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Gutachterverfahren | 02/2013

Wohnen am Kunstcampus

2. Preis

Claus Neumann Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Konfiguration

Der Entwurf unseres Wohngebäudes hat seinen Standort auf dem Areal des stillgelegten Industriegeländes, welches unter dem Namen Kunst-Campus als neues Quartier im nördlichen Bereich unmittelbar anschließend an das Kunstmuseum Hamburger Bahnhof und die Flick-Collection in Entstehung befindlich ist und einen wichtigen Baustein des Masterplans Heidestraße / Europacity bilden wird.
Städtebaulich prägend in der unmittelbaren örtlichen Umgebung sind vergleichsweise großmaßstäbliche Baukörper, die in ihrer Gliederung und Architektursprache jeweils große Eigenständigkeit aufweisen. In den zuletzt getroffenen Wettbewerbsverfahren für die unmittelbar nördlich und südlich benachbarten Grundstücke sind wiederum sehr kraftvolle Projekte mit hoher Baumasse als Nachbarbebauung in Aussicht gestellt. Deshalb schlagen wir mit unserem Projekt einen ebenfalls sehr kompakten Baukörper vor, der die volle Tiefe des Baufeldes ausnutzt und seine in Bezug auf die Abstandsflächen optimierte Länge einsetzt, um einerseits den geplanten urbanen Platzraum „Kunst-Campus“ baulich wirklich ruhig zu fassen und ihm dadurch Gestalt zu verleihen, gleichzeitig aber auch die Prägnanz der geplanten Wegeführungen (u.a. die neue Fußgänger-Brücke) zu stärken. Eine Aufteilung der gewünschten Nutzung in zwei getrennte Baukörper haben wir eingehend untersucht, aus städtebaulichen Gründen haben wir diese Möglichkeit verworfen und sehen auch aus abstandsflächentechnischen Gründen hierfür unter den gegebenen Parametern keinen praktikablen und qualitätvollen Ansatz.

Unser Baukörper hat eine Abmessung von ca. 25m Tiefe und 100m Länge und setzt als Baustein ähnlicher Dimension und Farbigkeit die Reihe von Baukörpern entlang des Spandauer Schifffahrtskanals fort, beginnend mit dem langen gegliederten Baukörper des Museums Hamburger Bahnhof, fortgesetzt durch das geplante Ernst-Basler-Haus und nördlich ergänzt um den expressiven Kunst-Kubus.

Städtische Gesten
Der Baukörper artikuliert mit zwei prägnanten architektonischen Gesten seine Beziehung zu den beiden stadträumlich relevanten Seiten:

Zur Platzseite bildet eine breite, zweigeschossige Einstülpung die großzügige Eingangsgeste des Hauses und setzt dadurch einen markanten Akzent an der langen Platzfront. Die großzügige Eingangssituation erlaubt hier sogar den Durchblick vom Platz zur Wasserseite durch das Haus.

Zur Wasserseite bildet eine Kolonnade den Sockel des Hauses und bietet den Bewohnern des Hauses eine gemeinschaftliche wasserseitige Loggia, die einen Übergangsraum zur öffentlichen Uferpromenade bildet, zugleich aber auch eine Verbindung herstellt zum benachbarten Ernst-Basler-Haus, welches ebenfalls eine Kolonnade im Erdgeschoß vorsieht.

Erschließung
Die fußläufige Erschließung und Adressierung erfolgt also in der Hauptsache von der Platzseite, die durchgesteckte Lobby ermöglicht jedoch gleichermaßen auch den individuellen Zugang von der Promenade.
Die Pkw-Erschließung erfolgt von der Platzseite mit Zu- und Abfahrt an der langen Seite des Hauses. Dadurch möchten wir die stadträumlichen Qualitäten der seitlich des Gebäudes gelegenen Durchgänge vom Platz zur Promenade sichern. In unserem aktuellen Entwurfsstand gehen wir davon aus, dass eine Feuerwehrerschließung über die Promenade zugelassen werden wird. Allerdings sieht unsere Treppenhaus-Organisation ausreichend räumliche Reserven vor für ihre Entwicklung zu Sicherheitstreppenhäusern.
Die Zu- und Abfahrten organisieren eine sehr wirtschaftlich organisierte Tiefgarage mit 99 Stellplätzen, die die bauliche Tiefe des gesamten Grundstückes ausnutzt.



Baukörpergliederung

3 Schichten
Unser Gebäude gliedert sich in einen Sockel, einen Mittelteil und ein überhöhtes Staffelgeschoß als dachartigem Abschluss und verwendet damit die klassischen Elementen eines städtischen Hauses.
Ein überhöhter Sockel bildet die Basis des Hauses mit allen übergeordneten Funktionen.
Im Mittelteil des Hauses befinden sich vom 1. bis 5. Obergeschoß die kleineren Wohnungen (2-Zimmer- und 3-Zimmer-Wohnungen).
Den Abschluss nach oben bildet danach das dachartig überhöhte Staffelgeschoß, in dem die
4-Zimmer-Wohnungen als Penthouses mit besonderen Raumqualitäten den Abschluss des Gebäudes nach oben bilden.

