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Einladungswettbewerb | 03/2018

Wohnüberbauung am Chriesbach

Fidget

2. Rang

Preisgeld: 15.000 CHF

Esch.Sintzel Architekten

Architektur

Balliana Schubert Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Ernst Basler + Partner

Bauingenieurwesen

Planforum GmbH

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfassenden stellen fest, dass aktuell kaum an einem anderen Ort in der Zürcher Metropolitanregion eine derart rasante Verstädterung vollzogen wird. Die einzelnen Neubauprojekte bilden auf sich bezogene Inseln. Umso wichtiger werden in einem solch heterogenen Siedlungsgebiet zusammenhängende Naherholungsräume, wie er entlang dem Chriesbach anzutreffen ist. Im Wissen wie wichtig diese Naturräume für die Bewohner sind, antizipieren die Verfassenden die Standortgunst und deklarieren das Wohnen am Park in einem wohlproportionierten achtgeschossigen Gebäude.

Das dreiflüglige Gebäude, welches wie ein Prototyp wirkt, reagiert mit seiner rotationssymmetrischen Figur auf die dreiseitig einwirkenden Kräfte, wie Strassenflucht, Nachbarschaft und Bachverlauf, erstaunlich gut und bindet den Neubau klar und schlüssig in den heterogenen Kontext ein. Da die Adressierung an der Ueberlandstrasse speziell zu gewichten ist, könnte man erwarten, dass der Südflügel eine leichte Adaption an den Strassenraum erfährt. Dies böte allenfalls auch die Chance, den beengenden Zugang zu den beiden Treppenhäusern weiträumiger und entspannter zu gestalten.

Durch die gewählte Setzung des kompakten Solitärs entstehen Freiräume in angemessenen Grössen und mit klaren Nutzungszuordnungen. Die Materialisierung mit mineralisch geprägten Oberflächen, basierend auf den Schotterterrassen des Glatttals, ist klar hergeleitet und für den Ort angebracht. Die Differenzierung und der jeweilige Anteil von versiegelt und unversiegelten Flächen mag noch nicht ganz überzeugen, da der versiegelte Anteil dominierend ist. Das Konzept der Schollen lässt jedoch genügend Spielraum zu, dies auf das Wohnen und die Gewerbenutzung abzustimmen. Die Zufahrten zum Gewerbe sind an beliebig gewünschten Stellen gegeben, und trotzdem kann das Versprechen «Wohnen am Park» gehalten werden.

Die Vegetation und Wahl der Arten ist gut auf den Ort abgestimmt und stärkt den Bezug zum Bach und zum Umfeld. Die Erschliessung der Tiefgarage ist durch das leichte ablösen von der Grenze gut integriert und schlüssig. Die Anordnung und Integration der Parkplätze ist funktional gut gelöst. Die nördlich angeordneten Parkplätze oberhalb des Verbindungsweges zur angrenzenden Siedlung im Osten wirken jedoch störend im Spiel- und Ruhebereich zum Chriesbach und sind in ihrer Lage zu hinterfragen.

Überzeugend stimmungsvoll ist das Fassadenbild mit der nachgewiesenen Konstruktion. Die feingliedrige Rasterstruktur aus vorgefertigten Betonriegeln, die jeweils zwei Geschosse überspannt und dadurch in die Höhe entwickelte Proportionen entstehen lässt, erzeugt mit den partiell ausgefachten Keramikplatten einen erhabenen Ausdruck. Die Fassadenkonstruktion dürfte langlebig und unterhaltsarm sein. Dafür ist sie etwas kostenintensiver.

Retail ohne Laufkundschaft an diesem Ort ansiedeln zu wollen, ist nicht realistisch. Da die Gewerbeflächen eher für Dienstleistungen genutzt werden, ist ein gemeinsamer Vorbereich/ Windfang mit dem Wohnen vorstellbar. Durch die separaten Treppenhäuser ist ein störungsfreies Nebeneinander von Wohnen und Arbeiten gegeben. Die ringförmig angeordnete Statik ist intelligent. Sie ermöglicht eine grosse Flexibilität hinsichtlich der Nutzungseinteilung und einer allfälligen späteren Umnutzung. Der mittlere Ring halbiert die Distanz von der Fassade zum Kern so, dass vertikal grössere Durchdringungen an frei wählbaren Orten möglich sind. Gewerberäume können auch vertikal mit internen Treppen organisiert sein.

Alle Wohnungen sind über eine kristalline Erschliessungsfigur mit Treppenauge und zenitalem Lichteinfall erschlossen. Die Wohnungstypologien sind mit gut proportionierten Räumen geordnet aufgebaut und stellen aufgrund der diagonalen Anordnung von Wohnen und Essen spannende Raumbezüge her. Interessanterweise kann man von den einzelnen Räumen - die Verfassenden nennen sie Stationen - unterschiedliche Stimmungen erwarten, weil sie sich bezüglich Helligkeit, Materialisierung und Ausblick differenzieren.

Von dem zurückgezogenen geborgenen Wohnraum, in der Regel dominiert durch Fernseher und Sofa, sieht man auf die windgeschützte Loggia, welche sich möglicherweise als grünes, bepflanztes Zimmer präsentiert oder zum Essen im Freien einlädt. Vom grosszügigen Essraum mit Küche geniesst man einen zweiseitigen Ausblick. Bei grösseren Wohnungen lässt sich mit einer Doppelflügeltür ein räumlich attraktiver Querbezug zum Nebenzimmer herstellen. Für Familien ist dieser offene Querbezug weniger geeignet. Die Zimmer haben angenehme Abmessungen und die Sanitärblöcke liegen kompakt nebeneinander.

Das Projekt besticht durch seine Angemessenheit, seinem sehr stimmungsvollen Ausdruck, die guten Grundrisse und durchdachten architektonischen und funktionalen Überlegungen.