modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 01/2014

Neubau ETHZ D-BSSE – Labor- und Forschungsgebäude auf dem Campus Schällemätteli

2. Preis

Preisgeld: 50.000 CHF

C.F. Møller Architects

Architektur

Kury Stähelin Architekten

Architektur

Berchtold . Lenzin Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Jauslin + Stebler Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Aicher, De Martin, Zweng AG

TGA-Fachplanung

Pro Engineering AG

Bauingenieurwesen

Laborplaner Tonelli AG

TGA-Fachplanung

Emmer Pfenninger Partner AG

Bauphysik

Jauslin + Stebler Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Jobst Willers Engineering

Bauingenieurwesen

Professional Security Design AG

Brandschutzplanung

der ingeniör Haustechnikplaner AG

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Städtebau
Das neue D-BSSE, an der Schnittstelle des Science Campus zum benachbarten „Campus der Gesundheit“ gelegen, markiert als repräsentativer Bau den südöstlichen Eingang zum Wissenschaftscampus.
Der sechseckige Solitärbau, der den Wissenschaftscampus um einen weiteren individuellen Baustein erweitert, leitet seine Form aus dem städtebaulichen Kontext ab und bettet sich durch seine präzise Setzung in die Umgebung ein. Das Gebäude begleitet mit dem Kinderspital und dem gegenüberliegenden Spitalneubau den Strassenzug an der Schanzenstrasse und zeichnet mit seinem Verlauf raumbildend die ehemaligen mittelalterlichen Stadtbefestigungsanlagen nach.
Der hexagonale Neubau mit seinem transparenten Körper soll in seiner klaren aber zurückhaltenden Präsenz die Werte der Universität von Innovation, Offenheit und Identitätsstiftender Präsenz reflektieren. Analog zu der benachbarten Universitätsbibliothek von Otto H. Senn (196268) weicht der Neubau vom Strassenraum zurück und schafft somit einen städtischen Vorplatz und eine repräsentative Eingangssituation. Das Erdgeschoss ist leicht eingerückt, um seine halböffentliche Funktion zu vermitteln, während die privateren Laborgeschosse auf den Obergeschossen ihren Platz finden. Auch der nordwestliche Teil des Neubaus weicht von dem benachbarten UKBB und dem Pharmazentrum zurück und erlaubt es somit, den grünen Innenhof des UKBB fliessend in die Abfolge des Grünraumnetzes (Petersplatz - Universitätsspitalgarten - UKBB Innenhof - Tschudipark - St.- Johannspark) einzubetten. Das Gebäude nimmt die Geschossigkeit des benachbarten Kinderspitals auf, beschränkt sich in seiner Höhenentwicklung auf fünf Geschosse und bleibt somit unter der Hochhausgrenze.
Die hexagonale Grundform, die flexibel auf die städtebaulichen wie auch inneren funktionalen Bedürfnisse reagieren kann, ermöglicht es, einen klar lesbaren Baukörper im Stadtraum abzubilden und die Einbindung als Passstein in das Stadtgefüge. Archaische, massive Stützen, welche das Gebäude mit dem Strassenraum verflechten und zum Eintreten einladen, tragen ein zurückhaltendes, transparentes Volumen. Letzteres bildet die Vorgänge der Forschungsaktivitäten innerhalb des Biozentrums ab, und stellt somit einen Bezug zwischen Universität und Öffentlichkeit her.

Atrium und Kommunikationsraum
Das Atrium mit seinen zueinander versetzten Terrassen ist zentraler Begegnungs- und Kommunikationsort der Hochschuleinrichtung. Hier findet über die Geschosse hinweg eine visuelle und physische Vernetzung statt; bietet sich eine stimulierende Umgebung, die Begegnungen und informelle Kommunikation fördert. Entlang des Atriums, welches neben viel natürlichem Licht eine gute Orientierbarkeit im Gebäude bietet, offenbaren sich die vielfältigen Arbeitswelten mit den Labors auf der einen Seite, den Passarellen und den Büroarbeitsplätzen auf der anderen. Im Erdgeschoss lagern sich die grossen Multimediaräume und Seminarräume um das Atrium und bilden somit eine optimale Präsentationsfläche für öffentliche Veranstaltungen und Kongresse. Ebenso finden sich hier
- peripher an der Fassade gelegen - die Verwaltung und die studentischen Arbeitsplätze.

Labordepartemente
Durch die grosse Geschossfläche wird eine horizontal ausgeprägte Anordnung der Departemente erreicht, die sich kommunikationsfördernd auswirkt. Alle im Raumprogramm geforderten, in sich geschlossenen Forschungseinrichtungen finden auf einem Geschoss Platz und müssen nicht vertikal unterteilt werden. Auf den Obergeschossen sind die Labore der jeweiligen Professuren direkt nebeneinander platziert. Das Projekt erreicht gemessen an der Tabelle der Beilage 1 des Programms eine hohe Übereinstimmung.

