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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2013

Wohnen auf der Holzhalbinsel

Wohnen auf der Holzhalbinsel, Rostock

Wohnen auf der Holzhalbinsel, Rostock

2. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

IAA Architecten

Architektur

Erläuterungstext

Team:

Verfasser:
Harry Abels
Peter Roelvink
Erik Workel

Mitarbeiter:
Martin Teernstra
Leon Brokers


KONZEPT
Die Grundidee ist es, ungeachtet des beträchtlichen Ensembleumfangs, über die Architektur eine klare Kohärenz und ein erkennbares Gemeinschaftsgefühl zu erstellen. Die wichtigsten Voraussetzungen dafür sind: Das Einfließen der grünen Parkzone entlang des Warnows bis in das Herz des geplanten Gebietes. Die Blockrandbebauung ausdrücklich nicht als ein zusammengestelltes Ganzes zu gestalten, sondern sie mit einer sinnvollen und aussagekräftigen Geste zu ein einheitliches Ensemble einzubeziehen. Eine einheitliche und konsequente Materialwahl und Detaillierung der Blockrandbebauung und Punkthäuser.

ARCHITEKTUR
Ein (halb)geschlossenes Baublock ergibt immer Differenzen in der Qualitaet von Aussicht und Besonnung. Auch in diese Aufgabe für Holzhalbinsel ist es eine Herausforderung jeder Wohnung eine gleichwertige Qualitaet zu gewähren. Die Grundidee dazu ist die Fasaden, abhänging ihrer Position im Plan, mehr oder weniger leicht zu pervertieren. Damit ergibt sich eine optimalisierte Orientierung für die meisten Wohnungen im Bezug auf Besonnung, Aussicht auf die Stadt, der Fluss und die anliegende Wohnungsbau. Bei einen (halb)geschlossenen Baublock ergeben sich immer Differenzen in der Qualität bei Aussicht und Sonnenlicht. Die Herausforderung bei der Holzhalbinsel liegt darin, jeder Wohnung eine gleichwertige Qualität zu verleihen. Diesem Anspruch liegt die Grundidee zugrunde, die Fassaden, abhängig von ihrer Position im Plan, mehr oder weniger leicht zu neigen. Ausgehend von der Hauptform des Ensembles ändert sich die Orientierung der Wohnungen allmählich und führt zu einer Drehung der Fassade von äußerst gering bis maximal weit - ähnlich dem Öffnen und Schließen eines geschlitzten Stück Papiers. Gerade diese plastische, gefaltene Gestaltung der Blockrandbebauung und der Punkthäuser ergibt die erwünschte Geste und Kohärenz der Architektur. Parallel zu diesen Bewegungen sind auch die Fensteröffnungen angeordnet: Größere in den ehersonnigen Fassaden - die zudem noch die hohe Transparenz des Gebäudes unterstreichen - und geschlossenere an den Schattenseiten. Dies folgt den Ausrichtungen der Grundrisse der Wohnungen, nach denen sich Wohnbereiche an den sonnigen Seiten und die Schlafbereiche an den Schattenseiten befinden.
Obwohl die Architektur des Ensembles auf eine Grundkonzept basiert, ergeben sich aus der graduellen Änderung subtile, aber klar unterschiedliche Fassadensegmente. Der Komplex wird unterteilt, der Massstab menschlicher und es entwickelt sich eine angemessene Architektursprache in verschiedene Richtungen. Als Fassadenmaterialien ist ein Wärmedämmverbundsystem angedacht. Hiermit ist erstens die Gliederung relativ einfach und konsequent zu detaillieren, und zweitens kann jede geforderte Wärmedämmung geleistet werden. Aufgrund der energetischen und wartungstechnischen Nachhaltigkeit sind die Fenster aus Aluminium, sie benötigen erweiternd aber - aufgrund der Nähe zum Meer - einen Extraschutz gegen Korrosion. Die weisse Fassade bildet absichtlich einen Kontrast mit den schon realisierten Baukörper auf der Holzhalbinsel, um so ihren Beitrag zur lebendigen Diversität des neuen Wohnviertels zu leisten. Die Öffnung zum grünen Park und zum Wasser der Warnow, ergibt gemeinsam mit der optimistischen, leichten und modernen Architektur eine einzigartige Wohnumgebung. Vom Wasser aus gesehen, erfährt die Silhouette Rostocks mit dem leuchtenden Neubau eine passende Ergänzung, der sich hervorragend einfügt in den attraktiven Wechsel von Backstein- und Stuckfassaden, typisch für die Stadt ostockLediglich der Sockel im Erdgeschoss entlang der Wasserseite und des Loggerwegs ist in dunklem Backstein angedacht, einerseits um die überliegenden Geschosse zu betonen, andererseits um der Empfindlichkeit der Fassade zur öffentlichen Strasse Rechnung zu tragen.
Die historische Silhouette der Stadt wird von sehr steilen Satteldächern und Treppengiebel aus Backstein geprägt. Die Perspektive von der Warnow oder aus Dierkow und Gehlsdorf zeigt, dass die Blockrandbebauung und die Punkthäuser der Holzhalbinsel durch ihre Grundrissanordnung, in Kombination mit den treppenartigen Staffelgeschossen, einen ähnlichen Effekt erzielen (und somit der Rostocker Silhouette treu bleiben).

