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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2016

ETH Zürich, Areal Zentrum Sanierung Gebäude MM

2. Rang

Preisgeld: 15.000 CHF

weberbrunner architekten zürich&berlin

Architektur, Projektsteuerung

Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau GmbH

Landschaftsarchitektur

WaltGalmarini AG

Bauingenieurwesen

asa Arbeitsgruppe für Siedlungsplanung und Architektur AG

Verkehrsplanung

Meierhans + Partner AG

TGA-Fachplanung

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau, Architektur, Freiraum

Das Projekt PLATZDA schlägt eine interessante Strategie für die Integration von Verkehr und Stadtraum vor. Indem die Leonardstrasse mit den beiden seitlichen Terrassenflächen zu einer zusammenhängenden Topografie verbunden wird, die sich gekonnt unter der Polyterrasse hindurch in den sensiblen Hangrücken einbettet, können die unbefriedigenden räumlichen Einschnitte zwischen ETH Hauptgebäude und vorgelagertem MM elegant aufgehoben werden, ohne dass die Strasse in ihrer Höhenlage verändert werden muss. Es entsteht eine Abfolge von attraktiven Freiräumen, die sich als Teil der übergeordneten Grünraumfigur des Hochschulquartiers vom Kunsthaus bis zur Polybahn versteht. Mit der vorgeschlagenen Bereinigung der topografischen Situation wird die Plattform der Polyterrasse zu einem kraftvollen und eigenständigen architektonischen Bauwerk, das in eine präzise Beziehung zum Prospekt und Eingangsportikus des ETH Hauptgebäudes treten kann. Während der westliche Aussenraum folgerichtig an die Polybahn und die Tannenstrasse angebunden wird, findet sein vergrössertes Pendant auf der Ostseite unverständlicherweise keinen direkten Anschluss mehr an den Schienhutweg.

Der Aufgang auf die Polyterrasse erfolgt über zwei neue Rampenanlagen entlang der bestehenden Umfassungsmauer des Hauptgebäudes und zweier in die Polyterrasse eingeschnittener trapezoider Treppenanlagen.

Die potenzielle Leistungsfähigkeit, beziehungsweise die etwas unklare räumliche Hierarchie der neuen Erschliessungselemente, führen zu recht divergierenden Meinungen im Beurteilungsgremium und unter den Fachexperten. Einige der technischen Vorbehalte gründen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zuletzt in der unentschiedenen räumlichen und architektonischen Hierarchisierung der vorgeschlagenen Erschliessungselemente. In einer radikal offensiven Interpretation des Vorschlags könnte man die beiden schmalen Rampen einfach als pragmatische Ergänzungen des das Hauptgebäude umgreifenden Trottoirrings verstehen, da die Hauptpersonenströme von der Polybahn her grossmehrheitlich über den grosszügigen Vorplatz und die westliche Treppenanlage auf die Polyterasse zum Haupteingang hoch geführt werden. Allerdings müsste dann insbesondere die Treppe eine entsprechende architektonische Überzeugungskraft und Zeichenhaftigkeit entwickeln, die ihr in dieser Form und Dimension momentan abgeht. Es stellt sich ganz grundsätzlich die Frage, ob eine derart freigestellte Polyterrasse mit ihrer prominenten Westfassade im C-Geschoss überhaupt die primäre Rolle der Adresse für das darüber liegende Monument wahrnehmen kann, oder ob ihr in ihrer Funktion als eher untergeordnetes bauliches Element dann nicht ein zu hoher Bedeutungsanspruch aufgebürdet wird.

Funktionalität

Die innere Organisation und räumliche Ausformulierung des Gebäudes MM ist in der Folge konsequent aus dem städtebaulichen Konzept heraus entwickelt. Das C-Geschoss mit dem Gastronomiebereich unter der Polyterrasse wird als gedeckter und klimatisierter Bestandteil der neuen Terrassenlandschaft verstanden. Durch die teilweise strukturelle Auflösung der Achse 52 in Verlängerung des Zugangs zum Hauptgebäude wird eine etwas grössere visuelle Durchlässigkeit zwischen MM und Hauptgebäude erzeugt. Die optimierte Anlieferung mit der neuen vertikalen Verbindung zur bestehenden Küche funktioniert sehr gut, die Übersichtlichkeit und Sicherheit des Fussgängerübergangs ist dagegen noch nicht gewährleistet. Die Erschliessung der Mensa und der Sportnutzungen erfolgt wie bis anhin über das westliche beziehungsweise östliche Treppenhaus, wobei der ehemalige Balkon der Sporthalle geschickt zu einem verbindenden Galeriegeschoss umfunktioniert wird. Die Sporthalle gewinnt damit an räumlicher Offenheit und Attraktivität für Nutzer wie Besucher. Auch die zusätzlich geschaffenen Sporträume im unterirdischen östlichen Anbau sowie das grosszügige Fitnessgeschoss auf der Ebene A werden als Gewinn für den Sport gewertet. Aus arbeitsrechtlicher und kommerzieller Sicht nicht denkbar ist hingegen die Lage des ETH Stores in den dunklen Eingeweiden des bestehenden Verbindungstrakts zum Hauptgebäude. Eine Integration an anderer Stelle, beispielsweise im C-Geschoss, dürfte aus Platzgründen nicht ganz einfach sein.

