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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2023

Neubau Lehre und Forschung Gebäude 12 am htw Campus Alt-Saarbrücken

HTW Saarbrücken Rendering

HTW Saarbrücken Rendering

2. Preis

Preisgeld: 32.000 EUR

FLOSUNDK architektur + urbanistik GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Mitarbeit Sandra Gressung, Lilli Eck, Peter Bonaventura

Leitgedanke, Städtebauliche Einbindung
Der Neubau des htw-campus Alt-Saarbrücken sitzt selbstbewusst auf der Baulinie in der Werderstraße und Hohenzollernstraße. Der quadratische Grundriss bildet zur Hohenzollernstraße hin den Haupteingang aus, welcher durch einen Rücksprung in der Fassade gut erkennbar ist. Von der Campusallee kommend entsteht ein kleiner Platz, welcher die Studierenden auf dieser Seite willkommen heißt. Der ebenfalls in Klinker ausgeführte Platz geht materiell in den Innenraum sowie den Innenhof über und lässt so optisch Innenraum und Außenraum miteinander verschmelzen. Der Innenhof lädt zum verweilen ein und schafft einen ruhigen, schallgeschützten, grünen Ort inmitten des Gebäudes. Offene Gestaltung lässt auch die passierenden Menschen teilhaben und biete eine Öffnung zum Quartier hin. HTW Gebäude ist von der Stadt Seite aus das „Eingangstor“ des Campus.  

Räumliche Organisation, innere/Äußere Erschließung
Das Erdgeschoss ist offen und einladend. Direkte Blickbeziehungen zwischen Eingängen/ Seminarräumen und dem Innenhof stärken das offen gehaltene Foyer. Die Seminarräume können geöffnet werden und es entsteht so eine großzügige Fläche, die für Veranstaltungen genutzt werden kann. Die Öffnung des Innenhofs erweitert die Foyerfläche im Außenbereich. Über die offenen, zum Innenhof orientierten Treppenhäusern gelangt man in die Obergeschosse. Die Orientierung der Treppen zueinander und zum Innenhof/Freibereichen hin fördert die Begegnung, Kommunikation und Austausch. Die offenen, großzügigen durch Oberlichter belichtete Treppenhäuser laden zur Treppennutzung ein. Diese Kerne ziehen sich über alle drei Geschosse und beinhalten neben den WCs den Aufzug sowie die Teeküche, Serverraum und Technikschacht. In den Obergeschossen befinden sich die Fachräume sowie Büroräume. Die durchgängige Raumtiefe von 6m sowie die sturzfreien Fenster ermöglicht einen guten Tageslichteinfall. Durch das vorliegende Raster von 3m ist eine hohe Flexibilität möglich. Ein Projektraum pro Geschoss ergänzt die Lehre. Über den Innenhof und die angrenzenden, transparenten Fachräume gelangt ebenfalls Tageslicht in die Flurbereiche. Kleinere Außenbereiche in den Obergeschossen zum Innenhof hin bieten auch in den Obergeschossen die Möglichkeit eine Verbindung zum Innenhof aufzunehmen. Die aufgeweitete Flurzone zwischen den Fach- und Praktikumsräumen im Süden bietet einen Treffpunkt in den Pausen und ermöglicht eine Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Fachbereichen.

Tragwerk, Materialität
Das Gebäude ist in kompakter Bauform mit einer nachhaltigen, optimierten Gebäudehülle mit drei beheizten Geschossen geplant. Wodurch eine Absenkung der laufenden Betriebskosten, aufgrund geringer benötigter Energie, erfolgt. Dach Technikgeschoss steht in leichter Stahlbauweise ungedämmt auf dem Dach. Die Technikfläche ist bezogen auf die vorhandene NUF großzügig geplant um weitere Umnutzungen des Gebäudes zu erleichtern. Für das Gebäude ist das Erdgeschoss in massiver Bauweise geplant mit einer vorgesetzten, hinterlüfteten Klinkerfassade, welcher die umgebende Fassadengestaltung aufnimmt. Die beiden Obergeschossen sind in Holz-Skelettbauweise mit Brettstapeldecken geplant mit einem Raster von 3m. Das Stützenraster korrespondiert mit den Ausbauraster von 1,20m.
Durch das zu Grunde liegende Achsraster von 3m werden kurze Spannweiten ermöglicht und eine hohe Flexibilität der Raumaufteilung, diese wird durch das Fassadenraster von 60cm noch unterstützt. Die Fassade der Obergeschosse ist aus recyclingfähigem, weiß pulverbeschichtetem Aluminium geplant. Die wiederkehrenden Elemente haben einen hohen Vorfertigungsgrad und sind leicht austauschbar. Der Klinker sowie das Aluminium sind sehr wartungsarm und die zu erwartenden Wartungskosten somit gering anzusehen