TECHNIK
Die Haupttragstruktur besteht aus stahlbeton Trennwände und Filigrandecken. Obwohl es wegen der auferlegten Hauptform des Ensembles einige Ausnahmen in der Massgebung gibt, sind die meisten Überspannung auf 8 Meter fixiert. Die Parkgarage unter dem Innenhof wird hiervon völlig unabhängig eingerichtet. Die Wohnungseingänge sind jeweils von der Strasse und dem Innenhof her zugänglich. Treppen und ein zweiseitiger Aufzugsanlage verbinden die unterschiedlichen Ebenen. Somit ist der gesamte Gebäudekomplex in jeder Hinsicht als barrierefreier Raum geplant. Die Zufahrt der Parkgarage und der Eingang des Fahrradraums liegen 1 Meter höher als die Strassenebene, so bleiben beide Anlagen auch bei Hochwasser erreichbar und werden nicht überschwemmt. Der Aufbau der Tiefgaragendecke im Innenhof hat eine Mindesthöhe von 30cm. Grosse Bereiche sind zusätlich mit einem 40cm hohen Substratfüllung ausgestattet, die für die Aufnahme von Begrünung dient. Die Einfassung dieser Substratschicht als Sitzelemente und Markierung der Privataußenräume
der Erdgeschosswohnungen dienen. Die Geländeoberkannte des Innenhofes liegt dadurch 1 Meter über der Strassenebene. In der Tiefgaragendecke des Innenhofes sind Öffnungen für eine natürliche Belüftung vorgesehen, allerdings weit entfernt von den Wohnungen im ersten Geschoss. Die meisten Badezimmer sind an der Fassade angeordnet. Auch verfügt ein Großteil der Wohnungen über die Möglichkeit eine Gästetoilette vorzuhalten, allerdings sind diese nur teilweise in den Plänen eingezeichnet worden. Die Heizungs- und Belüftungsprinzipien sind nach den technischen Standards des Auftraggebers einzurichten. In der Fassadendetaillierung ist 3-fach Verglasung, eine integrierte Belüftung und Sonnenschutz bei den sonnenbelasteten Fenstern vorgesehen. Die Materialsierung, Detaillierung, Baukörpergliederung und Orientierung des Ensembles sind ohne Zweifel dazu geeignet, einen Energiestandard “KfW-Effizienshaus 55” zu erreichen. Die Möglichkeit der Wärmelieferung von der Stadtheizung besteht, dennoch sind Überlegungen in ein Niedrig-Energiesystem zu investieren nicht uninteressant, da Energie aus der Warnow mittels Wärmepumpen gewonnen werden könnte. Der Umfang des Bauvorhabens spricht für ein solches System, dass sich in etwa 10 Jahren refinanziert hätte. Sonnenkollektoren, Gründächer und Speicherung des Regenwassers sind Zusätzliche Nachhaltigkeitsmassnahmen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit orientiert sich am städtebaulichen Bebauungsplan. Der Entwurf entwickelt eine eigenständige Idee mit einer bewegten und stark rhythmisierten, geschichteten Struktur, welche auch in der baukörperlichen Durchbildung gut nachvollziehbar ist. Die Höhenschichtung im Bereich des Hochpunktes überzeugt allerdings nicht. Die baukörperliche Anordnung des Hochpunkts ist ebenfalls nicht überzeugend, jedoch wird die Differenzierung der Bebauung entlang der Promenade als positiv empfunden.
Entwurfsbestimmend sind die stark gegliederten Fassaden. Ein bewusster Kontrast zum Umfeld wird durch eine vollständig weiße Putzstruktur erzielt. Hervorzuheben sind die ausreichenden Gebäudeabstände bei einer hohen Bebauungsdichte. Der Innenhof wird nach Südwest geöffnet, ohne die Privatheit gänzlich aufzugeben. Parallel wird eine gesonderte Rampenanlage für Fahrräder zum Tiefgeschoss angeboten. Die Einbindung der Gebäude im Freiraum ist sowohl von der Promenade als auch zum Innenhof differenziert von öffentlich zu halböffentlich bis privat durchgearbeitet. Die zwei ebenerdig erschlossenen Gewerbeflächen sind ausschließlich im Hauptkörper platziert. Die Wohneingangsmaßnahmen wurden beidseitig überzeugend gelöst, während die Freianlagenplanung zu grob betrachtet wurde und umfangreiche befestigte Flächen aufweist. Die innere Gebäudeerschließung wurde effektiv gelöst, teilweise jedoch ohne Belichtung der innenliegenden Treppenhäuser. Die Wohnungen sind funktional, die Bäder sind bis auf wenige Abweichungen außenliegend. Der Entwurf zeichnet sich zudem durch die höchste BGFa und Nutzfläche aus. Er verfügt über die zweithöchste Wirtschaftlichkeit jedoch ist die Anzahl der Wohnungen mit 168 Wohneinheiten vergleichsweise gering, da die Anzahl der 2-Raum-Wohneinheiten stark zugunsten der 4-Raum Wohneinheiten verschoben wurde.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Regelgeschoss und Grundrisse Staffelgeschosse

Regelgeschoss und Grundrisse Staffelgeschosse

Ansichten und Schnitte

Ansichten und Schnitte

Konzept

Konzept

Blick vom Wasser

Blick vom Wasser

Blick über der Holzhalbinsel

Blick über der Holzhalbinsel

Blick vom Rondell

Blick vom Rondell