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Gutachterverfahren | 09/2016

Wohnbebauung Quartier 6a Süd

1. Preis

Preisgeld: 13.000 EUR

KFR ZT GesmbH - Kohlfürst Fleischhacker Raß

Architektur

koala Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

- Städtebauliche Konsolidierung: Das Projekt reagiert auf das heterogene und bewegte städtebauliche Umfeld mit Beruhigung und Konsolidierung der Straßen- und Platzfronten. Dementsprechend schlagen wir mit eine angemessene und der Dichte entsprechende Höhenentwicklung – 4G- an den straßenbegleitenden Traufen vor. Siedlungsintern liegt die Priorität auf den Wohnungsausrichtungen und den Freiraumqualitäten. Bei an den schallbelasteten Straßenfronten liegenden Wohnungen wird der Freibereich anstatt mit Balkonen als schallgeschützte Loggien ausgeführt.

- Öffentlichkeit: Die Gesamtsiedlung soll sich nicht schließen sondern der Stadt öffnen und den Charakter von Ghettos und Gated Communities vermeiden! Wir schlagen deshalb eine Verbindung der 2 Bereiche von großem öffentlichen Interesse (ÖV- Trasse und Grünachse ) quer durch den Wohnbau vor. Durchmischung und Vermischung werden gefördert, und über den Quartierspark und Quartiersplatz bildet sich ein großräumiger städtebaulicher Zusammenhang.

- Öffnung zur Grünachse: Um einen geschlossenen Charakter der Freibereiche zu vermeiden und die Siedlung in die übergeordnete Grünachse einzubinden, brechen wir die hermetischen Blöcke auf und öffnen das Quartier nach Westen. Dadurch entstehen fließende Übergänge von öffentlichem zu halböffentlichem Grün, und auch geschütztere, süd- und westorientierte Außenräume für den Kindergarten und die Spielplätze. Alle Siedlungsbereiche können die Grünachse mitnutzen und profitieren davon. Das vorgeschlagene Wegenetz bindet alle Gebäude an, ermöglicht kurze Wege zur Straßenbahnhaltestelle, Grünachse und ÖV-Trasse.

- Übernehmen der Hochpunkte: Mit den Turmgeschoßen wurde die städtebauliche Logik der vorhergehenden Wettbewerbsprojekte - ein niedrigerer Sockel mit akzentuierten Hochpunkten - übernommen und für den Wohnbau adaptiert. Die Türme entwickeln eine Stadttopografie und betonen die wichtigen öffentlichen Räume - die ÖV-Trasse, den Wetzelsdorfer Platz und den quartiersinternen Platz. Die Höhe der Türme orientiert sich am übergeordneten städtebaulichen Konzept und der Wichtigkeit der Esplanade und der Grünachse: dementsprechend nimmt die Höhenentwicklung nach Westen hin ab.

- Nutzungen: Kindergarten und Kinderkrippe werden im Nordwesten, mit starkem Bezug zur Grünachse, zum Central Park und zur Nutzung der Parkmöglichkeit in Einfahrtsnähe positioniert. Die weiteren Sondernutzungen orientieren sich auf den Wetzelsdorfer Platz und zur ÖV-Trasse hin und bilden das öffentliche Gesicht der Siedlung. Das Erdgeschoß springt gegenüber den Wohngeschoßen zurück und bietet somit überdachten Platz für Fahrräder und Arkaden entlang der ÖV-Trasse.
Ausgehend von der Zufahrt durchläuft ein "Rückgrat" von Nord nach Süd die Siedlung. Es dient für Anlieferungen, Möbeltransporte usw. und auch die Müllsammelstellen sind in diesem Bereich angeordnet.

- Änderungen von der 1. zur 2.Stufe: Ziel der Überarbeitung im Zuge der 2.Stufe war, einerseits auf die Jurykritik zu reagieren, aber gleichzeitig die charakteristischen Stärken des Projektes beizubehalten: Dem Quartiersplatz und dem Quartierspark wurde durch eine Verschiebung der Baukörper mehr Platz eingeräumt. Zudem erscheinen Park und Platz jetzt mehr als eine gefasste Einheit. Die fließenden Übergänge öffentlich/ halböffenlich/ privat wurden beibehalten und durch das Freiraumkonzept noch verstärkt. Die Höhenentwicklung der Türme mit einem Abfallen von Ost nach West bindet die Quartierstopografie städtebaulich stärker ein.

- Freiraumkonzept und –gestaltung: Durch die Anordnung der Baukörper entstehen unterschiedlichste Freiräume mit ausdifferenziertem Öffentlichkeitsgrad und hoher Nutzungsvariabilität. Separate Einheiten mit durchlässiger Bebauung vermitteln geschützte Intimität und halböffentliches Innenhofmilieu, dessen Rückgrat in Funktion und Gestaltung variierende Quartiersgrünräume bilden.

Die Quartiersplätze und -parks mit Eltern-Kind-Treffs im Inneren der Quartiershöfe berücksichtigen den Anspruch der Eltern, ihre Kinder in geschützter Umgebung und unter sozialer Kontrolle zu wissen. Offene, freie Rasenflächen für raumintensives Spiel sowie Spielplätze und Jugendtreffpunkte ermöglichen Spiel und Bewegung verschiedenster Ausprägung.

