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Einladungswettbewerb | 11/2018

Weiterentwicklung eines innerstädtischen Wohnquartiers in München

2. Preis

Preisgeld: 6.000 EUR

meuer - planen beraten Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

WEITERENTWICKLUNG EINES INNERSTÄDTISCHEN WOHNQUARTIERS IN MÜNCHEN HAIDHAUSEN


PLANUNGSKONZEPT DACHGESCHOSS

Geometrie und Kubatur der geplanten Dachgeschossaufstockung sind durch den vorliegenden Vorbescheid konkret geregelt. Aufgrund dieser Rahmenbedingungen ergibt sich, dass zwei Dachgeschossebenen errichtet werden können.
Die obere Ebene wird jeweils als Maisonettegeschoss der darunter liegende Wohneinheit zugeordnet, da hier die Raumhöhe keine eigenständige Wohnung mehr ermöglicht und zudem kein 2.Rettungsweg vorhanden ist.
Im neuen Dachgeschoss werden überwiegend familiengerechte 4-Zimmer-Wohnungen errichtet (Hackländer Straße), in den Eckgebäuden auch 2- bzw. 3-Zimmer-Wohnungen.
In der Grillparzer Straße sind diese durch einfache bauliche Maßnahmen zu einer größeren Wohneinheit zusammenschließbar.
Bis auf zwei Wohnungen in den Eckgebäuden erhalten alle Wohnungen einen Balkon.

Insgesamt entstehen im neuen Dachgeschoss 14 neue Wohnungen:
3 * 2-ZIMMER-WOHNUNG
1 * 3-ZIMMER-WOHNUNG
10 * 4-ZIMMER-WOHNUNG



ERSCHLIESSUNGSKONZEPT

Die Erschließung des neu errichteten Dachgeschosses erfolgt über eine Fortführung der bestehenden Treppenhäuser in beide Dachgeschossebenen.
Zusätzlich soll für die vier Gebäude der Hackländer Straße hofseitig jeweils ein Aufzug vorgesehen werden. Dies erleichtert die Zugänglichkeit zu den Wohnungen zwar nicht umfänglich barrierefrei, aber dennoch in hohem Maß für ältere oder gehbehinderte Bewohner.
Um den Ausgang vom Treppenhaus in den Hof weiterhin zu gewährleisten, wird der Aufzug in einigem Abstand errichtet. Der Zugang zu den Zwischenpodestebenen des Treppenhauses erfolgt dann über Stege.
Die gesamte Konstruktion wird eigenständig tragend vor das Gebäude gesetzt, damit keine statischen Eingriffe in den Bestand notwendig werden.





FLUCHT- UND RETTUNGSWEGKONZEPT

Der 1.Rettungsweg aus beiden Dachgeschossebenen wird über das fortgeführte Treppenhaus gewährleistet.
Der 2.Rettungsweg der unteren Dachgeschossebene erfolgt über ein anleiterbares Fenster in erforderlicher Größe sowie im maximal zulässigen Abstand von der Traufkante.
Da die Anleiterbarkeit der Wohnungen nicht vom Innenhof aus möglich ist, muss dieses Fenster für jede Wohnung straßenseitig zur Verfügung gestellt werden.
Der 2.Rettungsweg der oberen Dachgeschossebene erfolgt über eine interne Treppe der Maisonettewohnungen.


DACHAUFBAUTEN

Größe und Lage der Dachaufbauten (Dachgauben bzw. Zwerchgiebel) richtet sich nach Art. 6 der Bayerischen Bauordnung. Demnach darf die Gesamtbreite von Dachaufbauten nicht mehr als ein Drittel, maximal jedoch 5m betragen, ohne Abstandsflächen auszulösen.
Um diesen Vorgaben gerecht zu werden und eine mit der Bestandfassade verträgliche Lösung zu erzielen, werden straßenseitig in der unteren Dachgeschossebene kleine Flachdachgauben mit einem Außenmaß von 1,25m geplant.
Hofseitig ist in der oberen Dachgeschossebene der Ausbau von größeren Gauben möglich, welche die Qualität der Wohnräume in diesem Geschoss erheblich verbessert.
Der brandschutztechnische Abstand der Dachaufbauten von max. 1,25m zur Brandwand wird jeweils eingehalten.


BELICHTUNG / SONNENSCHUTZ

Die Belichtung der neuen Geschosse wird über den Bau von Dachgauben in maximal zulässiger Anzahl und Größe sowie über eine verträgliche Anzahl an Dachflächenfenstern erreicht.
Es wird zusätzliche jeweils eine Seitenwand der Gauben verglast, sodass der Lichteintrag maximiert werden kann.
Für die nordseitig gelegenen Fenster wird kein Sonnenschutz geplant.
Die straßenseitigen Gauben und Dachflächenfenster erhalten jeweils einen Rollladen als Sonnenschutz.