Verkehr

Die Dimensionen der neuen Fussgängerrampen auf die Polyterrasse werden in ihrer generellen Kapazität als unzureichend beurteilt. Das Konzept der Fussgängerführung zum Eingang des Hauptgebäudes über die auf die andere Seite der Leonhardstrasse verschobenen Rampen ermöglicht eine interessante Öffnung des C-Geschosses, führt aber zu einer problematischen Konzentration von Fussgängerquerungen im Bereich des hochbeanspruchten Knotens bei der Polybahn / Tannenstrasse. Bereits heute können Querungswellen beobachtet werden, die den Fahrzeugfluss vorübergehend blockieren. Der weitere Ausbau des Hochschulquartiers wird diesen Fussgängerstrom weiter verstärken. Dazu kommt, dass der vordere Teil der Polyterrasse für Veranstaltungen nicht mehr schwellenfrei durch grosse Fahrzeuge befahrbar ist, was für die vielfältige Nutzbarkeit dieses wichtigen Aussenraumes unabdingbar ist. Die gradlinige Verbindung zwischen Hauptgebäude und Gastronomiebereich auf dem C-Geschoss ermöglicht direkte Wege und eine klare Orientierung. Allerdings schaffen die Stützen am Fahrbahnrand eine nicht tolerierbere Beeinträchtigung der Sichtfelder. Die Veloführung von Süden nach Norden über die Polyterrasse ist nicht oder nur mit einer Behinderung des Fussgängerverkehrs auf der Rampe möglich.

Statik

Die punktuellen statischen Eingriffe wie der Durchbruch der Achse 52 und der Einbau des neuen Treppenhauses im Bauteil II (Sporthalle) werden als grundsätzlich plausibel und angemessen eingeschätzt. Das Projekt weist im Vergleich eine geringe bis mittlere Eingriffstiefe auf. Durch eine Redimensionierung der Stützen bzw. durch eine Ausrichtung in Fahrtrichtung im Bereich der Durchfahrt liesse sich die Verkehrssicherheit markant erhöhen.

Gebäudetechnik

Die Vorschläge und Konzepte der Gebäudetechnik sind gut nachvollziehbar und selbstverständlich in das architektonische Projekt integriert. Die horizontalen und vertikalen Erschliessungswege der verschiedenen Medien sind konzeptionell vorhanden. Die Integrationsmöglichkleit des Bestandes müsste vertieft werden.

Nachhaltigkeit

Zum jetzigen Zeitpunkt werden die vorgegebenen Zielkosten noch nicht erreicht, mit einer Abweichung von ca. sechs Prozent sollte eine Kostenoptimierung jedoch machbar sein. Die Lebenszykluskosten bewegen sich im vorderen Mittelfeld der abgegebenen Projekte. Durch die aufgewerteten Aussenräume mit attraktiv gestalteten Begegnungszonen, natürlicher Beschattung durch Bäume und einer hohen Barrierefreiheit erreicht das Projekt eine gute Bewertung in der soziokulturellen und funktionalen Qualität. Durch ein nachvollziehbares Energiekonzept mit der Nutzung interner Abwärmequellen und einem Materialisierungskonzept, das die ECO Vorgaben erfüllt, kann auch die ökologische Qualität als gut beurteilt werden.

Projektwürdigung

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass das Projekt PLATZDA einen intelligenten und in allen Bereichen gut konzipierten Beitrag zur gestellten Aufgabe liefert. Bei aller Sympathie für die wertvollen neuen Stadträume und die Klarheit der architektonischen Eingriffe glaubt die Jury aber nicht, dass die radikal neu gedachte Zugangssituation – durch die Cafeteria hindurch – der ikonografischen und programmatischen Bedeutung des Hauptgebäudes gerecht wird.