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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2023

Neubau Forschungs- und Lehrgebäude PORTAL UZH der Universität Zürich auf dem Campus Irchel (CH)

Visualisierung

Visualisierung

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 60.000 CHF

Bollhalder Eberle Architektur

Architektur

Burkard Meyer Architekten

Architektur

Confirm AG

Projektsteuerung

MØFA urban landscape studio

Landschaftsarchitektur

Borgogno Eggenberger + Partner AG Bauingenieure

Tragwerksplanung

Gode AG

TGA-Fachplanung

Boxler Engineering AG

TGA-Fachplanung

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung, sonstige Fachplanung

Medplan Engineering AG

TGA-Fachplanung

RALOG Engineering AG

Logistikplanung

Gruner AG

Brandschutzplanung

BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH

Bauphysik

Axet GmbH

sonstige Fachplanung

Staubli, Kurath & Partner Wasserbau AG

Wasserbau

Filippo Bolognese Images

Visualisierung

Ollie Schaich Studio

Design

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein quadratischer, dreigeschossiger, wohlproportionierter Solitär mit umgehender Arkadenschicht formuliert leicht zurückgesetzt einen Auftakt und Ankunftsort der Magistrale und lässt den Blick frei auf die vorhandene städtebauliche Komposition. Trotz geringer Gebäudehöhe entwickelt der Solitär durch den raumgreifenden Fussabdruck eine gute Präsenz am Eingang zur Magistrale.

Die darunterliegenden Untergeschosse bilden ein künstliches Tableau, was die Wirkung des Solitärs stärkt, jedoch im Westen eine unharmonische Geländemodellierung zur Folge hat. Das Sockelgebäude schiebt sich unter das wohlproportionierte Laborgebäude. Eine besondere Qualität versucht das Projekt zur Winterthurerstrasse hin zu entwickeln, wo sich die Cafeteria zum Park öffnet und einen zweiten fussläufigen Zugang anbietet. Leider ist jedoch die Nützlichkeit dieses schattigen und lärmigen Ortes entlang der Kantonsstrasse in Frage gestellt und die Abgrabung entlang der Hörsäle schmälert die harmonische Einbettung und unterbricht die ökologische Vernetzung.

Das Laborgebäude schliesst mit einem angemessenen Abstand an den Solitär an, sodass sich die Nord-Süd-Achse wohl proportioniert öffnet. Die landschaftliche Einbettung ist subtil und sehr gelungen. Harmonische Geländemodellierungen und das Heranrücken der Bäume ans Gebäude unterstützen die Idee des umfliessenden Parks. Die Beschäftigung mit Bodenbelägen und Bepflanzungen ist sorgfältig und unterstützt die landschaftliche Einbettung in den Bestand. Der Hofgarten zum denkmalgeschützten Bestand nimmt das Thema der begrünten Höfe auf und überzeugt in den Dimensionen.

Die zurückhaltende städtebauliche Setzung erfährt in der architektonischen Ausgestaltung ihre Fortsetzung. Die raumhaltigen Brüstungen des Laborgebäudes betonen die Horizontale, aber auch die Tiefenprofilierung unterstreicht die architektonische Einbindung in den Campus Irchel. Die Begrünung der Fassade widerspiegelt die Parklandschaft als prägendes Element. Die feingliedrige, durch viele Stützen geprägte Kolonadenfassade des Portals drückt menschliches Mass und Bescheidenheit aus. Dies vermag Schwellen abzubauen, allerdings zulasten einer architektonischen Präsenz insbesondere bei der Ausformulierung des Einganges.

Die Eingangshalle und Kantine mit grosszügiger Öffnung ins Untergeschoss schafft räumlich und visuell attraktive Bezüge zum Hörsaalzentrum und verbindet die beiden Hauptebenen überzeugend. Die Öffnungen der Cafeteria und die Lichtführung vom östlichen Tiefhof in die Hörsäle lässt jede Untergeschosswahrnehmung schwinden. Was in den Obergeschossen strikt getrennt ist, Labor- vom Portalgebäude, verbindet sich im Untergeschoss, womit die Verbindung von Lehre und Forschung ihre räumliche und funktionale Umsetzung findet.

