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Offener Wettbewerb | 08/2016

WOHNRAUM SCHAFFEN

Perspektive,
Prof. C. Bonnen Architekt BDA,
Anerkennung

Perspektive, Prof. C. Bonnen Architekt BDA, Anerkennung

Anerkennung

Prof. Clemens Bonnen Architekt BDA

Architektur

Erläuterungstext

INFRA-HAUS: KONZEPT

STÄDTEBAU UND ARCHITEKTUR

„Gleichzeitig ist die Möglichkeit verlorengegangen, das Wohnen zwischen Öffentlichkeit und Intimität, zwischen außen und innen in aller Vielfalt und Spannung zu zelebrieren. Dazu gibt es seit jeher einen Katalog von räumlichen Möglichkeiten..... Das Wesentliche dabei ist, dass eine komplexe Struktur, die alle diese Räume zusammenführt, die Stadt ausmacht.“
Brenner, Klaus Theo und Geisert, Helmut: Wohnen – städtisch. In: Das städtische Reihenhaus. Ludwigsburg/Stuttgart 2004

Aus den differenzierten städtebaulichen Überlegungen der 1. Phase des Wettbewerbs wird für den Standort in Bremen ein Bebauungskonzept gewählt, das unter Einbindung des Bestandes neue gefasste Räume zur Straße und zum Garten erzeugt. Dabei sollen die zuvor benannten Zielsetzungen aufrechterhalten und weiter entwickelt werden:
- Erkennbare Bautypologie, die zur Verdichtung und gleichzeitig städtischen Belebung beiträgt –hier im Übergang zu den großmaßstäblichen Wohnhochhäusern in der Karl-Lerbs-Straße und den Reihenhauszeilen in den nördlich angrenzenden Parzellen.
- Frei- und Grünflächen, die eindeutig der individuellen und kollektiven Nutzung der Bewohner zugeordnet werden und damit klare Abgrenzung zwischen privaten, halböffentlichen und öffentlichen Räumen.
- Langlebige Architektur auf Basis einer monolithischen Baukonstruktion mit durchgängig gleichartigen Bauelementen.
- Schaffung einer städtischen Blockstruktur, die ihre einfache Konstruktion mit teils bildhafter Oberfläche als Gestaltungsmerkmal verwendet.
- Anordnung aller Wohneinheiten so, dass trotz hoher städtebaulicher Dichte Mehrfachorientierungen und weite Ausblicke ermöglicht werden.
Die neuen Baukörper nehmen das vorhandene Gebäude in analoger Kubatur und Bauhöhe – hier 4 Geschosse – so auf, dass zur Ecke Theodor-Storm-Straße ein geschlossenes Bauensemble mit städtischer Dichte entsteht. Die Anordnung der neuen Baukörper erfolgt so, dass alle erforderlichen Abstandsflächen eingehalten werden. In Folge kann an der nördlichen Grundstücksseite ein dem Grundstück zugewiesener Bereich zur störungsfreien Aufstellung von PKW, Fahrrädern und Müllbehältern entstehen.

NUTZUNGSKONZEPT UND FLEXIBILITÄT

„Eine ´Stadt´ kann man in sehr verschiedener Art zu definieren versuchen. Allen Definitionen gemeinsam ist nur: daß sie jedenfalls eine (mindestens relativ) geschlossene Siedlung, eine ´Ortschaft´ ist, nicht eine oder mehrere einzeln liegende Behausungen.“

Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft. Teilband 5: Die Stadt. Tübingen, 1999

Das in der 1. Wettbewerbsphase vorgelegte Prinzip der Schichtung von Wohneinheiten mit vorgelagerten Frei- und Erschließungsflächen kann problemlos auf den Standort in der Karl-Lerbs-Straße übertragen werden. Das modulare Konzept ermöglicht die nahezu direkte Realisierung des durch den Auslober vorgeschlagenen Wohnungsschlüssels mit zwei verschieden großen 2-Zimmer-Wohnungen und 4-Zimmer-Wohnungen. Dabei werden die Hinweise aus dem 1. Verfahrensschritt in folgender Form aufgegriffen:
- Die kleineren Wohnungen (bis 50 qm) werden mit Schlafzimmer und Wohnküche über zwei Gebäudeachsen angelegt und als Variante der größeren 2-Zimmer-Wohnung entwickelt.
- Im Bereich des Wohnungseingangs werden Garderobenschränke vorgesehen und Möglichkeiten geschaffen, den Zutritt flexibel im Innen- oder Außenbereich über Vorhänge als Windfang auszubilden. Alternativ können die den Wohnungen vorgelagerten Boxen erweitert und als Windfang genutzt werden.
- Die Anordnung sensibler Nutzungen gegenüber von Erschließungsflächen (z.B. Schlafzimmer in 4-Zimmer-Wohnungen) wird bei der vorgeschlagenen Baukörperkonstellation ausgeschlossen. Hier werden die allgemein zugänglichen Bereiche in der Fläche reduziert und die Terrassen zum Ende der Loggia in voller Tiefe genutzt. Zusätzlich können die „Boxen“ und Anpflanzungen den privaten Bereich nach individuellen Maßstäben schützend einfassen.