Kommunikation
Die auf den Geschossen verteilten Teamzonen schaffen Möglichkeiten für spontane Begegnungen und Besprechungen, sind Treffpunkt, fördern die Kommunikation und den Erfahrungsaustausch auf den Laborgeschossen. Die Teamzonen werden so angeordnet, dass Sichtbezüge, Transparenz und Offenheit auf den Geschossen sichergestellt werden.

Offene Laborlandschaft -
Offenheit, Sichtbezuge & Kommunikation, „Sharing“
Das Laborkonzept setzt moderne Labor-Standards konsequent um. Es basiert auf einem optimal funktionierenden „Open Space Laborlayout." Es werden keine Nutzer spezifischen Labors geplant, sondern Grosslaborzonen, welche bei Bedarf benutzerspezifisch aufgeteilt und technisch ausgerüstet werden. Das Grundelement für eine funktionierende „Open Space Laborlandschaft“ ist ein optimal definiertes Gebäuderaster und ein klares Zuordnen der Laboreinrichtungselemente. Mit einem mobilen Laboreinrichtungssystem wird grösstmögliche Flexibilität in der Mittelzone des „Open Space Laborlayout“ erzielt. Dies ermöglicht es, die Labors den Tätigkeiten anzupassen. Feste und hohe Laboreinrichtungselemente werden eher in der Randzone des „Open Space Laborlayout“ platziert, so dass die Transparenz erhalten bleibt. Ziel ist es, dem Nutzer eine offene, uneingeschränkte und damit zeitgemässe Arbeitsatmosphäre zu bieten, die sich positiv auf die Kommunikation und das Wohlbefinden auswirkt.

Laboraufbau
Der Laboraufbau entspricht in seiner Konstruktion dem modularen Baukastenprinzip, dass mit genormten Verbindungsstellen eine grösstmögliche Variabilität erzielt. Die Anordnung der Laborgeräte wird zusammen mit der Laboreinrichtung geplant, um optimal funktionierende Arbeitsbedingungen und Prozessabläufe zu gewährleisten. Die zur Verwendung kommenden Werkstoffe entsprechen in der Qualität und Verarbeitung der hohen Anforderung der Labornutzung. Die Medienversorgung erfolgt über genau definierte Schnitt- bzw. Verbindungsstellen bei den Medienverteilpunkten an der Decke, so dass sich jeder Arbeitsplatz während laufendem Betrieb verändern und systematisch absperren lässt. Nachinstallationen und Umrüstungen lassen sich mit einem Minimum an zeitlichem und finanziellem Aufwand bewerkstelligen, ohne den Betrieb des angrenzenden Labors oder Arbeitsplatzes zu stören.

Synergien / Kommunikation
Der Neubau für das D-BSSE verkörpert die Synthese von optimierten Laborzonen und kommunikativem, offenem Grundriss. Konzentriertes Arbeiten und Forschung findet neben der aktivitätsgeladenen Atmosphäre einer räumlich reichhaltigen Atrienlandschaft statt. Sichtverbindungen, Begegnungszonen sowie Treffpunkte bilden die Bühne für eine offene und informelle Kommunikation und werden somit Ausdruck für den Geist von Forschung und Innovation.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Architektur
Das Projekt besteht aus einem unregelmässig geschnittenen, sechseckigen Baukörper, dessen Haupttrakt die Geometrie des Bio- und Pharmazentrums aufnimmt, während kleinere Trakte entlang der Schanzenstrasse und der Klingelbergstrasse geführt sind. Dazwischen wird der Baukörper übereck so geschnitten, dass vor dem Haupteingang ein kleiner Platz entsteht. Die gegenüberliegende Kurzseite des sechseckigen Baukörpers führt zum Hof des Universitäts- Kinderspitals, diagonal durch eine grosszügige Achse im Innern des Baukörpers verbunden. Das ist souverän vorgetragen, allerdings drückt das grosse Atrium den Baukörper nach aussen und droht so den Stadtraum zu belasten, das gilt vor allem an der Klingelbergstrasse.

Das Erdgeschoss ist von dem Atrium und der gut ausgebildeten Achse geprägt, die diagonal durch das Haus geführt ist und die öffentlichen Angebote erschliesst. Es ist durch das grosse Oberlicht über dem Innenhof gut belichtet. Weniger überzeugend ist die Anordnung und Erschliessung des Niveaus – 1, das als «cul-de-sac» etwas minderwertig wirkt. Der einzige funktionale Mangel im Sockelbereich ist das Zutrittskonzept mit der Trennung der Bereiche, die nicht ausgewiesen ist.

Auch die Obergeschosse sind sehr gut organisiert und erfüllen die verschiedenen Ansprüche auf beste Art. Hauptund Nebentrakt sind dreibündig und zweibündig organisiert und gewährleisten eine angemessene Flexibilität. Die grossen Geschossflächen erlauben eine horizontale Organisation der verschiedenen Lehrstühle und die funktionale Beziehung zwischen den Labors und den Büros an den Kurzseiten des Gebäudes ist gut gelöst. Innenräumlich sind die Knoten zwischen den gemeinschaftlichen Zonen auf den Kopfseiten und den Korridoren der Haupttrakte allerdings wenig überzeugend. Zudem belasten die kommunikativen Zonen zum Teil die Büros, die unmittelbar dahinter gelegenund in ihrer Zugänglichkeit und Flexibilität eingeschränkt sind.

