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Mehrfachbeauftragung | 03/2015

Ersatzneubau "Bellariarain"

2. Rang

Preisgeld: 40.000 CHF

Althammer Hochuli Architekten

Architektur

Antón & Ghiggi landschaft architektur

Landschaftsarchitektur

Raumgleiter AG

Visualisierung

Erläuterungstext

Kollektiver Wohnpark

Der dichte Grünraum mit seinem alten Baumbestand und der Wiese durchsetzt die Bebauung als übergeordnete Parklandschaft und unterstützt die Einbindung der Bebauung in den städtebaulichen Kontext und den quartierüblichen Massstab. Gustav Ammans ehemalige Idee eines kollektiven Wohnparks bleibt erhalten und an die neue Wohnform angepasst. Park und Garten bleiben die zwei wesentlichen Bestandteile des Freiraumkonzepts.

Grundsätzlich wird der Parkcharakter durch die punktuelle Ergänzung des prächtigen Baumbestandes und die Einführung eines reduzierten, geschwungenen Wegesystems, das rhythmisch durch lockere Staudenpflanzungen umsäumt ist, verstärkt. Die Wiese bildet einen durchgehenden grünen Teppich, der bis zu den Fassaden hinführt, so dass das Wohnen im Park direkt erlebbar ist. Das Fliessen der Wiese über den ganzen Perimeter und die Zurückhaltung der zwei schmalen, abgetreppten Pfade, welche den topografischen Sprung überwinden, führen zu einem einheitlichen Freiraum, in dem die zwei Parkniveaus durch einen gestalterisch sanften Übergang verbunden sind. Die bestehende, heterogene Topographie bietet interessante Spielbereiche: Klettern und rutschen im Bereich der Böschung, Ballspiele auf der oberen Wiese. Im Bereich des bestehenden Baumsaums entlang der Bellariastrasse werden Spielnischen integriert: Holzschnitzel, Kletterhäuser und Seile.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau, Aussenraum, Erschliessung

Das Projekt von Althammer Hochuli knüpft an den Vorgaben des Masterplans an und schafft dennoch eine ganz eigene Interpretation. Die gewählte Typologie strebt eine hohe Verzahnung zwischen den Bauten und dem Freiraum an. Die sich in ihrer Grundkubatur verwandten Gebäude sind im oberen Bereich des Areals paarweise gekoppelt, während sie im südlichen Teil freistehen.

Mit der Haupterschliessung der Wohnbauten entlang der Bellariastrasse und beim Bellariarain bleibt die Adressbildung klar und eindeutig. Insgesamt wird mit der Überarbeitung in der Projektstufe die dichte Wegführung innerhalb des Areals reduziert und öffnet somit das Spektrum von nutzbaren Freiflächen für unterschiedliche Begegnungs- und Spielmöglichkeiten. Der Aussenraum scheint robust genug, um von der Bewohnerschaft unterschiedlich genutzt werden zu können.

Die zentrale Wegführung im oberen Bereich erschliesst die Gebäude miteinander und wird zu einer identitätsstiftenden Begegnungsachse, die mit einem vielfältigen Nutzungsangebot ausgestattet ist. Eine besondere Bereicherung sind die durchgängigen Eingangsbereiche, die den Kontakt unter den Bewohnern ermöglichen. Begrüssenswert sind die hausnahen Veloabstellplätze, die jedoch zum Teil etwas unglücklich vor
den Wohn- und Esszimmern platziert sind. Die vorgeschlagenen Spielnischen im Baumbestand entlang der Bellariastrasse bieten ein attraktives Angebot. Jedoch sind diese für den Erhalt der Bäume nicht ganz unproblematisch. Der subtile Bepflanzungsvorschlag überzeugt in seiner Artenzusammenstellung und passt gut in den Bestand. Die vorgeschlagenen Staudenpflanzungen um die Gebäude zonieren sehr selbstverständlich den privaten und halböffentlichen Bereich. Insgesamt wirkt der
neue Wohnpark mit seiner hohen atmosphärischen Qualität sehr stimmungsvoll.
Neben den gemeinschaftlichen Freiräumen werden den Erdgeschosswohnungen jeweils private Aussenräume zugeordnet. Diese sind von der Wohnung direkt erreichbar. Der Freiraum wird dadurch klar in private und halböffentliche Bereiche zoniert.

Architektonischer Ausdruck
Im architektonischen Ausdruck wird die Betonung der Vertikalen gesucht. Durch das stringente Zusammenbinden der verzahnten Baukörper entsteht eine einheitliche Gesamterscheinung. Der Massivbau wird aussen gedämmt und mit hinterlüfteten, geschosshohen Keramikplatten verkleidet. Die Keramikplatten stellen über die Farbgebung einen Bezug zum Park her.

Wohn- / Gebrauchswert
Die für den Projektvorschlag prägende Verzahnung von Gebäude und Freiraum wird auch in der Organisation konsequent umgesetzt. Die zwei- bis vierspännigen Treppenhäuser erschliessen 181 Wohnungen. Alle Wohnungen profitieren von vielfältigen Sichtbezügen und dem Wohnen um den Loggiabereich. Die problematische über Eck Einsehbarkeit der Wohnungen wurde in der Überarbeitung gelöst. Die Loggia ist das zentrale Element im Grundriss und gliedert die Wohnbereiche. Infolgedessen wird eine Vielzahl der Wohnungen über eine Wohnküche erschlossen. Trotz vorgeschaltetem Entree entspricht diese Lösung den Ansprüchen des angestrebten Zielpublikums nicht. Die Dimension der Küchen wirft zusätzlich Fragen hinsichtlich des Wohnwertes auf.

Wirtschaftlichkeit
Das Projekt weist ein sehr gutes Verhältnis von Geschoss- zu Hauptnutzfläche auf.

Nachhaltigkeit
Im Weiteren hat das Projekt gute Voraussetzungen zur Erfüllung der Forderungen im Umweltbereich des nachhaltigen Bauens, obwohl es nicht sehr kompakt ist, einen eher hohen Fensterflächenanteil hat und in einer Massivbauweise konzipiert ist. Zur Zielerreichung der 2000-Watt-Gesellschaft nach dem SIA-Effizienzpfad Energie sind zusätzliche Massnahmen notwendig, wie z.B. eine Erhöhung der solaren Energieproduktion für Strom und Wärme. Die Primäranforderungen Minergie werden erfüllt.
Die Nasszellen sind konzentriert angeordnet und erlauben es, die Ver- und Entsorgung mit wenigen Steigzonen zu realisieren. Das vorgeschlagene Schachtkonzept für die Bedarfslüftung der Gebäude der unteren Geländeebene macht Sinn. Abgehängte Deckenpartien in den Eingangszonen ermöglichen eine Verteilung der Leitungen, ohne das Tragwerk zu tangieren. Damit wird eine wichtige Forderung der Systemtrennung und Zugänglichkeit erfüllt.

Gesamtwürdigung
Das Projekt überzeugt durch eine sorgfältigen Umgang mit dem Landschaftsraum und einer präzisen Setzung in die Topographie. Dank einer fühlerähnlichen Struktur verzahnen sich die Gebäude stark mit dem Freiraum, was zu attraktiven Wohnungen hinsichtlich Licht und Ausblick führt. Das Zusammenspiel von Kubatur, architektonischem Ausdruck und Freiraumgestaltung erzeugt ein in sich stimmiges Ganzes. Einzig die Grundrisse vermögen aufgrund der Erschliessung über die Wohnküche nicht zu überzeugen.