Die Hofdurchwegung lädt zum Flanieren ein, platzartige möblierte Aufenthaltszonen fördern die spontane Kontaktaufnahme mit MitbewohnerInnen unmittelbar "vor der Haustür`". Durch die bewusst gewählte Exposition von generationsübergreifenden Treffpunkten wird auch Älteren Raum für einen "Tratsch" in der Sonne und im Schatten angeboten.

Dem Erdgeschoss vorgelagerte Privatgärten werden mittels Gartentüren an den angrenzenden Grünraum und die Durchwegung angebunden, wodurch sozialer Austausch und Durchmischung ermöglicht wird.

Der quartiersübergreifende Park im Zentrum des Geschosswohnbaus bildet einen deutlichen Kontrast zum urbanen Milieu im Osten. Der hohe Grad an Durchgrünung entspricht den Bedürfnisssen nach einer grünen Oase inmitten städtischen Treibens. Spielplätze und freie Rasenflächen geben Raum für Spiel und Bewegung verschiedenster Ausprägung, Treffpunkte unterstreichen die soziale quartiersbezogene Komponente.

Im östlich gelegenen öffentlichen Platz liegt der Schwerpunkt auf einem nutzungsoffenen Freiraum als urbaner Meeting Point, der das Quartier mit der ÖV-Achse verknüpft.

Durch die Anhebung des angrenzenden Plateaus entsteht ein Gelenk in das Innere des Quartiers, das Funktionen einer multifunktionalen Veranstaltungsplattform für Konzerte, Ausstellungen und Märkte erfüllt.

Die Baumartenwahl unterstützt die Wiedererkennbarkeit und Orientierung. Rotlaubige Ahorne begleiten die Nord-Süd-Achse. Schirmförmig wachsende Baumkarrees spenden Schatten am Quartiersplatz, Baumhaine und Solitärgehölze mit Zierkirschen, Blumeneschen, Feldahornen, Blasenbäumen etc. prägen die Vegetation der Quartiershöfe und deren differenzierte Identitäten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die kritischen Hinweise der 1. Stufe wurden vom Projektanten aufgegriffen und stellen mit der vertieften Darstellung der Grünraumflächen, der Fassaden und den urbanen öffentlichen Räume eine überzeugende und in ihrer Qualität weiterführende Antwort dar. Punktuelle feinsinnige Nachjustierungen der Baukörperkonfiguration und die Plausibilisierungen durch Fassaden führen zu einer deutlichen Präzisierung der angedeuteten Raumqualitäten, besonders im Bereich Quartierspark und Quartiersplatz und vor allem in der 3. Dimension, der Höhenstaffelung der Baukörper. Dadurch wird das Projekt auch deutlich lesbar in die weitläufige Bebauungsstruktur des Bestandes im Norden und Osten, sowie des neu geplanten Gesamtquartiers Reininghaus eingebettet. Die Offenheit in Richtung Quartier 6 und 7 sowie im weiteren Feld zur bestehenden Bebauung ist intelligent und als Anknüpfungspunkt für Weiterentwicklungen konzipiert.
Einerseits bildet die arkadenartige Bebauung zur ÖV-Achse ein entsprechendes, belastbares Gegengewicht zum Quartier 3, andererseits entwickelt die Bebauung des Gesamtprojekts eine feingliedrige und zarte Baukörpersprache, die dem Thema des sozialen Wohnbaues deutlich angemessen ist und sogar über die bekannten Schemata hinauszugehen verspricht. Der Einsatz der Mittel ist zurückhaltend und dem Programm des sozialen Wohnbaus entsprechend gelöst.
Diee Grundrisse versprechen unterschiedliche Innenraumqualitäten mit ansprechenden Raumlösungen und Möblierungen.
Die Freibereiche sind entsprechend gut zugeordnet, weisen die notwendige Privatheil auf und sind selbstverständlicher Bestandteil des dargestellten Erscheinungsbildes.
Die Freiräume der Wohnhöfe und des Quartiersparks öffnen sich in positiver Weise zur Grünachse und sind gut nutzbar. Die Positionierung des projektierten Baumbestands ist aufgrund der Situierung der Tiefgarage im Wesentlichen plausibel nachgewiesen.

Empfehlungen
Die durchgesteckten Wohnungen an der ÖV-Achse im EG sind im Hinblick auf innovative Wohnformen (Wohnen und Arbeiten etc.) zu überarbeiten.
Fahrradabstellplätze sind in diesem Bereich gebäudeintegriert unterzubringen.
Die Verschiebung der TG-Einfahrt in Richtung Osten (Tausch mit den Wohnungen ist zu prüfen).
ln der südöstlichen Innenecke an der Kreuzung Wetzelsdorferstraße / ÖV-Achse ist in den unteren Geschoßen die Mindestbesonnung nicht eingehalten, hier ist von einer Wohnnutzung abzusehen.
Im Zuge der vertiefenden Grünraumplanung ist die Identifikation mit dem konkreten Ort zu bearbeiten, die räumlichen, materialtechnischen und farblichen Aspekte der einzelnen Hofsituationen sind im Detail zu bearbeiten, ebenso wie Aspekte des Zusammenhalts der Gesamtanlage.