Nicht nur die funktionalen Ansprüche der Labor- und Bürozonen, auch die betrieblichen Anforderungen der Services und Logistikräume sind berücksichtigt. Die positiven Aspekte bestimmen den Gesamteindruck. Der überdeckte Innenhof ist sehr grosszügig ausgelegt und verspricht ein urbaner, kommunikativer Raum zu werden. Die offene Treppe zwischen den Geschossen könnte dazu besonders beitragen, allerdings belastet sie innenräumlich das Gefüge der Galerien, die dem Innenhof entlangführen.

Nach aussen hin ist die Glasfassade der Hülle ohne eine Störung um alle sechs Seiten geführt. Das ist Ausdruck einer hohen formalen Disziplin, zugleich entsteht so aber auch der Eindruck eines gewissen Schematismus. Auch wirkt die Ausbildung der Sockelzone eher abweisend.

Freiraum
Der Neubau besetzt praktisch den ganzen zur Verfügung gestellten Raum.

Eine Treppenanlage führt von der Ecke Klingelberg-/Schanzenstrasse zum Haupteingang hinunter. Als Pendant dazu führt auf der gegenüberliegenden Seite eine Treppe beim Ausgang Seite Kinderspital im Erdgeschoss auf das Niveau des Campus Schällemätteli hinunter. Diese beiden Treppen, mit integrierten Sitzelementen, einer Rampe und zwei Bäumen ausgestattet, sind die prägenden Elemente des Freiraumes. Die anderen Ersatzpflanzungen müssen entlang der Strassenräume gewährleistet werden.

Die Velos sind in einem Veloraum beim nordöstlichen Eingang angeordnet.

Der Vorschlag vermag mit dem gewählten mächtigen Volumen aus freiräumlicher Sicht nicht zu überzeugen und ist kein adäquater Beitrag, welcher das Entfernen der hundertjährigen Bäume mit den Grünflächen und damit das Unterbrechen der übergeordneten Grünverbindung begründen kann.

Betrieb und Logistik
Die Forschungsgruppen sind gut positioniert und die Laborbereiche überzeugend strukturiert, sodass verschiedene Nutzungsvarianten denkbar sind. Die Reinräume und das GMP-Labor sind zusammenhängend und zweckmässig angeordnet. Die Platzierung der Science Lounge ist gut und die Flächen angemessen. Der Warenfluss im Gebäude funktioniert weitgehend.

Die Labore sind zu klein, dafür sind die Labornebenräume und -vorzonen grosszügig bemessen. Mit der gewählten Disposition der Laboreinheiten und der Labornebenräume wird die Transparenz innerhalb der Laborbereiche aber auch gegenüber den Bürozonen stark beeinträchtigt. Die Interaktion im Laborbereich und zwischen den Labor- und Büroeinheiten ist dadurch nicht gewährleistet.

Die Umsetzung von kleinen Büroeinheiten gestaltet sich schwierig. Die Ausgestaltung der Reinräume und der FISServices sowie die Platzierung von Büros ohne Tageslicht müssen überarbeitet werden. Nicht überzeugen können das Layout der Science Lounge sowie die Qualität der Terrasse. Die Erschliessung mit einem Warenlift ist nicht ausreichend und die Anlieferung sowie die Ver- und Entsorgung sind mangelhaft.

Gebäudetechnik
Die Steigzonen sind zu klein. Räume für Technikzentralen sind genügend vorhanden, jedoch flächenmässig knapp bemessen.
In Teilbereichen ist das Projekt zu wenig präzis ausgearbeitet. Die Bedürfnisse und Anforderungen der Nutzer konnten jedoch erfüllt werden. Das Potenzial für notwendige Anpassungen ist vorhanden.

Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit
Das Projekt weist im Vergleich zu den geprüften Projekten hohe Geschossflächen und ein hohes Gebäudevolumen auf. Die kompakte Grundrissdisposition ergibt eine verhältnismässig geringe Fassadenfläche. Durch die hohe mittlere Geschosshöhe wird dies jedoch relativiert. Die Erstellungskosten liegen daher über dem Mittelwert aller berechneten Projekte.

Würdigung
Das Projekt überzeugt durch die diagonal ausgelegte Achse im Erdgeschoss, die die Verbindung zum Areal bildet. Auch die Obergeschosse sind betreffend die verschiedenen Ansprüche gut organisiert.

Leider vermögen verschiedene innenräumliche und architektonische Aspekte nicht vollständig zu überzeugen. Diese Einschränkungen sollen aber die hohe Qualität diese Beitrages nicht schmälern.