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Studienauftrag | 07/2015

Hochhaus Baslerstrasse 71

LETZIPLATZ

Engere Wahl

Boltshauser Architekten AG

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau:
Die städtebauliche Setzung, mit welcher der Verfasser schon vor dem eigentlichen Studienauftrag das Baukollegium überzeugt hatte, ist in zwei Bearbeitungsstufen sukzessive weiterentwickelt worden. Geblieben sind die guten Proportionen des Gesamtensembles, der klassische Ausdruck, der klar gefasste Hofraum. Ob eine Wechselbeziehung nach aussen - zur Flurstrasse hin - möglich wäre? Das fragte das Preisgericht in der Zwischenbesprechung. Als Antwort wird nun ein lichter, weiter Durchgang vorgeschlagen, der entlang der Flurstrasse als Kolonnade seine Fortsetzung findet. Damit wird eine sehr überzeugende, belebende Verknüpfung eröffnet, die in ihrer Grandezza eher an eine innerstädtische Premiumlage gehört denn an das Industriegleis in der Peripherie. Mit ansteckendem Optimismus wird hier behauptet, dass auch draussen an der Baslerstrasse "ein Hauch von Europaallee" möglich ist. Diese Botschaft wird nicht nur durch die Materialopulenz der Fassaden vermittelt, sondern auch durch die traditionell referenzierte städtebauliche Haltung. Denn der Platz ist rückwärtig verhältnismässig stark geschlossen, so dass er eher ein Hof ist. Der neue Durchgang macht ihn zur Flurstrasse hin wohl offener, zur anderen Seite aber schliesst ihn die Verlängerung des kleineren Seitenflügels (die erst im Zug der Überarbeitung erfolgt ist) aber stärker ab. Der Platz wird dadurch privater. Das ist durchaus zwiespältig, denn der Platz wird zwar mehr Teil des Gebäudes, gleichzeitig aber weniger Teil der Stadt. Auch wird der Bezug zum angrenzenden Freiraum etwas schwächer, als er in der Stufe 1 war. Kontrovers diskutiert wurde der ‚kleine Bruder’ des Hochhauses, also der um ein Geschoss überhöhte Seitenflügel. Ist die Höhenbetonung zu verhalten? Hilft sie wirklich mit, das grosse Hochhaus jenseits des Platzes auszutarieren, oder hätte man hier auf die Ausbildung eines ‚Kopfes’ verzichten können? Von vielen Feinheiten ist hier die Rede. Dass diese so intensiv diskutiert wurden, hat mit der nahen Verwandtschaft der beiden favorisierten, hochstehenden Wettbewerbs-entwürfen zu tun, die beide die Empfehlung des Baukollegiums beim Wort nahmen.
Freiraum:
Wohltuend ist die informelle Disposition der Bäume, die von der Baslerstrasse her all-mählich in den Platzraum hineindiffundieren und eine entspannte Atmosphäre vermitteln. Auch beim Bodenbelag wird auf eine strenge Zonierung verzichtet und stattdessen einer durchgehenden Gestaltung der Vorzug gegeben. Diese umfliesst den ganzen Gebäudekomplex und verleiht ihm eine unverwechselbare Identität.
Architektur:
Die Wohngeschosse sind weiterhin straff und diszipliniert strukturiert. Sie haben durch die Spezifizierung im Rahmen der Weiterbearbeitung gewonnen. Eingangsbereiche vermitteln neu zwischen Treppenhaus und Wohnung und leichte Variationen in der Zuordnung von Tag- und Nachträumen werden nachgewiesen. Viel Spielraum zur Differenzierung des Angebotsfächers besteht jedoch nicht mehr angesichts der vergleichsweise knappsten Wohnungsgrössen und ebenso knapper Erschliessungsflächen. Insgesamt sind die Wohneinheiten in ihrer Disposition bewährt und etwas konventionell: sie eröffnen keine neuen Wege, sondern entsprechen dem Erwarteten. Das gilt im Übrigen für viele Einzelaspekte dieses Vorschlags. Dass dies aber alles andere als selbstverständlich ist, wird klar, wenn man sich vor Augen hält, wie hochgesteckt die Erwartungen waren und welche Zielkonflikte sich dabei auftaten. Wie ausgereift das Projekt ‚Letziplatz’ ist, zeigt sich in der einstimmig hervorragenden Beurteilung durch die Experten von Wirtschaftlichkeit, Tragkonstruktion, Marktkonformität, Brand-schutz und Nachhaltigkeit.