Die ausreichend dimensionierten Bewegungsräume bei den grossen Hörsälen finden sich auch in den beiden Obergeschossen rund um die kleineren Hörsäle wieder. Die Co-Working- und Aufenthaltsräume wurden gut platziert, denn sie sind in unmittelbarer Nachbarschaft. Die gute räumliche Organisation findet sich auch im Laborgebäude wieder, insbesondere in den vielfältig nachgewiesenen räumlichen Anordnungen, die auch funktional überzeugen. Die Einzelschachtlösung führt zwar zur Beeinträchtigung des Tageslichtes, ist aber ansonsten zu begrüssen.

Die gewollte Unterschiedlichkeit von Lehr- und Laborgebäude wird in der Konstruktion und Materialität konsequent weiterverfolgt. Die Materialität des Lehrgebäudes als Ort der Begegnung strahlt mit Vollholzstützen, Verbunddecken und Lehmwänden Behaglichkeit aus. Der Beton des Sockelbaus setzt dazu einen guten Kontrapunkt. Die Laborbauten strahlen im Innern eine angemessene Nüchternheit aus.

Die Logistikvorgaben wurden grundsätzlich übernommen, jedoch fehlen Lagerflächen und der Entsorgungsraum. Die Fahrwege sind zu eng und Waren- und Personenströme sind zulasten der Arbeitssicherheit und -effizienz vermischt. Der Abtausch von Technik- und Lagerbereich ist betrieblich nicht optimal, die Anzahl der Warenlifte ist unzureichend. Die Vertikalkerne im Gebäude Y10 liegen falsch, was strukturelle Folgen hat.

Bezogen auf Geschossfläche und Gebäudevolumen handelt es sich um ein eher kleines Projekt, wodurch die Gesamtkosten tiefer sind bei mittlerem Formfaktor und Gesamtkennwerten.

Der kompakte Neubau setzt das Raumprogramm mit einer durchschnittlichen Geschossfläche um. Die Deckenkonstruktion ist vergleichsweise ressourcenaufwändig. Das Tragkonzept überzeugt mit durchgehendem Raster und einer wenig komplexen Auslegung. Im Bereich der Hörsäle sind jedoch aufwändige Abfangungen nötig. Der Fensteranteil und der Dämmstandard sind sehr gut gewählt, wobei beim hohen Glasanteil im Kopfbau der unangenehme Kaltluftabfall zu beachten ist. Zusammen mit den grossen Photovoltaikanlagen auf den Dachflächen ist ein energieeffizienter Betrieb zu erwarten. Zu einem tiefen Kühlbedarf dürfte beim Laborgebäude auch die Fassadenbegrünung beitragen, welche nicht ohne aktive Bewässerung auskommen wird, die den Unterhaltsaufwand erhöht.

Die lichte Raumhöhe von 2,7 m in der Lüftungszentrale auf dem Dach ist deutlich zu niedrig. Die Erschliessung der Laborgeschosse ist flexibel, vermeidet durch die dezentrale Lüftungsversorgung Kreuzungen und erlaubt eine schlanke Installationsschicht.

Die städtebaulich und landschaftlich sensibel gesetzten Bauten ergänzen den Campus Irchel auf eigenständige Weise, lassen aber auch eine gewisse Kraft vermissen. Die meist harmonische Einbettung der Bauten in die Topografie und die herausragende Adressierung zur Winterthurerstrasse stechen positiv heraus. Die feinmassstäbliche Portalarchitektur signalisiert auf sympathische Weise Offenheit und Nahbarkeit, wird aber dem architektonischen Auftritt einer universitären Institution nicht ganz gerecht.
Grundriss

Grundriss