Die bereits beschriebenen Zielsetzungen in Bezug zur Grundrissgestaltung bleiben vollumfänglich erhalten. Dies betrifft die Ausstattung der Wohnungen sowie die Einrichtung von Gemeinschaftsflächen im Erdgeschoss: Gemeinschaftsraum mit WC, Waschküche und Gästezimmer sowie zusätzliche Abstellflächen für alle Wohnungen. Der Forderung, die Anforderungen der DIN 18040-2 zu erfüllen (ohne Rollstuhlgerechtigkeit), wird durch folgende Maßnahmen entsprochen:
- Bewegungsflächen > 1,50 x 1,50 m in allgemein zugänglichen Flächen
- Rampe < 6% und kürzer als 10 m
- Türöffnungen B x H > 0,90 x 2,05 m
- ebene, rutschhemmende Bewegungsflächen und schwellenlose Zugänge
- Orientierungshilfen in allgemein zugänglichen Flächen
- Bei Einbau eines Aufzugs: Keine abwärtsführende Treppe vor Aufzug, Einbau Typ 2 DIN EN 81-70:2005-09 möglich
- Treppen mit geraden Läufen, Setzstufen und beidseitigen Handläufen
Die Wohnungen im Erdgeschoss können ohne Ausnahme barrierefrei und auch als geeignet für Rollstuhlfahrer ausgewiesen werden. Sie werden zur Wahrung der Privatsphäre gegenüber dem angrenzenden Außenraum leicht angehoben und erhalten zur Straße einen vorgelagerten Grünbereich.

INFRA-HAUS: ÖKONOMIE, ÖKOLOGIE, KONSTRUKTION ERSCHLIESSUNG

Das in der 1. Phase des Verfahrens beschriebene Erschließungssystem wird auf den Standort übertragen. So wird eine Adressenbildung zur Karl-Lerbs-Straße mit großzügig dimensionierter Erschließungsrampe erzeugt. Sie führt geradlinig in den Eingangsbereich mit Briefkastenanlage und Treppensowie ggf. Aufzugsanlage. Loggiaflächen, die nicht Wohnungen vorgelagert werden (im EG vor Gemeinschaftsbereich oder in Obergeschossen vor dem Treppenhaus), dienen als allgemein nutzbare Kommunikationsorte und Abstellflächen.

AUSSENRAUM

Der Standort in der Karl-Lerbs-Straße ermöglicht, dass auch hier der Freiraum mit den „Wohnstraßen“ intensiv verzahnt wird. Hervorzuheben ist aber nun eine erkennbare, da bauliche Einfassung des Baufeldes, die entweder im Bereich der nördlichen Grundstücksgrenze die o.a. Funktionsflächen umschließt, oder zu den Straßenräumen eine dezente Abgrenzung schafft. Damit können einerseits die Zugangsbereiche markiert werden, andererseits ermöglicht die Einfassung die optionale Abgrenzung zwischen öffentlichem und privatem Raum, z.B. mit Hilfe weiterer, leichter oder grüner Einfassungen, Tore etc.
Im Zentrum der Wohnanlage wird ein Spielplatz mit Bänken und angrenzender Anpflanzung platziert. Es folgen dann „Gartenparzellen“, die den Bewohnern zur Gestaltung und/oder Bewirtschaftung zur Verfügung gestellt werden können und eine ökologisch wertvolle Zone schaffen. Um die Nutzung des Hofbereiches auch hausübergreifend und unter Einbeziehung der bestehenden Rasenflächen zu ermöglichen wird vorgeschlagen, den Erdgeschosswohnungen im Nachbarhaus einen Gartenzugang
einzurichten.
Die weiteren, in der 1. Phase vorgelegten Erläuterungen in Bezug zur Regenwassernutzung, Abstellflächen für Fahrräder etc. sind auf das Projekt in der Karl-Lerbs-Straße übertragbar. Es wird dafür plädiert, PKW-Stellplätze nur im nördlichen Grundstücksbereich auszuweisen und weitere erforderliche Stellplätze abzulösen.

