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6. Rang 7 / 7

Projektwettbewerb | 05/2017

Wohnüberbauung Reichenbachstrasse 118

ALL GOOD THINGS GO BY T(H)REE

7. Rang / 7. Preis

Rüst & Gerle Architekten

Architektur

James Melsom landscape architect

Landschaftsarchitektur

Gruner AG

Bauingenieurwesen

Gruner Roschi AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das orthogonale Weiterführen der nördlichen Bebauungsstruktur mit drei Baukörpern ist gut nachvollziehbar. Die drei ähnlichen Häuser bilden einen dreiseitig gefassten Hof, der sich nach Süden öffnet. Die Stellung der Volumen zueinander ist weniger klar, steht doch der südwestliche Baukörper nicht nur sehr nah zum quergestellten Trakt, sondern auch in seiner Position eher zufällig. Die Höhenstaffelung mit dem siebengeschossigen Nord-SüdTyp und den zwei sechsgeschossigen Ost-West-Häusern ist geschickt gewählt.
Das Freiraumkonzept schlägt eine harte Mitte vor, welche sich zum öffentlichen Grünraum öffnet. Der Vorschlag überzeugt räumlich mit seinen gut proportionierten Freiräumen. Der Platz in der Mitte funktioniert in seiner Offenheit und Ausgestaltung im Wohnkontext jedoch weniger gut. Die Schule erhält dagegen gut nutzbare Freiräume. Insgesamt macht der Vorschlag zu knappe Aussagen zur Ausgestaltung des Wohnumfeldes. Es fehlen Aussagen zu Aufenthalts- und Rückzugsfl ächen für alle Generationen. Die Zonierung zwischen den gemeinschaftlichen Freiräumen zu den Erdgeschossnutzungen ist denkbar, da weitgehend öffentliche oder gemeinschaftliche Nutzungen im Erdgeschoss vorgesehen sind. Bei einer Umnutzung der öffentlichen Funktionen wird das Freiraumkonzept in Frage gestellt.
Das Weglassen von Nutzung im Erdgeschoss, um gedeckte Bereiche zu schaffen und mehr Durchblicke zu erhalten, ist im Grundsatz interessant. Leider gelingt es den Verfassern nicht, die Zonen als attraktive Auftakte zu nutzen. Gerade der Eingang zur Schule wäre doch an dieser Stelle ideal. Die Hauszugänge sind dem Konzept entsprechend logisch gesetzt. Die beidseitigen Eingänge des Westtraktes entlang der Reichenaustrasse schaffen sowohl die Adresse zur Strasse als auch den gewünschten Bezug zum Hof. Kleine Eingangshallen führen zu den innenliegenden, grosszügigen Treppenhäusern, die über Oblichter natürlich belichtet sind. Die öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss sind auf alle drei Häuser verteilt. Basisstufe und Tagesstruktur sind mit einer durchgehenden Erschliessung verbunden, was für die Zukunft Flexibilität verspricht. Der von der Siedlung abgewandte hangseitige Pausenplatz ist gut besonnt.
Das Überraschende des Projekts liegt in der Grundstruktur der Obergeschosse. Die Grundrisse werden längs in drei Raumschichten geteilt, wodurch in der mittleren Schicht eine Aneinanderreihung von Treppenhäusern und Wohnhallen entsteht. Diese Hallen werden indirekt über die äussere Raumschicht mit verglasten Doppeltüren belichtet. Es entstehen interessante diagonale Raumbezüge. Leider wird die Halle als Herzstück der Wohnung mit Schränken, Reduits und zweizeiligen Küchen derart verstellt, dass die Grundidee der freien Möblierbarkeit verunmöglicht wird. Unverständlich bleibt der Entscheid, gewissen Wohnungen keinen Balkon anzubieten, obwohl die Idee eines stirnseitigen Balkons eingeführt wird. Es gibt Wohnungen mit zwei Nasszellen, die nur über Individualräume erschlossen sind, was nicht praktikabel ist. Der Wohnungsspiegel entspricht nicht den Vorgaben, fehlen doch einige 4½- und 5½-Zimmer-Familienwohnungen.
Der allseitig ähnliche Ausdruck der Fassaden widerspiegelt die Unentschiedenheit der Gebäudesetzung. Die Stirnfassaden mit der zurückspringenden Verglasung wirken hingegen wohlproportioniert und elegant. Die hölzerne Materialisierung ist denkbar. Die Kostenvorgabe kann vom Projekt noch nicht eingehalten werden, scheint aber erreichbar.
Das Konzept der Gebäudetechnik wird nur sehr rudimentär dargestellt. Die Zentralenfl äche ist zu gering bemessen und ungeeignet platziert im UG.
Für die soziale Nachhaltigkeit ergibt die Anordnung der Bauten grundsätzlich eine interessante Hofsituation. Diese bietet aber wenig Aneignungs- oder Gestaltungsqualität und wird durch die vorgesehene Funktion als Sportfl äche zwar genutzt, weist aber durch die falsch platzierte Nutzung im Gebrauch ein erhebliches Konfl iktpotenzial auf. Im Übrigen lassen sich in diesem Projekt wenige Anhaltspunkte für die Berücksichtigung gesellschaftlicher Aspekte fi nden. Die Eingänge sind begegnungsfördernd über den Innenhof zugänglich – jedoch ohne erkennbare Übergänge zwischen öffentlichen und halbprivaten/privaten Bereichen.
Das Projekt ist städtebaulich interessant und im Ansatz der Grundrisstypologie sehr spannend. Leider wird das vorhandene Potenzial zu wenig ausgeschöpft.
6. Rang 7 / 7