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1. Rang 2 / 2

Einladungswettbewerb | 05/2014

Anton Melzer Strasse

Wettbewerbsplakat

Wettbewerbsplakat

Nachrücker

Preisgeld: 6.000 EUR

halm.kaschnig.wührer architekten

Architektur

Erläuterungstext

Plastische Gebilde sind Körper. Ihre Masse, aus verschiedenen Stoffen bestehend, ist vielfältig gestaltet. Das Gestalten geschieht im Abgrenzen als Ein- und Ausgrenzen. Hierbei kommt der Raum ins Spiel. Er wird vom plastischen Gebilde besetzt, als geschlossenes, durchbrochenes und leeres Volumen geprägt.
Diese Definition Martin Heideggers über plastische Gebilde bildet die Basis für den vorliegenden Entwurf zum Bauplatz. Das Projekt versucht die Beziehungen zwischen Volumen und Raum festzuschreiben und unter Einbeziehung der Umgebung in den Raum einzuordnen.
Städtebaulich an der Stadtkante der Blockrandbebauungen gelegen verzeichnet der Ort seine Eigenheiten und Vorgaben in der Ausrichtung und Determinierung durch den Verkehr. Als solches aufgerufen der städtischen Bevölkerung Wohn- und Arbeitsraum zur Verfügung zu stellen, versucht das Projekt ein kontemplatives Ganzes zu erstellen, das weitestgehend autark die Zonierung der Funktionen vornimmt. So gilt eine Fortschreibung des Baukörpers aus dem nördlich angrenzenden Baukörper als vorgezeichnet und sucht nunmehr an der südlichen Grundstückskante als definitive Fortführung der westlich angrenzenden Gründerzeitfassaden und Lückenschluss zum östlichen Wohnbau seine Entsprechung. Das Projekt antwortet mit einem plastischen Gebilde, welches sich im Süden zu einer definierenden Scheibe aufstellt und gleichzeitig im Hof aufbäumt. Über die westliche Anbindung wird einerseits der Straßenzug geschlossen bebaut, andererseits aber auch der Diskurs zwischen dem Inneren und umgebenden Raum offeriert. In der Höhenentwicklung nimmt das Projekt die angrenzenden Traufenhöhen als Vorgaben an und führt diese weiter. Dazu sei angemerkt, dass der Höhensprung an der Südseite zum Einen der Wohnbebauung seine Referenz erweist, andererseits aber auch für eine städtebaulich relevante zukünftige Verdichtung in Form einer übergreifenden Ausdehnung beziehungsweise Fortführung der südlichen Scheibe Raum bietet. In der im Hof sich aufbäumenden Baumasse wird die Verdichtung spürbar gesucht und findet seinen Ausdruck in der Höhe!
Die angesprochene Zonierung sieht im Sockelbereich eine zweigeschossige geschäftliche Nutzung vor und legt an der Südseite die Befüllung mit Büros und Wohnungen nahe, sodass in den dahinter befindlichen Gebäudeteilen die alleinige Wohnnutzung Platz greifen kann. Ebenso gut könnte jedoch auch ein Übergreifen der Büro- oder Dienstleistungsflächen auf die Erdgeschoßzonen stattfinden und damit eine Durchmischung im unteren Gebäudeteil vorstellbar werden.
Getreu seiner Definition nach Heidegger tritt das Gebilde nun in verschiedenen Stoffen auf und ist vielfältig gestaltet, wenngleich die Thematik des zusammengehörenden Ganzen über eine Hüllfläche in der Fassade gegeben sein sollte. Diese Hüllfläche ist beweglich und lässt unterschiedliche wie aber auch definierte Erscheinungsbilder der Fassade zu! Einzig der westliche Baukörper stellt sich als „schwebender“ Verbindungsteil zum Nachbarn als monolithisch gerasterter Block ein!

Die Konzeption sieht einen Stahlbetonbau mit Stützen ,Wandscheiben und einachsig gespannten Decken vor, der nach den unterschiedlichen Anforderungsprofilen ausgefacht werden kann. In den Untergeschossen des Parkdecks wird im Bereich der westlich gelegenen Rasterdrehung eine Auswechslung mittels raumhoher Scheiben in der Haustechnik vorgesehen!
An den geöffneten Seiten des Südtraktes werden Fensterbänder in Glasfassaden vorgesehen, welche mittels vorgehängter semitransparenter Fassade verschattet werden können. Ein Spiel von Auf – Zu- und Zu- Auf- mit abwechslungsreicher nuancierter Bewegung in der Fassade! Diese vorgehängte Fassade wird um den gesamten Baukörper geführt und tritt somit in thematischer Abwandlung auf!
Die verkehrstechnische Erschließung sieht eine Zufahrt an der Südseite vor, über die auch die Hauptanbindung der Tiefgarage gegeben sein sollte und deren Ausfahrt dann wie gefordert in der westlich gelegenen Neuhauserstrasse liegt. Eine dreigeschossige Tiefgarage bietet Platz für die Haustechnik die Keller- und Lagerflächen sowie 152 Stellplätze!
Fußläufig erhält das Projekt Zugangsmöglichkeiten aus der Neuhauserstrasse und der Anton-Melzer -Straße, welche in einem kleinen Innenhof münden! Über eine kleine Passage gelangt man in der Folge dann in die höher gelegene Innenhofzone über den Geschäftsflächen, welche schlussendlich Zutritt zum Hofgebäude als auch zum südlichen Baukörper verschafft. Eine weitere Zugangsmöglichkeit ist über die südöstliche Anbindung an die Anton-Melzer-Straße gegeben!

