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4. Rang 5 / 5

Nichtoffener Wettbewerb | 07/2021

Laborneubau Haus 6: Haus für Forschung und Bildung in Rosental-Mitte, Basel (CH)

5. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 37.000 CHF

S+B Baumanagement AG

Projektsteuerung

Christ & Gantenbein

Architektur

Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG

Bauingenieurwesen

WSP Suisse AG

TGA-Fachplanung

GRP Ingenieure AG

TGA-Fachplanung

IBG Engineering AG

TGA-Fachplanung

Basler & Hofmann AG

Energieplanung

Laborplan GmbH

sonstige Fachplanung

MAURUS SCHIFFERLI, LANDSCHAFTSARCHITEKT

Landschaftsarchitektur

LSC Brandschutz GmbH

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Projektvorschlag sieht ein zweiteiliges Gebäude mit einem kreisrunden Verbindungsglied vor. Entlang der Maulbeerstrasse liegt ein dreigeschossiger Baukörper mit einer markanten, keilförmigen Pultdachkonstruktion, die als Dachgarten genutzt wird und weitere drei Geschosse ansteigt. Die Keilform der Dachkonstruktion begünstigt die Belichtung der Bestandsbebauung in der Strasse und kann die Verschattung auf ein Mindestmass reduzieren. Die Höhenentwicklung und die Form des Gebäudekörpers vermitteln städtebaulich zwischen der niedrigeren Wohnbebauung entlang der Maulbeerstrasse und der hohen Bebauung im zukünftigen Rosentalareal. Die skulpturale Form des Baukörpers und der üppig begrünte Dachgarten, der durch die offene Dachstruktur sichtbar ist, heben sich jedoch deutlich vom Bestand ab und erzeugen einen spannungsreichen Kontrast. Entlang der Maulbeerstrasse entsteht aufgrund der unterschiedlichen Orientierung der Strasse zum Baukörper ein dreieckiger Vorplatz, an dem einer der Haupteingänge zum Neubau liegt. Im Inneren des Quartiers liegt der zweite Baukörper, der eine quadratische Grundform und einen punktsymmetrischen Grundriss aufweist. Der kubische Baukörper hat allseitig Laubgänge, aussenliegende, farbige Stützen und vier offene, spiralförmige Fluchttreppenhäuser in seinen vier Ecken. Mit seinen sieben Vollgeschossen plus Technikgeschoss liegt er als Hochhaus knapp unter der im Zonenplan begrenzten Gebäudehöhe. Vom strassenbegleitenden Baukörper ist er ca. 9m abgerückt und durch einen kreis runden, allseitig verglasten Treppen- und Erschliessungsturm verbunden. Im Erdgeschoss sind diese dreiseitig umschlossenen Aussenräume als «Hofgärten» gestaltet. Insgesamt ergibt sich eine sehr prägnante und spannungsreiche städtebauliche und architektonische Komposition. Obwohl man Referenzen aus verschiedenen Perioden der jüngeren Architekturgeschichte des späten 20. Jahrhunderts erkennen kann, zeichnet sich der Projektvorschlag durch eine eigenständige Kraft, eine überraschende Komposition von Form und Material und eine grundsätzlich hohe architektonische Qualität aus. Einzig die zu stark verschlossene Ostfassade, die sich zum Inneren des Rosentalareals wendet, vermag nicht vollständig zu überzeugen. Mit seiner zum Teil spielerischen, zum Teil an Industriearchitektur anknüpfenden Gestaltung würde das Gebäude einen hochwertigen Auftakt für das neue Quartier setzen. Kritisch gesehen werden können die Aussenräume, insbesondere die «Hofgärten», die aufgrund der hohen Bebauung und der relativ schmalen Dimension wenig Aufenthaltsqualität versprechen. Auch die innenräumliche Qualität des kreisrunden Erschliessungs- und Verbindungsturms wird vom Preisgericht angezweifelt, da der Entwurf einen kühlen, halligen Eindruck macht und wohl kaum zum Verweilen oder zum Treffen einlädt. Der Projektvorschlag basiert auf einer klaren, funktionalen Unterscheidung zwischen dem strassenbegleitenden Baukörper, der die Büros, Seminarbereiche und die öffentlichen Nutzungen beherbergt, und dem kubischen Baukörper innerhalb des Areals, der alle Laborflächen und die Technik beinhaltet. Diese Trennung erzeugt zwar das Potenzial der jeweiligen Optimierung von Grundrissstruktur und Baukörperdimensionen für beide Grundnutzungen, erkauft sich dieses aber mit einer starken räumlichen Trennung der Bereiche. Das Laborgebäude zeichnet sich durch punktsymmetrische Grundrisse aus, die in dieser Anordnung charmant wirken. Die Grundrissgestaltung erlaubt eine effiziente Nutzung der Geschosse sowie eine flexible Unterteilung in Teilbereiche für eine zukünftige Nachnutzung. Die Erschliessungsbereiche und Zirkulationsflächen im Zentrum des Grundrisses sind funktional gestaltet, lassen jedoch eine räumliche Qualität vermissen. Die deutliche funktionale Trennung wird auch auf Niveau des Erdgeschosses wirksam. Während der Baukörper entlang der Maulbeerstrasse öffentliche und dem Quartier dienende Funktionen enthält, befinden sich erdgeschossig im Laborgebäude nur interne Funktionsbereiche. Eine Querung innerhalb des Gebäudes ist zwar möglich, was einen grossen Vorteil darstellt, jedoch nur für Befugte und nicht für die Öffentlichkeit. Anlieferung und Tiefgaragenzufahrt befindet sich an der Nordseite des Gebäudes. Sie ist ausreichend dimensioniert und stellt mit ihrer geschwungenen Fahrbahn bzw. Rampenform einen guten Kontrast zur übrigen orthogonalen Geometrie dar. Das Raumprogramm wird flächenmässig erfüllt. Die Projektverfasser führen bezüglich der Nachhaltigkeit unter anderem die Materialökonomie, die im Laborgebäude entlang der Fassade umlaufenden Büro- und Auswertplätze, die eine natürlich belüftete Pufferzone schaffen, die verschattenden Laubengänge und die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach auf. Dies alles stellt den etablierten Stand der Technik dar. Darüberhinausgehende energetische Innovationen oder neuartige Lösungsansätze werden nicht skizziert. Das Argument der Materialökonomie wirkt nicht überzeugend, da der Grundansatz der Aufteilung der Kubatur in zwei getrennte Baukörper ein ungünstiges Verhältnis von Hüllfläche zum umbauten Raum erzeugt. Der allseitig verglaste Treppenturm widerspricht ebenfalls den Ansätzen von Nachhaltigkeit bzw. energetischer Innovation. Insgesamt stellt der Projektvorschlag eine spannungsreiche, ausdrucksvolle Architektur mit einer überzeugenden Haltung und einer hohen gestalterischen sowie städtebaulichen Qualität dar, die jedoch leider räumliche und funktionale Mängel aufweist.
4. Rang 5 / 5