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Einladungswettbewerb | 08/2012

Neubau des Demenzheims Marthastift

5. Preis

Luca Selva Architekten

Architektur

Gruner AG

TGA-Fachplanung, Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Überlegungen zur städtebaulichen Setzung
Das vorliegende Projekt übernimmt die im Programm formulierten Vorgaben des Ortes. Bewusst wird das Projekt homogen orthogonal und dreigeschossig entwickelt und es wird auf eine aus dem städtebaulichen Pavillonmuster untypische Markierung der Flughafenstrasse verzichtet. Der parkähnliche Aussenraum stösst an die Flughafenstrasse, welche so in ihrer Rolle als episodenhafte (französische) Ausfallstrasse (Strip) bekräftigt wird. Gestärkt wird die städtebauliche Ausprägung des UPK-Areals als dreigeschossige Pavillonstruktur mit durchgrünten Aussenräumen, welche durch ihre spezifische Ausformulierung auch eine klare Identität zur Friedrich Miescher-Strasse herzustellen vermögen. In dieser Lektüre des Bestandes werden die geforderten Baulinien besetzt und die bestehenden Weganlagen fortgeführt im Sinne einer Bekräftigung des Bestandes. Die Gebäudeform streckt sich entlang der Flughafenstrasse und zeigt gegen Süden verspringende Gebäudefluchten.


Gedanken zu Programm und Architektur
Die Herausforderung in der Entwicklung einer Architektur für Demenzkranke liegt darin, die starke Selbstbezogenheit des Programmes nicht zu einem geschlossenen System werden zu lassen, das Gefahr läuft, in einem gewissen Sinn autistische Züge zu tragen und in seiner Umgebung allzu solitär zu wirken. Wo sind die architekturhistorischen Beispiele, sind es geschlossene Klosteranlagen, sind es Krankenhäuser, sind es Wohnheime?

Im vorliegenden Projekt BACIO DI TOSCA wird eine Architektur entwickelt, die sich aus der Beschäftigung mit dem Programm, den spezifischen Anforderungen an die Räume, Farben, Fenster, Aussenräume, Materialien und zirkulären Bewegungsräumen auf allen Geschossen mit vielfältigen Erlebnissen von innen und aussen, hallig und gedämpft, weich und hart, farbig und weiss, vegetal und mineralisch etc. versteht. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, entwickelt das Gebäude eine reiche Innenwelt über ein differenziertes Hofsystem, das auf vielfältige und differenzierte Art Licht und Struktur ins Haus einfliessen lässt, welche den Bewohnenden hilft, sich im Alltag mit sich einschränkenden Wahrnehmungsfähigkeiten zu orientieren und zu identifizieren. Den geschlossenen Bewegungen wird Rechnung getragen, die Demenzkranken können wie gefordert die Geschosse unbegleitet nicht verlassen, dennoch entsteht kein Gefühl von eingeschlossen Sein, die Erlebnisse entlang des Weges sind vielfältig, reich und regen die Sinne an.

Das Erdgeschoss nimmt neben der öffentlichen Infrastruktur auch zwei weitere Wohngruppen auf. Die Wege von Besucher und Bewohnerinnen und Bewohner sind getrennt und gemeinsame Zonen sind in der Cafeteria zu finden, die auch Anschluss an den Demenzgarten hat. Die Blicktransparenz in allen Geschossen – in den Höfen auch über das Gesamtvolumen - verhelfen dem Gebäude zu einer Offenheit und wirken der Gefahr der Geschlossenheit der Anlage entgegen. Die Besucherinnen und Besucher werden über einen räumlich spannenden Hofraum in die Tiefe des Grundrisses geführt und lassen Raum und Zeit zur Ankunft. Angebunden an den Besucherbereich sind die Nutzungen der Verwaltung und der Cafeteria, während ein eigens zugewiesener Aussenraum für das Personal eine wichtige Pausenoase für die Mitarbeitenden schafft und diesen so erlaubt, die notwendige Distanz zur höchst anforderungsreichen Arbeit mit den Patientinnen und Patienten zu schaffen. Die Anlieferung erfolgt unterirdisch, wo auch die Einstellplätze für Personal zu finden sind. Die Parkierung für die Besucher liegt wenn immer möglich oberirdisch in Strassenbereich. Je zwei Wohngruppen sind im 1. und 2. Geschoss untergebracht, ergänzt durch die zusätzlichen Nutzungen wie die Pflegeoase und andere ergänzende Nutzungen. Die Dreigeschossigkeit erleichtert die Orientierung und die Wege für das Personal und fügt sich in die Massstäblichkeit des UPK-Campus ein.

Warme Materialien wie Holz, hölzerne Ausbauten und Türen sowie gedeckte Farbtöne der mit breiten Pinseln gestrichenen Wände (z.B. aus der Farbklaviatur von Farrow & Ball) tragen viel zu einer hohen Aufenthaltsqualität der Räume für die Mitarbeitenden und die Bewohnenden bei. Die Innenhöfe sind alle unterschiedlich und durchgrünt gestaltet. Die Aussenräume der Wohngruppen schliessen sowohl an die Höfe als auch an die Aussenfassade an und erlauben so eine hohe Raum –und Aufenthaltsqualität. Die gemeinsamen Personalbereiche werden in den Geschossen zusammengefasst und erleichtern betrieblichen Abläufe. Die Wege sind kurz, die Bereiche klar gegliedert. Die Patientenzimmer verfügen über einen schön proportionierten Grundriss mit vielfältigen Möblierungsmöglichkeiten, die Fenster sind im Sinne den Anforderungen schützend, von innen heraus entwickelt und geben schöne rahmenlose Blicke frei. Die Rahmen sind innenbündig gesetzt und in der Farbe der Wand gehalten. ((Evtl Bild Huppert oder Kny im Bericht einfliessen lassen)). Über diese Themen entsteht ein grosszügiges Wohnhaus, übersichtlich, klar, warm und wohnlich. Kein Heim, Spital oder Kloster, sondern möglichst lebensnahe Wohnungen für zehn Menschen, in einem Wohnhaus für hundert Menschen, mit Materialien, Fenstern, Farben aus dem Alltag, selbstverständlich und unaufgeregt, entspannt und respektvoll.