Freianlagen
Die nicht bebaute Grundstücksfläche wird zur Campusalee als Platz mit hohem Versickerungsgrad ausgebildet. Die restliche Grundstücksfläche, mit Ausnahme der Rangierfläche vor der Turbinenhalle, ist begrünt. Der Bereich der Rangierfläche ist durch eine Neugestaltung des Bodenbelags z.B. als Sportfeld als kommunikative Außenfläche nutzbar. Mobile Tore oder Basketballkörbe und Bänke schaffen hier einen Treffpunk und Kommunikationsbereich für die Studierenden und Bewohner der Umliegenden Häuser. Nördlich des Gebäudes sind 48 überdachte Fahrradstellplätze nahe des Eingangs. geplant. Die Barrierefreien Stellplätze sind in Kombination mit der Anlieferung östlich des Gebäudes geplant. Eine Kreuzung der Personenströme werden hierdurch minimiert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Gestaltung des Gebäudes folgt einer überzeugend klaren Struktur. Der quadratische Kubus liegt in der Bauflucht der Bestandsbauten in der Hohenzollernstraße und fügt sich mühelos in die städtebauliche Umgebung ein. Die Campusallee ist aufgenommen und wird zu einem Vorplatz und in einem um das Gebäude laufenden Weg geführt. Die Materialität der Fassaden in Ziegel und Blech nimmt Materialien der Umgebung sehr positiv auf. Die Traufkante der Nachbarbebauung ist gehalten. Der großzügige Innenhof belichtet nachvollziehbar die Tiefe des Gebäudes. Vom Erdgeschoß bis zu den Obergeschossen bilden sich dadurch weite Durchblicke und das Gebäude erscheint lichtdurchflutet. Der massive Sockel des Erdgeschosses in rotem Ziegel ist zu der Fassade der beiden Obergeschosse leicht zurückgesetzt. Deutlich artikulieren sich zwei Eingänge mit Rücksprüngen im Sockel. In Verlängerung der Campusallee wirkt ein ziegelroter Platz als Öffnung und einladend in das Gebäude führend. Das Erdgeschoss bietet auf allen Seiten des Kubus mit großformatig verglasten Öffnungen Einblicke, zum Teil bis in den Innenhof. Die innere Verglasung der Seminarräume ergänzt diesen Eindruck. Diese Transparenz bietet eine hohe Qualität und verspricht Kommunikation nach Innen und Außen.

Die roten Ziegelflächen des Erdgeschosses bilden ein robustes Material, das Langlebigkeit, aber auch einen Bezug zum Quartier und der Öffentlichkeit verspricht.

Zwei Treppenhäuser liegen als Spange mit Nebenräumen rechts und links des Innenhofs. Die daraus folgenden zwei Gebäudeflügel sind einmal büroseitig mit einem Flur erschlossen, auf Seiten der Fachräume mit einer Kommunikationszone. Das Dach wird mit intensiver Begrünung versehen und nimmt zwei langestreckte Technikräume auf. Die zwei Erschließungstreppenhäuser müssten, da sie auch Fluchttreppenhäuser sind, abgetrennt ausgeführt werden.

Eine wünschenswerte Ergänzung der Fachräume in den Obergeschossen ist die Kommunikationszone, die durch offene Projekträume ergänzt wird. Freie Lernräume liegen verglast und somit akustisch geschützt am Innenhof und sind so gut nutzbare Angebote. Der Innenhof hat eine ausreichende Größe um alle innenliegenden Räume ausreichend zu belichten. Alle Fach- und Seminarräume haben eine gute Proportion. Dem entgegen sind die Büroräume schmal und sehr langestreckt, was den Nutzungskomfort einschränkt. Auch sind nicht alle Büros in unmittelbarer Nähe zu ihren thematischen Bereichen.

Die Technikräume werden von einer innenliegenden Treppe vom zweiten Obergeschoß zum Dach erschlossen. Diese ist in ihrer Art eine Wartungstreppe und lässt vermuten, dass der intensiv begrünte Dachgarten nicht als Nutzung für Studierende gedacht ist. Ein genutzter Dachgarten ist ein weiteres Qualitätspotenzial für soziale Interaktion und Austausch, das zu realisieren möglich erscheint. Der modulare Aufbau von Konstruktion und baulich einfacher Fügung sowie die einheitliche Struktur der Fassaden lässt eine wirtschaftliche Ausführung zu. Dazu trägt weiterhin bei, dass sämtliche Technikflächen auf dem Dach angeordnet sind. Die Technikräume liegen nicht im Lastenschwerpunkt, sind aber sehr groß dimensioniert und ggf. anpassbar. In der Bewertung der Energie- und Nachhaltigkeitskriterien weist das Projekt einen hohen Erfüllungsgrad auf.

Die quadratische Grundform kommt vor allem bei der umlaufenden weißen Aluminiumblechfassade der Obergeschosse zur Geltung, die in ihrer Faltung schmale, vertikale Fenster integriert. Als zusätzliche Maßnahme könnten Photovoltaikelemente in der Aluminiumfassade zur Energiegewinnung eingesetzt werden.

Die Qualität des Gebäudes überzeugt durch Klarheit, eine schlüssige Struktur und einladende Räume für Studierende und Mitarbeiter*innen. Sehr wirksam öffnet sich das Erdgeschoss visuell bis in den Innenhof und verknüpft hier die Bürgergesellschaft Alt-Saarbrückens mit der Hochschulwelt der htw.

HTW Saarbrücken 1/3

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