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Award / Auszeichnung | 03/2009

Architekturpreis Zukunft Wohnen 2009

Neubau von Wohnungen „Alfred-Delp-Weg“

DE-35781 Göttingen, Alfred-Delp-Weg

Auszeichnung KATEGORIE 1

SERGIO PASCOLO ARCHITECTS

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 10/2008

Projektbeschreibung

Die Häuserzeile wurde in sechs Einheiten unterteilt, die ihrerseits durch jeweils vier Schotten gegliedert sind. So entstanden drei Grundrissfelder pro Einheit, das mittlere Feld erhielt vier Geschosse mit einem Flachdach, die beiden äußeren Felder drei Geschosse und gegeneinander geneigte Pultdächer. Das Auf und Ab der Dächer gibt dem über 100 Meter langen Riegel eine markante Figur, die die Zeile weithin erkennbar macht. Hier bekommen die Wohneinheiten leichter als in so manchem anderen Geschosswohnblock eine architektonisch identifizierbare Adresse, erklärt Rolf-Georg Köhler, Geschäftsführer der Städtischen Wohnungsbau GmbH. Die Ähnlichkeit mit giebelständigen Altstadthäusern ist nicht ohne Absicht, und auch das dunkle Rot der Frontfassade erinnert an den im Zentrum Göttingens oft verbauten Backstein. Die Anlage sollte, so Sergio Pascolo, urbanen Charakter haben, auch wenn sie am Stadtrand liegt. Bei allem Anspruch an Urbanität lässt sich hier aber auch angenehm im Grünen wohnen. Jede Wohnung hat eine großzügige Loggia, die wie in einem Regal aus Betonfertigteilen zusammengefügt ist. Die Gartenfassade ist, im Ge­gensatz zur strengen Lochfassade an der Straße, weitgehend aufgelöst, und hier, auf ihrer Rückseite, offenbart sich die eigentlich horizontale Baustruktur der Häuserzelle.

Gestalterisch überzogen hat er dennoch nicht. Einfache geometrische Formen, glatte Flächen und mutig eingesetzte Farben bestimmen diese Bauten. Die Schule Vittorio Gregottis, für den Pascolo jahrelang gearbeitet hat, ist deutlich erkennbar. Verborgen bleibt auch die geschickte Aufteilung der Wohnein­heiten, die in insgesamt sechs Typen von der Zwei- bis zur Fünfzimmer-Maisonette-Wohnung in den oberen Geschossen unterschieden sind. Je nach Zuschnitt stehen den Bewohnern nach den Richtlinien des 1. Förderungswegs im sozialen Wohnungsbau zwischen 60 und 110 Ouadratmeter zur Verfügung. Der flexible Grundriss der Wohnungen mit offenen Küchen ermöglicht ihre unkonventionelle Einteilung mit einem Blick ins Grüne – ganz so, wie man sich städtisches Wohnen im Idealfall vorstellt. Um aber die Idee urbaner Komplexität vollständig um­setzen zu können, soll die Sied­lung mit weiteren bereits geplanten Hauseinheiten bis hin zur Carl-von-Ossietzky-Straße abgerundet werden.

Dass der Bau gelungen ist, zeigt auch der ARCHITEKTURPREIS ZUKUNFT WOHNEN 2009, dessen Vergabe die Jury folgendermaßen begründete: Das Projekt am Alfred-Delp-Weg in Göttingen ist als ein in den letzten Jahren eher selten gewordenes, dafür umso positiver zu beurteilendes Beispiel für qualitätvolles, aber auch kostengünstiges und erschwingliches Wohnen in der Stadt zu bewerten. Das positive Engagement des Bauherren, der Städtischen Wohnungsbau GmbH Göttingen, sei hier ausdrücklich mit gewürdigt.

Der besondere Wert des Entwurfes liegt in seinen Wirkungen als Stadtbaukörper. Selten ist im deutschen Siedlungsbau in den letzten Jahrzehnten eine so markante Figuration
gebaut worden. Eine leichte Straßenkrümmung bewirkt bereits in einer ersten Wahrnehmungsebene eine Raumbildung, so dass ohne großen Aufwand ein klar gefasster Siedlungsbereich entsteht. Zugleich wird eine hervorragende Adressbildung erreicht, die viel zur Identifikation der Bewohner mit dem Stadtquartier beitragen kann. Dass das Gebäude vor Urbanität strahlt, ist neben der Baukörperfigur auch dem mutigen Farbkonzept zuzurechnen. Gemeinsam mit der reduzierten Materialästhetik wird dies ausdrücklich lobend hervorgehoben. Ingesamt wird eine atmosphärische Intensität erreicht, die zeitgemäß ist, ohne modisch zu sein und auch für die Zukunft einen bleibenden Wert darstellen wird.

Wohnen, Arbeiten, Freizeit
Unterschiedliche Generationen und soziale Grup­pen finden unter einem Dach ihren Wohnraum. Grundge­dan­ke ist, nutzungsneutrale Raumgrundrisse und große Flexibiltät innerhalb der Baustruktur und eine Vielfalt in den unterschiedlichen Haus-/Wohnungsangeboten zu bieten. Normale Geschosswohnungen, Wohnungen mit überwiegend variabel gestaltbaren Räumen, sowie auch Wohnungen, die verschiedene Erweiterungsmöglichkeiten haben (Arbeitszimmer, Kin­derzimmer) und Maisonettewohnungen wurden eingeplant.

Wohnungsvielfalt
Die zehn Gebäude beinhalten 70 Wohnungen. Die Wohnungsvielfalt wurde gemeinsam mit dem Aufsichtsrat der Städtischen Wohnungs­bau GmbH beschlossen. Es gibt 7 Wohnungs­typen, das Angebot reicht von 2-Zimmer bis 4-Zimmer-Wohnungen zwischen 59 und 111 m².

Nachhaltigkeit
Die Raumaufteilung wiederholt sich modularisch in allen Wohnungstypen. Der durchgehende Fußboden erlaubt verschiedene Nutzungsverteilungen ohne aufwendige Änderungen. Diese Wandlungsfähigkeit wird durch eine Tragstruktur mit in sich ergänzenden Elementen, erreicht; Paneele und Türen, die nach Bedarf, ohne aufwendige Bauänderungen, ausgetauscht werden können. Die gesamte Wohnungstypologie bietet Nutzungsmöglichkeiten, die sich flexibel auf die lebenszyklisch wandelnden Wohnbedürfnisse anpassen, und somit als zukunftsorientierter Stadteil neue Bedeutung findet.