modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 10/2022

CircularTower – Kreislauffähiges Bauen in Burgdorf (CH)

3. Rang

Preisgeld: 3.000 CHF

Justinas Zuklys

Architektur

Waldhauser + Hermann AG

TGA-Fachplanung

ZPF Ingenieure AG · ZPF Structure AG

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt wird städtebaulich mit einem minimalen Fussabdruck entlang des Weges gesetzt. Der Zugangsbereich integriert den bestehenden Baum in die Zugangsplattform und strahlt damit Privatheit aus. Aufgrund seiner Nutzung und Ausstrahlung wäre aber eine einladendere und grosszügigere Geste wünschenswert. Die Volumetrie ist in vier funktionale, ablesbare Körper geteilt. Die klar gestalteten Vorder- und Rückseiten des Gebäudes nehmen keinen Bezug auf den ungestalteten, nicht genutzten Aussenraum. Mit deutlichem Dachabschluss und gegliederten Flächen schafft die Fassadengestaltung einen definierten Rahmen, in welchem die Fassade als Testfläche genutzt werden kann. Es werden in einer sehr verständlichen Weise die Möglichkeiten der Fügung von Fenstern aufgezeigt.

Volumetrie und Gestaltung scheinen Referenzen zu Industriebauten im angrenzenden Gewerbegebiet aufzunehmen, bleiben in der Gesamtwirkung aber bescheiden. Der Charakter eines öffentlich zugänglichen Gebäudes und die Ausstrahlung eines ikonischen Gebäudes werden vermisst.

Jedoch besticht dieses Projekt insgesamt gerade durch die inneren Werte, insbesondere die durchdachte Tragstruktur und den Einbezug von wiederverwendeten Materialien. Die flexible, klare Tragstruktur ist so ausgelegt, dass sämtliche Teile der Primär- und Sekundärstruktur mit wiederverwendeten Materialien gebaut werden können. Auch konkrete Beiträge zu Biodiversität, z. B. mit dem Dachgarten, und Artenschutz, z.B. mit Nistkästen, werden aufgezeigt. Die flexibel nutzbaren Geschosse können längsseitig mit Containern bestückt werden. Die Dachfläche ist als öffentlicher Raum ausgestaltet und bietet Blick in die Umgebung. Die Haustechnik wird wenig beschrieben, die Regenwasserfassung als gestalterisches Element über dem Eingangsvolumen und die direkt darunterliegenden Sanitärzonen sind nachvollziehbar. Das Konzept mit dem aufgeschnittenen Silo zur Wasserspeicherung ist ein feiner Beitrag zur Sichtbarmachung der Potentiale der Wiederverwendung und Umnutzung von Bauteilen.

Die Konstruktion ist äusserst einfach, das Gebäude kompakt und die Ausbauten auf ein Minimum begrenzt. So zeigt das Projekt sehr schön, wie bei solchen Aufgaben der Gedanke der Suffizienz umgesetzt werden kann. Das Projekt ist aber auch unauffällig und leise und schafft es nicht, die gewünschte Ausstrahlung als Forschungsturm zu erlangen.

Das Projekt überzeugt die Jury insbesondere in Bezug auf den vorbildlichen Umgang mit wiederverwendeten Materialien. Durch Hierarchien in den Gestaltungsebenen wird die Möglichkeit, potenziell vorhandene bestehende Bauteile in die Gebäudegestaltung einzubinden, maximiert. Das pionierhafte Projekt ist ein wertvoller und überzeugender Beitrag zum nachhaltigen Bauen und kann als Vorbild Architektinnen und Bauherren motivieren, künftig neue Gebäude mit einem hohen Anteil an wiederverwendeten Materialien zu erstellen.