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Projektwettbewerb | 05/2017

Wohnüberbauung Reichenbachstrasse 118

Blauwale

5. Rang / 5. Preis

Johannes Saurer

Architektur

Xeros Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Indermühle Bauingenieure

Bauingenieurwesen

Ingenieurbüro IEM AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das städtebauliche Muster des Wohnheims Rossfeld soll mit zwei siebengeschossigen, nahezu identischen Bauvolumen sowie einem dazwischenliegenden eingeschossigen Pavillon weitergeführt werden. Die Situierung der zwei Hauptbauten ist plausibel. Durch eine leichte Abdrehung des westlichen Volumens entsteht ein sich öffnender Grünraum, welcher das Wohnheim Rossfeld mit den öffentlichen Bauten im Süden auf einfache Art verbindet. Das Zurückversetzen der östlichen Hangkante sowie der weitgehende Erhalt der bestehenden Bepfl anzung defi nieren trotz der Höhe des neuen Volumens eine angemessene Silhouette. Der eingeschossige Pavillon bes itzt ein für das Quartier identitätsstiftendes Potenzial.
Tagesschule und Basisstufe werden direkt ab der Reichenbachstrasse erschlossen. Die Zugänge zu den Wohnungen erfolgen ausschliesslich über den Hofraum. Schule, Bibliothek, Kleingewerbe sowie Eingangshallen und Veloabstellräume defi nieren eine kohärente Öffentlichkeit. Ob jedoch die postulierte Transparenz des Erdgeschosses umgesetzt werden kann, ist fraglich.
Durch die Baumschicht zur Hangkante hin gelingt eine gute Einbindung in die Landschaft. Die Stellung der Bauten lässt einen grossen Freiraum entstehen. Zur Ausgestaltung des Wohnumfeldes werden zu wenig Aussagen gemacht. Dagegen verspricht die offene grüne Mitte in ihrer Multifunktionalität einen hohen Nutzungswert. Die Aufteilung der Freiräume für die Schule ist betrieblich nicht nachvollziehbar und qualitativ wenig attraktiv. Das Freiraumkonzept gibt keine Antwort auf eine Umnutzung der öffentlichen Erdgeschosse.
Die Geometrie des bestehenden und ergänzten Untergeschosses wird ins Erdgeschoss übertragen und von den Hauptvolumen überlagert. Dies ermöglicht eine stringente Zonierung der Erdgeschossfassaden mit Akzentuierung der einzelnen Hauseingänge. Die Überlagerung der zwei Ausrichtungen wirkt sich jedoch statisch nachteilig aus.
Die Grundrisse der Tagesschule und Basisstufe weisen betriebliche Mängel auf, da der Zugang zu den hofseitigen Aussenbereichen lediglich über die Gruppenräume möglich ist. Der vorgeschlagene Verbindungskorridor er
möglicht jedoch eine hohe Nutzungsfl exibilität. Die Wohnungsgrundrisse der zwei Gebäude basieren auf einer identischen, jedoch gespiegelten Typologie. Diese gewährleistet zwar unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten einzelner Räume, ist jedoch ein zu starkes und einengendes Korsett. Mit der gewählten Typologie sind u.a. Grosswohnungen für Familien nicht umsetzbar.
Über den Abfangdecken aus Beton sind die Obergeschosse als Holzbau konzipiert. Die gewählte Spannweite ist zwar wirtschaftlich, führt jedoch bei den durchgehenden Grundrissen zu nachteiligen Raumproportionen. Eine serielle Bauweise mit einem hohen Mass an Vorfabrikation prägt den architektonischen Ausdruck. Den Fassadenelementen aus Holz wird ein Raster aus Beton vorgehängt. Zudem werden die Holzelemente mit dunklen Keramikplatten verkleidet. Diese Materialisierung bleibt unverständlich. Sie vermag weder zwischen den benachbarten Bauten zu vermitteln noch weist sie einen adäquaten Ausdruck auf. Die Bauweise ermöglicht jedoch eine hohe Wirtschaftlichkeit. Dies zeigt sich auch in der Tatsache, dass die Kostenvorgaben als gut erreichbar beurteilt werden.
Das Konzept der Gebäudetechnik wird nur sehr rudimentär dargestellt. Die Platzierung einer Zentrale im westlichen Gebäude ist nicht optimal. Die postulierte Systemtrennung ist begrüssenswert, deren Umsetzbarkeit jedoch infolge weitgehend fehlender Angaben kaum beurteilbar.
Aus Sicht der sozialen Nachhaltigkeit zeigen sich Vor- und Nachteile. Die zwei Grossvolumen entsprechen wenig einer aus den Bedürfnissen eines familienfreundlichen kommunalen Wohnungsbaus abgeleiteten Typologie. Diese grundlegende Charakteristik des Entwurfes überwiegt leider gegenüber den punkto Gemeinschaftsleben guten Ansätzen des Projekts in Form von grossen Eingangshallen, dem vielfältig nutzbaren Innenhof und dem Pavillon mit Quartierbeiz und Bibliothek.
Das Projekt vermag mit der städtebaulichen Setzung der zwei siebengeschossigen Volumen zu überzeugen. Die gewählte Struktur ist jedoch zu starr und verhindert sowohl eine qualitätsvolle Wohnungsvielfalt als auch die Erfüllung des gewünschten Wohnungsspiegels. Zudem bleibt die Materialisierung der Fassaden zu beliebig.