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Baufeld liegt in einer Situation, die von Heterogenität des umgebenden Bestandes, sowie der prägenden städtebaulichen Zensur aus der Verkehrsinfrastruktur der Anton-Melzer Straße geprägt ist. Baulich ist dabei die Vervollständigung einer den Stadtteil prägenden Blockrand-bebauung zwischen dem mit einer Feuermauer abschließenden Baukörper der Hypobank an der Neuhauser Straße und dem nicht zum Baufeld gehörenden Geschosswohnhaus an der Tschamler Straße nicht möglich. Die Einschnitte der Unterführung stellen eine topografische Sondersituation dar, die die maßstäbliche Wahrnehmung des Umfeldes relativieren.

Das vorgestellte Projekt führt die homogene z-förmig angelegte Baukörperstruktur der Hypo-bank in einem abgewinkelten und hohen massig abfallenden Schenkel an die Anton-Melzer-Straße. Blockeinwärts auf einem breiten Sockel gibt ein als Hochpunkt ausgebildeter Bauteil der Volumetrie einen markanten End- und „buchstäblichen“ Höhepunkt. Diese Höhenentwicklung bringt diesen Bauteil über die Grenze zum Hochhaus mit allen damit verbundenen baurechtlichen Implikationen.

Das Erscheinungsbild dieser bauplastisch gegliederten Anlage ist durch eine homogene Fassadenbekleidung geprägt. Das Spiel zwischen geschlossenen und offenen Flächen ist letztlich durch Nutzervorlieben bestimmt und in den dargestellten Fassaden als exemplarische – wenn auch sehr bewusst komponierte uns somit idealisierte Möglichkeit vorgestellt.

Dem Gesamtkomplex liegt eine klare Erschliessungsstruktur zugrunde über welche gewerbliche Flächen, Wohn- und Freiflächen vernetzt sind.

Die Erdgeschosszone ist mit Geschäftsflächen belegt, die um deren geringe Geschosshöhe zu begegnen in einer zweiten Ebene mit Galerien ausgestattet sind. Darüber folgen zur Anton-Melzer Straße Büroflächen. Weitere Büroflächen sind entlang der Vertikalerschließungen auch in den oberen Geschossen vorgeschlagen.

Die in der Tiefe des Baufeldes zum Hochpunkt gestapelten Wohnflächen bringen insbesondere großzügig angelegt Grundrisse und sind übereinander durch horizontale Verschiebungen zusätzlich gestaffelt. Dem Vorzug bestens gelegener Terrassen für diese bevorzugten Wohnlagen stehen andererseits beengt wirkende Einschnitte in den tiefer gelegenen Geschossen gegenüber.

Das Projekt besticht durch seine bauplastisch kompositorischen Qualitäten und überzeugt die topografisch so heterogene Ausgangsituation zu einer klärenden Punkt zu führen.

Entgegen dieser gelungenen volumetrischen Intervention der Baumasse an sich bleiben einige wesentliche funktionale Aspekte nicht überzeugend. Dies betrifft die zu gering erscheinende Geschosshöhe im Geschäftsbereich, die auch durch das Heranziehen des 1. OG mit dem Ein-führen der Galerien nicht bewältigt wird. Die Nutzerqualität des Luftgeschosses zur Neuhauser Straße ist fraglich, ebenso der Kraftakt den Hochpunkt mit bloß zwei Wohnungen mit großer technischer und legistischer Anstrengung zu bewerkstelligen. Die Fassade evoziert die Erwartungshaltung einer auf die Bauplastik abgestimmten Komposition und löst in der konzeptionell zu Grunde gelegten Zufälligkeit dieses Versprechen schließlich nicht ein.

Als über den Anlass des gegenständlichen Wettbewerbes hinausgehender wesentlicher Beitrag zum Architekturdiskurs in der Stadt Innsbruck bleibt die beeindruckende volumetrische Bewältigung einer topografischen Zwangssituation, die zu einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit solchen Lösungsansätzen in einer vertieften Diskussion weitergeführt werden sollte.
Wettbewerbsplakat

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