible, spontane und ganzjährige Nutzungen. Es entsteht ein architektonisches und freiraumplanerisches Ensemble, welches vermag die funktionelle Struktur wieder erlebbar zu machen und eine Vernetzung der öffentlichen Räume zu realisieren. Die Erstellung von dominanten Eingangsbauten auf den beiden Flügelbauten sowie die Einbringung von bestehenden Pavillions an verschiedenen Stellen aus dem Berliner Raum aber auch internationale Bauikonen setzen surrealistische Gegenpole und verschaffen eine einmalige Identität.