KONSTRUKTION, MATERIAL UND FERTIGUNGSTECHNIK

Das INFRA-Haus wird durch eine monolithische Bauweise mit wärmedämmendem Infra-Leichtbeton sowie die umfassende Verwendung vorgefertigter Bauelemente geprägt. Damit können alle tragenden Bauteile - besonders im Bereich der Außenwand - unverkleidet, bzw. unverfälscht gezeigt und der Bezug zu einer traditionellen Bauweise erzeugt werden, deren kräftiger Ausdruck nicht nur vorgeblendet war. Durch die Komposition der Volumen, die flächige Zuweisung von Öffnungen und die Betonung der Gebäudestruktur gewinnen die Baukörper damit an Plastizität und Präsenz.

ÖKOLOGISCHE UND KOSTENREDUZIERENDE ANSÄTZE

Das Bauen mit den o.a. dauerhaften Materialien bietet einen wesentlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Die Konstruktion ist einfach, effizient sowie energiesparend und weist folgende Merkmale auf:
- Kompakte Bauweise, Reduzierung von Wärmebrücken und Vermeidung komplizierter Details
- Nutzung der hohen Wärmespeicherfähigkeit massiver Bauteile zur Reduzierung der Energieaufwendungen und Steigerung der Behaglichkeit
- Vorfertigung aller massiven Bauteile und Fensterelemente
- Reduzierung der Anzahl unterschiedlicher Bauelementen
- Elementierte Fensterkonstruktionen mit Dreifach-Wärmedämmglas und Vorrichtung zum optionalen Einbau eines Sonnenschutzes
- Einfachste aber dauerhafte Kaltdach-Konstruktion mit einseitigem Gefälle
- Verzicht auf Klimatisierung bzw. mechanischer Lüftung, da alle Räume natürlich be- und entlüftet werden können
- Geringer Aufwand bei Nutzungsanpassung
- Einfachste Ausbaustandards mit hohem Gestaltungsanspruch: Elt- und Sanitär-Installationen weitestgehend auf Putz
Einfachste Sanitärelemente (Stand-WC, frei stehende Wanne etc.)
Nichttragende Innenwände als Ständerwandkonstruktionen mit unbehandelten GK-Platten
Bodenbelag aus versiegelten OSB-Platten auf Trittschallmatten
„Abstellboxen“ im Außenbereich aus versiegelten OSB-Platten

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau
Das in der ersten Wettbewerbsphase vorgestellte System wurde in das vorgegebene Grundstück mit guter Ausnutzung als L-förmiger Baukörper mit kurzen Schenkeln angepasst. Die dadurch gebildete Hofsituation wird als zu eng bewertet. Die Ausrichtung der Wohnungen zur Hofseite und in der Dichte zum Bestand ist nicht plausibel. Die Maßstäblichkeit der Baukörper im Quartier ist vorstellbar.

Wohnungen
Die Erschließung der Wohnungen mit einem Laubengang ist wirtschaftlich und attraktiv. Dazu trägt auch die gleichzeitige Nutzung als Balkon bei. Der Zugang in die Wohnung ohne Windfang direkt in die Küche wird kritisch gesehen. Die Fensterfläche zum Wohnraum ist besonders in Verbindung mit den tiefen Laubengängen nicht adäquat. Der positive Ansatz, die Verkehrsflächen auf ein Minimum zu reduzieren, führt zu funktionalen Einschränkungen.

System
Herauszuheben ist bei dem Projekt der Einsatz eines elementierten Bausystems mit modularem Achsraster und gleichen Bauteilabmessungen, das eine sehr wirtschaftliche Realisierung möglich machen könnte. Trotz des sehr rigide durchgehaltenen Rasters wird eine sensible und differenzierte Gestaltung erreicht. In diesen Aspekten wird ein guter Ansatz für verschiedenste Situationen gesehen.
Phase 2 - Plan 1,
Prof. C. Bonnen Architekt BDA,
Anerkennung

Phase 2 - Plan 1, Prof. C. Bonnen Architekt BDA, Anerkennung

Phase 2 - Plan 2,
Prof. C. Bonnen Architekt BDA,
Anerkennung

Phase 2 - Plan 2, Prof. C. Bonnen Architekt BDA, Anerkennung

Phase 1 - Plan 1,
Prof. C. Bonnen Architekt BDA,
Anerkennung

Phase 1 - Plan 1, Prof. C. Bonnen Architekt BDA, Anerkennung

Phase 1 - Plan 2,
Prof. C. Bonnen Architekt BDA,
Anerkennung

Phase 1 - Plan 2, Prof. C. Bonnen Architekt BDA, Anerkennung