1 Adresse – 4 Häuser
Der überhöhte Sockel bildet die Basis für den gesamten Baukörper und organisiert dort mit enormer räumlicher Qualität und Großzügigkeit alle Erfordernisse des Erdgeschosses: der mittige Eingang vom Platz, die von dort erschlossene großzügige wasserseitige Lobby mit gemeinsamem Zugang zu den Treppenhäusern der darüberliegenden vier Häuser, insgesamt vier zweigeschossige Galerie- und Gewerbeeinheiten, die im Zwischengeschoss paarweise zusammengeschaltet werden können, die erforderlichen Fahrrad- und sonstigen Nebenräume mit unmittelbarem Zugang nach außen.

Die bis zu vier über dem Sockel befindlichen Hauseinheiten könnten im weiteren auf der Basis eines gemeinsamen Farb- und Materialkanons unabhängig architektonisch ausformuliert werden und den Baukörper gliedern. Unser Entwurf zeigt exemplarisch über den gesamten Baukörper jenen architektonischen Ausdruck, den wir für diesen Ort und das konkrete Bewohnerprofil vorschlagen würden, nämlich eine Mischung aus großer Offenheit und gleichzeitiger Festigkeit in Materialität und Struktur.

Die Lobby mit Empfang als Eingangssituation verleiht dem Wohncharakter an dieser Adresse seine besondere Ausstrahlung und großstädtische Qualität, die nur durch die Zusammenfassung der vier Häuser zu einer Adresse in dieser Form möglich wird. Durch die Rücksetzung hinter die Kolonnade erhält sie eine gewisse Privatheit, die ihre Aufenthaltsqualität gewährleistet, die Großzügigkeit und Struktur des Raumes lädt ein zu unterschiedlichen, auch halböffentlichen Nutzungen, sei es durch Installation von Kunst, durch eine kleine gastronomische Einrichtung, sei es durch einzelne Events und Veranstaltungen, die von den Bewohnern des Hauses ausgehen würden.
Das Lobby muss in jedem Fall in mehrere Brandabschnitte separierbar sein, d.h. sie würde an den entsprechenden Gebäudeachsen geeignete brandschutztechnische Vorrichtungen erhalten.

Wohnungen
Um die vier mit durchgehendem Luftraum und Oberlicht organisierten Treppenhäuser sind im 1. bis 5.Obergeschoß die Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen organisiert. Die Zwei-Zimmer-Wohnungen sind durch ihre Orientierung nach Westen und Osten optimal belichtet. Die Drei-Zimmer-Wohnungen sind jeweils über Eck zweiseitig orientiert und haben dadurch besonders hochwertige räumliche Qualitäten.
Alle Wohnungen verfügen über großzügige Loggien.
Die Vier-Zimmer-Wohnungen im Staffelgeschoß sind wie eine Reihe von Penthouses organisiert. Ihre Wohnräume organisieren sich jeweils um einen individuellen zweigeschossigen Patio mit Zugang zu einer weiteren Terrasse im oberen Geschoß, der Wohnraum ist analog räumlich zweigeschossig überhöht.

Der räumliche Reichtum dieser Wohnungen und die Vielfalt seiner Außenraumbezüge bieten einen außergewöhnlich hohes Maß an Wohnqualität auf dem Dach unseres Wohngebäudes in zentraler Lage an.

Fassade
Wir schlagen ein Wohngebäude vor, in dem vier separat architektonisch interpretierbare Gebäudeteile nach außen als einheitliches Volumen in Erscheinung treten und auf einem gemeinsam organisierten Sockel ruhen.
Das Haus ist als Ganzes in seiner Erscheinung sehr offen und transparent, durch die Ausbildung einer kräftigen, steinernen Struktur entsteht jedoch eine Balance, die auf eine urbane Präsenz ausgerichtet ist. Die Elemente des Sockels fügen sich in den Rhythmus der Baustruktur ebenso ein wie die Loggien der Wohnungen, variieren diese aber an wichtigen Stellen. Der platzseitige Eingang entsteht durch eine plastisch ausgebildete Faltung in das Innere des Baukörpers, die Kolonnade wiederum ist gesäumt von einem Rhythmus von Pfeilern, der durch das Weglassen einzelner Pfeiler bzw. die Verdoppelung des Rhythmus die Mitte des Hauses betont und die dort angesiedelte räumliche Verbindung durch das Haus betont, beinahe als öffne man einen Vorhang.
Weil es uns nicht machbar erscheint, in diesem Rahmen vier verschiedene Architekturen zu antizipieren, haben wir exemplarisch aus der Logik unseres Hauses für das gesamte Gebäude eine eigene durchgehende Fassadensprache entwickelt, die auf einer einfachen Grundstruktur basiert, jedoch durch leichte plastische Variationen der Pfeiler und das räumliche Spiel in die Tiefe der den Wohnräumen vorgelagerten Loggien einen ausdrucksstarken und profilierten Baukörper entstehen lässt. Eine große Lebendigkeit entsteht durch das Spiel von Licht und Schatten auf den unterschiedlich gedrehten Flächen der steinverkleideten Flächen und der auf unterschiedlichen Ebenen liegenden Glasflächen.
Für die Verkleidung der tragenden Teile des Hauses bzw. seine Grundstruktur würden wir Stein vorschlagen und denken hier konkret an Kalksteinarten, möglicherweise Muschelkalk, die jedenfalls nicht zu dunkel sein sollten, damit sich das Gebäudes als Ganzes in die Reihe von Baukörpern entlang der Promenade einfügt und sich die Referenz zu den Nachbarn herstellen lässt.
Foyer

Foyer

Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Ansicht West

Ansicht West

Staffelgeschoss

Staffelgeschoss