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Offener Wettbewerb | 01/2015

Neubau Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit (DSBG) der Universität Basel

3. Rang / 3. Preis

Ken Architekten BSA AG

Architektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung

Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau GmbH

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Architektur
Dieses Projekt überrascht durch seinen unerwarteten städtebaulichen Ansatz. Das T-förmige Gebäude schafft entlang der Grossen Allee eine grosszügige und adressbildende Zugangssituation. Von dieser räumlichen Verbreiterung des Strassenraums profitiert auch der gegenüberliegende Eingangsbereich des Gartenbades.

Durch die Reduktion des Erdgeschosses (Footprint), in Kombination mit einem Untergeschoss, entsteht oberirdisch ein viergeschossiges Gebäude. Die Einhaltung des erwünschten Projektperimeters und des zurückgesetzten Haupttraktes ermöglicht in der Grossen Allee eine zweite Baumreihe. Auf der gegenüberliegenden Seite wird der mögliche Standort der Schwimmhalle nicht eingeschränkt.
Im Übergang zur St. Jakobshalle folgt der Neubau der Kontur des bestehenden Gebäudes. Der Abstand der beiden Gebäude ist hier so gewählt, dass die Ein- und Ausgänge, die Fluchtwege und die Belichtung der Räume in der St. Jakobshalle gewährleistet sind. In diesem rückwärtigen Zwischenraum sind das Veloparking, die Anlieferung und ein Gartenhof als Verbindung zur St. Jakobshalle vorgesehen.
Die eingezeichnete LKW-Zufahrt scheint aufgrund der fehlenden Wendemöglichkeit nicht praktikabel.

Entlang des Badwegleins (gegenüber der Eissporthalle) verliert die Konzeption der sich überlappenden Gebäudetrakte mit den unterschiedlichen Gebäudehöhen an städtebaulicher Klarheit. In diesem Bereich wird zudem die maximale Gebäudehöhe leicht überschritten. Der Zugang zum Gebäude über den «Blauen Platz» ist sehr grosszügig gelöst. Durch die angrenzende Cafeteria wird der Platz als Treffpunkt für Mitarbeitende und Besucher noch zusätzlich aufgewertet.
Die direkten Eingänge zum Hörsaal und zur Sport- und Gymnastikhalle (direkt neben dem Haupteingang) liegen ideal. Etwas nachteilig ist hingegen, dass der Haupteingang aufgrund der gleichmässig durchlaufenden Fassadenstützen zu wenig erkennbar ist. Im Gebäude sind die Nutzungen dann sehr selbstverständlich verteilt.
Im Erdgeschoss sind mit Empfang, Hörsaal und Cafeteria (mit Blickbeziehungen in die Sport- und Gymnastikhalle) Nutzungen untergebracht, die den öffentlichen Charakter dieser Ebene stärken. Vom Foyer (Erschliessungshalle) aus sind über kurze Wege und räumliche Bezüge nach oben die Bereiche für Studierende, Mitarbeitende und Besucher und nach unten die Sport- und Gymnastikhalle sehr gut erreichbar. Vom Foyer aus sind auch über einen rückwärtigen Eingang das Veloparking und die St. Jakobshalle zu erreichen.

Auf den Geschossen unterstützen grosszügig ausgelegte Korridore, die auch als Arbeits- und Lernlandschaft genutzt werden können, eine einfache Orientierung. Durch die attraktiv und flexibel gestaltete Erschliessung wird im Übergang der Haupttreppe zum Korridor ein Treffpunkt zum informellen Austausch geschaffen.

In der Erscheinung erfährt der Baukörper durch den Rhythmus von geschosshoher Verglasung und auskragender Decke eine sehr filigrane horizontale Betonung. Durch den hohen Glasanteil erscheint das Gebäude auch sehr offen und einladend. Die umlaufenden Balkone stellen durch die räumliche Erweiterung und den zusätzlichen Aufenthaltsbereich eine hohe Qualität dar.
Die äussere Schicht aus V-förmigen Stahlträgern wirkt etwas aufwendig und aufgesetzt. Während die Idee einer äusseren Raumschicht ein interessantes Fassadenthema darstellt, ist die eigenwillige Anordnung der Stützen sowie die Assoziation zu den Baumalleen der Brüglinger Ebene wenig überzeugend.

Freiraum
Hinter der St. Jakobshalle spannt sich über den ganzen Perimeter ein blauer Teppich aus Tartan auf. Auf diesem wird der T-förmige Neubau platziert. Vor dem Eingang wird ein grosszügiger Platz geschaffen, der durch Nutzungen wie die Cafeteria und dem Hörsaal – beide auch vermietbar – positiv belebt und auch öffentlich genutzt werden kann. Die Aufenthaltsqualität dieser Freifläche überzeugt aber in der dargestellten Art und Weise noch wenig. Mit der Absicht, die übergeordnete Alleenstruktur nicht nur zu respektieren sondern zu stärken, wird eine Ergänzung auf der Ostseite der Eishalle vorgeschlagen.
Die Weiterführung auf dem eigentlichen Perimeter erfolgt dann, in Anlehnung an den Bestand vor dem Gartenbad, mit Waldföhren. Die Föhrenreihe überzeugt allerdings weder räumlich noch atmosphärisch und steht im Widerspruch zum selbst zitierten übergeordneten Alleenkonzept.
In diesem Zusammenhang erscheint auch die Auflösung der Kastanienallee im Westen des Neubaus nicht verständlich. Insbesondere, da doch die vorgeschlagenen Veloabstellplätze dazwischen gut integrierbar wären.
Der «Gartenhof», der aus dem Versatz im Gebäude resultiert, hat zwar nicht den Charakter eines Gartens, doch das Angebot als zusätzlicher Aufenthalts- und Zugangsbereich macht durchaus Sinn. Der Belagswechsel von Tartan zu Chaussierung in der Mitte des Hofes überzeugt allerdings nicht. Südlich des Neubaus werden Pflanzrabatten vorgeschlagen, deren grau-blau-silbrige Farbigkeit zwar auf den Tartanbelag und die Föhren abgestimmt ist, doch im Kontext der Sportanlagen und des grossmassstäblichen Charakters des Areals etwas aufgesetzt wirkt.

