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Einladungswettbewerb | 09/2012

Studienauftrag Neubau Avaloq Headquarters

Teilnahme / 2. Phase

Esch.Sintzel Architekten

Architektur

Rotzler Krebs Partner GmbH

Landschaftsarchitektur

Ernst Basler + Partner

Bauingenieurwesen, TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Schlussbericht 1.Beurteilung

Solitäre turmartige Wohnhäuser säumen locker und durchlässig das Sihlufer gegen Westen. Nach Osten hingegen wird der bestehende Bürobau polygonal mit einer Büroschicht erweitert und setzt dadurch den Avaloqhauptsitz in die Flucht der Allmendstrasse. Das ursprünglich mittig gesetzte Dienstleistungsgebäude wird dadurch eng in das städtische Strassengefüge eingebunden. Die Adressbildung und die Erschliessung des Campus erfolgen über die Spindelstrasse. Im Süden bildet ein hofförmiger Wohnbau den Brückenkopf. Zudem vermittelt dieses Gebäude am Angelpunkt zwischen Allmendstrasse und Sihlraum und nimmt wichtige gemeinschaftliche Nutzungen der Avaloq Community auf. In der Freiraumtypologie wird der Übergang von Schwemmland zu urbaner Achse differenziert umgesetzt und verschränkt die Wohnwelt mit der Arbeitswelt zu einem campusartigen Avaloq-Park. Die Aufreihung der polygonal geschnittenen Baukörper entlang dem Fluss erzeugt eine Sequenz kompakter Wohntürme mit wohltuender Durchlässigkeit.
Dies gewährt allen Wohnungen freie attraktive Ausblicke, sei es zum Flussraum, sei es zum durchgrünten Binnenraum. Die Wohnhäuser sind als Vierspänner gut konzipiert. Sie sind zwei- bis dreiseitig orientiert mit einem Tag- / Nachtbereich, sind über eine Diele erschlossen und die Küche wird wahlweise dem Wohnbereich zugeschaltet oder abgetrennt. Die Jury bemängelt, dass die zwar repräsentativen und gut nutzbaren Wohnungen in derSumme sehr gleichförmig wirken und dass die polygonale Form kaum Spielraum für unterschiedliche Wohnungstypen offen hält. Das mittig und sperrig gelegene Philipsgebäude wird um eine zentrale Halle mit einer flexibel nutzbaren Büroschicht ergänzt. Die mit Hängepflanzen berankte Halle ist Ort und Sinnbild der kommunikativen Arbeitswelt der Avaloq- Community. Mit Hängestegen wird die Vernetzung im Gebäude optimiert, sinnbildlich den neurologischen Nervensträngen oder Synapsen nachempfunden. Konkret werden Stege und Halle zum Treffpunkt und Begegnungsort und lassen direkte Verknüpfungen unterschiedlicher Abteilungen quer über die Halle,
von einem zum anderen Geschoss, zu. Der Bürotrakt wird sehr schlank konzipiert und hat dadurch nur einseitig nutzbare Büroflächen. Das Herzstück der Halle liegt in der versenkten Aula. Die mit einem Zeltdach in vorgespanntem Beton überdeckte Aula füllt die Halle auf Erdgeschossebene komplett aus und ist leider eine vergebene Chance, die Avaloq-Community gerade auch im Eingangsgeschoss zu vernetzen. Dadurch wird die Aula der eigentliche Schwachpunkt des Entwurfs, da die attraktivste Kommunikationsebene im Erdgeschoss der versenkten Aula zum Opfer fällt. Die Stege hingegen, welche die zentrale Halle durchkreuzen, scheinen der Arbeitswelt der Avaloq zu entsprechen. Da die Halle mit Stegen und Dachkonstruktion technisch sehr aufwendig sein wird, hegt die Jury gewisse Zweifel an der Angemessenheit der Mittel in Bezug zum Nutzen im Büroalltag. Zudem kann das Versprechen der üppigen Vegetation in der Realität kaum eingelöst werden. Die Disposition der Anlage erzeugt eine weitverzweigte Tiefgarage, die zu einem unökonomischen Untergeschoss führt. Das Ensemble verspricht mit der durchgehenden Fassadenkonzeption eine ruhige Gesamterscheinung und eine ökonomische Bauweise.

Fazit
Der auf die Situation zugeschnittene Vorschlag überrascht und verleiht mit einer neuen Lesart des Ortes dem Avaloq-Campus seine eigene Kraft und Identität. In der weiteren Bearbeitung soll der Charakter der Fassaden gestärkt werden – die Avaloq erwartet ein unverwechselbares Erscheinungsbild. Die Jury ist vom spezifischen städtebaulichen Ansatz, welcher die Grossform der Industrie- und Bürogebäude der Manegg mit einer feinkörnigen aber kompakten Wohntypologie zu verbinden versucht, überzeugt und sieht darin ein grosses Potential für die Weiterbearbeitung.


Schlussbericht 2.Beurteilung

Die Überarbeitung hat das Projekt auf mehreren Ebenen geklärt und optimiert. Durch die Reduktion von fünf auf vier Baukörper gelingt es einerseits die Eingangssituation an der Spindelstrasse und andererseits die Verbindung zum Freiraum und dem neuen Avaloq-Park dem Ort und der Nutzung entsprechend zu gestalten. Um die reduzierte Ausnützung zu kompensieren, haben die Verfassenden das im Süden gelegene Gebäude erheblich vergrössert. Diese Massnahme scheint im Modell und im Situationsplan gut zu funktionieren. Die Hauptidee des Entwurfs, welche vorwiegend aus den durchlässigen Aussenräumen und den freien Ausblicken zum Sihlufer besteht, wird beibehalten. Bei den solitären Wohntürmen führt der Verzicht auf ein Attikageschoss zu einer wohltuenden Vereinfachung der Volumen. Die Lösung mit unterschiedlichen Ebenen für die Wohnungen im Parterre ist geschickt und in Anbetracht der baurechtlichen Situation nachvollziehbar. Die Jury bezweifelt aber, ob die im Terrain eingegrabene Wohnzimmer und private Aussenräume wirklich attraktiv sind. Gleiches gilt für den achtgeschossigen Innenhof im südlichen Brückenkopf. Neben den engen Dimensionen und den möglichen Einblicken ist auch die Dachform der erdgeschossigen Nutzung letztendlich unverständlich. Im neuen Bürobau ist die Weiterentwicklung vor allem in Bezug auf die Aula gelungen. Mit der Umgestaltung ihres Daches zu einer begehbaren Fläche kann der Boden der Halle endlich richtig bespielt werden. Der Umbau vom Philips-Gebäude und die Etappierung gestalten sich nach wie vor aufwändig, was leider auch für das ausgedehnte und ineffiziente Untergeschoss zutrifft.

Fazit
Insgesamt leistet das Projekt einen wertvollen Beitrag zur Aufgabenstellung und städtebaulicher Auseinandersetzung. Das Hauptproblem liegt in der hohen Ausnützung des Areals. So zeigt die Überarbeitung, dass die angestrebte Dichte sowohl im Städtebau als auch in den Wohntypologien eher Fragen aufwirft denn Antworten generiert.