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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2007

Campus Westend J. W. Goethe-UniversitÀt - 2. Erweiterungsstufe

5. Preis

Prof. Kollhoff Architekten

Architektur

ErlÀuterungstext

Die GebÀude der zweiten Erweiterungsstufe der Johann Wolfgang Goethe-UniversitÀt auf dem Campus Westend sind auf die zentrale Mitte ausgerichtet und geben dem Park eine krÀftige rÀumliche Fassung.

Das PrĂ€sidium tritt mit noblem Understatement hinter die Front des GebĂ€udes des Fachclusters Geisteswissenschaften zurĂŒck und kommt so in den Genuss einer \'Promenade Architecturale\', eingebettet in einen intimen, von BlĂŒtenstrĂ€uchern geprĂ€gten \'Pocketpark\'. Das Haus erscheint daher kleiner als es ist und trĂ€gt dem Umstand Rechnung, dass nur die obersten Geschosse dem PrĂ€sidium vorbehalten bleiben. Diesem spielerischen Umgang mit den Proportionen der GebĂ€ude verdankt sich auch die Figur des Fachclusterkomplexes, der aufgrund des erhaltenen (geschĂŒtzten) Baumbestandes als Ensemble verschiedener SolitĂ€re erscheint, die durch eine rechtwinklig zur Hansaallee stehende und sich auf den zentralen Platz öffnende Halle verbunden sind. Der ExklusivitĂ€t des Entrees zum PrĂ€sidium steht die einladende, weit in den Campus hinein wirkende Geste des FachclustergebĂ€udes mit seiner hohen Kolonnade gegenĂŒber.

Die entsprechend der Nutzungsverteilung fein gegliederten Steinfassaden wahren den gewĂŒnschten monolithischen Eindruck, ohne den seriellen Charakter der ArbeitsrĂ€ume in den oberen Etagen zu leugnen. Dabei wird insbesondere die Bibliothek durch eine opulente außenbĂŒndige Verglasung hervorgehoben. Dem cremefarbenen Kalkstein des FachclustergebĂ€udes, der sich an der Anmutung des House of Finance und des InstitutsgebĂ€udes fĂŒr Rechts- und Wirtschaftswissenschaften orientiert, wird als Bekleidung des PrĂ€sidiums der von Hans Poelzig verwendete Cannstatter Travertin zur Seite gestellt, nicht zuletzt weil die latente Dominanz des hellen Materials eine unbeabsichtigte Distanzierung vom historischen HauptgebĂ€ude evozieren könnte.

So bereitwillig sich die Idee des Campus mit dem Ideal der durchgrĂŒnten und aufgelockerten Stadt in Einklang bringen lĂ€sst, so sehr steht sie im Widerspruch zur ZweckrationalitĂ€t moderner Bautypologien. Die GebĂ€ude eines Campus haben, in aller Angemessenheit, etwas zu verherrlichen. Ohne Stilisierung, ohne monumentale GebĂ€rde, verstanden als Symbolisierung eines geistigen Ideals, bleiben die Artefakte stumm und unfĂ€hig zum Dialog. Der englische und amerikanische Campus zeichnet sich ja gerade durch eine unverwechselbare Aura aus, die sich neben der Topographie, dem \'Landscaping\' und der stĂ€dtebaulichen Raumbildung vor allem dem architektonischen Pathos verdankt, nicht etwa, um ein Legitimationsdefizit zu kompensieren, sondern viel mehr im Interesse einer akademischen IdentitĂ€t und Tradition, im Dienste eines GemeinschaftsgefĂŒhls der jeweiligen Schule und der UniversitĂ€t als Ganzes, im Dienste einer Identifikation, die zunĂ€chst eine geistige und ideelle sein mag, die gerade deshalb aber der architektonischen Verkörperung bedarf.

Davon waren auch unsere europĂ€ischen Hochschulen geprĂ€gt und es dĂŒrfte die dynamische Geste des ehemaligen IG-Farben-Hauses sein, die es fĂŒr ein zukunftsweisendes UniversitĂ€tshauptgebĂ€ude so prĂ€destiniert erscheinen ließ.

Auf diese große Figur bezieht sich unser Entwurf durch die bewusste, rigorose Drehung der H-Figur mit ihrem zwischen Park und Straße vermittelnden Lichthof hin zum zentralen Platz und zur Achse des Poelzig-Baus. Dessen Dominanz wird auf diese Weise gleichzeitig respektiert und gebrochen. Zu recht zieht damit ein Ensemble, in dem \"alle administrativen und beratenden universitĂ€ren Dienstleistungen gebĂŒndelt werden\", die Aufmerksamkeit auf sich.

Der auch von der Hansaallee zugĂ€ngliche Lichthof bildet das rĂ€umliche RĂŒckgrat der Anlage. Sein zentrales öffentliches Foyer bietet ein angenehmes, großzĂŒgiges, vor allem aber stĂ€dtisches Ambiente mit dem Informationszentrum, der Cafeteria und dem Veranstaltungsbereich, die gleichsam in der Schaufensterzone dieses Stadtraumes angesiedelt sind. So versteht sich unser Entwurf nicht nur als introvertierte akademische Anlage, sondern auch als Teil des Stadtkörpers und der stĂ€dtischen Öffentlichkeit.