Betrieb und Logistik
Das Gebäude ist mehrheitlich sehr gut organisiert. Auch die Orientierung im Gebäude funktioniert dank der zentralen Erschliessung und der grosszügigen und hellen Flure sehr gut.
Der Labor- und Patientenbereich ist bis auf den Cardio-Kraftraum (nicht auf dem gleichen Geschoss) komplett und gut organisiert und weist einen guten Patientenfluss auf.
Der Patientenempfang ist nicht dargestellt, er sollte aber an zentraler Lage auf dem Geschoss eingeplant werden. Die Raumproportionen der Untersuchungsräume sind sehr ungünstig gewählt und müssten ebenfalls angepasst werden. Alle Mitarbeiterbüros sind im obersten Geschoss sinnvoll angeordnet, allerdings lassen sich die Open-Space-
Büros nicht in der gewünschten Anzahl in Gruppenbüros umwandeln. Beim Studentensekretariat und der Bibliothek im 2. O bergeschoss müsste ein Abtausch geprüft werden.
Die Bibliothek ist nicht komplett abgebildet, da die Studentenarbeitsplätze im 1.Obergeschoss eingerichtet wurden.
Die Cafeteria im Erdgeschoss wird durch einen grosszügigen Aussenraum ergänzt. Die Qualität des Aussenraumes ist leider noch etwas zu wenig ersichtlich. Als Treffpunkt des Departements eignet sich die Cafeteria aufgrund ihres öffentlichen Charakters nur bedingt. In der betrieblichen Organisation muss die Trennung sauber / schmutzig noch
verbessert werden.
Die Sporthalle ist gut erschlossen und organisiert, ein separater Eingang für die Fremdnutzung ist eingeplant.
Die ausschliesslich südseitige Belichtung ist nicht ausgewogen und bedingt einen permanenten Sonnenschutz.
Die Veloabstellplätze sind versteckt hinter dem Gebäude angeordnet und sollten besser verteilt werden.

Gebäudetechnik
Die Verpflichtung für die Einhaltung des Minergie-P-Eco-Standards ist enthalten. Das Gebäude zeichnet sich betreffend Wärme- und Kühlenergiebedarf durch einen guten Wert der Gebäudehüllzahl aus. Die im Erdreich befindlichen Gebäudeteile sollten keinen Eingriff in den Wasserhaushalt haben, da sich die Fundamentsohle über dem Bereich des Mittelwasserpegels befindet. Der sommerliche Wärmeschutz als kritischer Erfolgsfaktor im Minergie-P-Standard ist einigermassen genügend dargelegt. Die Wärmeerzeugung erfolgt über den Anschluss an das Fernwärmenetz und über Abwärmenutzung innerhalb des Gebäudes. Die Heizung und Kühlung geschieht über Deckensegel und Bauteilaktivierung.
Die Aussenluftfassung erfolgt über die Fassade und die Fortluft wird über Dach geführt. Das Heizsystem für die Turnhalle ist geeignet für das Raumtemperaturregime 12 / 16 / 20 ˚C. Räume mit hoher interner Wärmelast werden nicht erkannt und nicht mit entsprechenden Kühlsystemen erläutert.
Es bleibt unklar, ob das Gebäude zeitgemäss mit LED-Beleuchtung und Tageslicht- und Präsenzsteuerung ausgerüstet wird. Insgesamt gesehen gibt es einige Schwächen, welche jedoch in der Planungsphase behoben werden können.

Wirtschaftlichkeit
Der Wettbewerbsbeitrag Tartan & Jane weist die zweitgrösste Geschossfläche auf. Das Volumen allerdings ist das niedrigste aller geprüften Projekte. Umgesetzt wird das durch lichte Raumhöhen von ca. 2.60 m im Untergeschoss bzw. 3.00 m im Dachgeschoss. Die gezeichnete Konstruktion kommt ganz allgemein sehr schlank daher. Die Konstruktionsfläche ist kleiner als 10 % der Geschossfläche.
Die Verkehrsfläche ist trotz der Balkone eher hoch. Die Fassade besteht grösstenteils aus Fenstern. Nur die Stirn-Seitenwände der Sporthalle sind bis oberkant 1.Obergeschoss in massiver Bauweise geplant. Der Verglasungsanteil ist dementsprechend gross. Der Verglasungsanteil und die Balkone sowie die genutzten Dächern sind bei diesem Beitrag die Kostentreiber.

Würdigung
Das Projekt überrascht durch seinen unerwarteten städtebaulichen Ansatz. Die grosszügige Eingangssituation ist sehr einladend und adressbildend. Im Gebäude unterstützt eine sehr attraktive Erschliessung mit grosszügigen und hellen Fluren die Orientierung. Die Nutzeranforderungen sind mehrheitlich sehr gut und selbstverständlich umgesetzt.

Leider vermögen verschiedene städtebauliche und architektonische Aspekte sowie die atmosphärische Qualität des Freiraumkonzeptes nicht vollständig zu überzeugen. Diese
Einschränkungen sollen aber die gute Qualität dieses wertvollen Beitrages nicht schmälern.