PLANUNGSKONZEPT 1. – 4.OBERGESCHOSS

Hackländer Straße 1 - 7
Alle Wohnungen werden Zug um Zug bei Mieterwechsel renoviert. Dabei werden die Grundrisse der 3-Zimmer-Wohnungen durch kleinere bauliche Maßnahmen optimiert.
Durch den Entfall der Abstellkammer kann das Kinderzimmer vergrößert werden. Der Verzicht auf eine Diele ermöglicht die Gestaltung eines großzügigen Wohn-/Essbereichs, durchgesteckt von der Straßen- zur Hofseite und somit auch von zwei Seiten belichtet.
Das Bad kann ein wenig vergrößert werden, die Anordnung einer Waschmaschine ist möglich.

Die bestehenden Küchenbalkone werden entfernt und durch größere, vorgestellte Balkone ersetzt. Die Balkonkonstruktion beträgt 1,50m in der Tiefe und löst somit keine Abstandsflächen aus.
Es wird angestrebt, bei den Renovierungsarbeiten behutsam mit dem Bestand umzugehen. Fenster, Türen und Bodenbeläge sollen erhalten werden.
Ebenso wird die ursprüngliche Ausrichtung der Wohnungsgrundrisse belassen: Nebenräume zum Hof-, Wohnräume zur Straßenseite.

Versailler Straße 17
Auch die Wohnungen der Versailler Straße werden durch geringfügige bauliche Maßnahmen bei Mieterwechsel optimiert. Zwei der Wohnungen können ebenfalls einen neuen, größeren Balkon erhalten.

Grillparzer Straße 34
Die Wohnungen der Obergeschosse in der Grillparzer Straße können ebenfalls optimiert werden. Auch hier ist die Erneuerung der Balkone vorgesehen. Lediglich die Eckwohnung muss – wie im Gebäude an der Versailler Straße - nach wie vor ohne Balkon bleiben.


PLANUNGSKONZEPT ERDGESCHOSS

Hackländer Straße 1 - 7
Die erdgeschossigen Wohnungen der Hackländer Straße werden Zug um Zug bei Mieterwechsel renoviert. Dabei werden die Grundrisse der 3-Zimmer-Wohnungen durch kleinere bauliche Maßnahmen optimiert.
Durch den Entfall der Abstellkammer kann das Kinderzimmer vergrößert werden.
Der Verzicht auf eine Diele ermöglicht die Gestaltung eines großzügigen Wohn-/Essbereichs, durchgesteckt von der Straßen- zur Hofseite und somit auch von zwei Seiten belichtet.
Je nach Situation im Hofbereich kann für einige der erdgeschossigen Wohnungen ebenfalls ein Balkon angeboten werden.


Versailler Straße 17
Die Wohnungen im Erdgeschoss der Versailler Straße werden ebenfalls durch geringfügige bauliche Maßnahmen bei Mieterwechsel optimiert.

Grillparzer Straße 34
Bei den Wohnungen im Erdgeschoss der Grillparzer Straße wird aufgrund der erhöhten Lärmbelastung eine umfangreichere Veränderung vorgesehen.
Der Zugangsbereich wird barrierefrei umgestaltet, ein Treppenlift erlaubt den Zugang für Rollstuhlfahrer ins Hochparterre.
Es kann eine rollstuhlgerechte 1-Zimmer-Wohnung angeboten werden, die bei Bedarf einem der Bewohner zur Verfügung gestellt werden kann. Die lärmbelasteten Bereiche werden als stadtteil- oder auch blockinterner Mutter-Kind-Treff sowie als Alten-Service-Zentrum ausgebaut.

BAUWEISE

Der Neubau des Dachgeschosses erfolgt in Fertigteilbauweise.
Geplant wird ein Holzmodulbau, bei dem die Wand- und Deckenbauteile in möglichst hohem Vorfertigungsgrad auf die Baustelle kommen. Durch diese sehr wirtschaftliche Bauweise beschränkt sich die Bauzeit und damit die Belastung für Bewohner und Nachbarn auf ein erträgliches Maß.
Die Leichtbauweise bietet auch den geringst möglichen Eingriff in die Statik des Bestandsgebäudes unter Einhaltung aller Anforderungen an den Brand-, Schall- und Wärmeschutz.
Umbaumaßnahmen, um zum Beispiel Wohnungen oder Räume zusammen zu legen, sind ohne größeren baulichen Aufwand möglich.


MATERIALIEN

Die Dachdeckung erfolgt nach Vorgabe des Landesamtes für Denkmalschutz in gleicher Materialität und Farbgebung wie der Bestand.
Die Flachdachgauben werden mit Edelstahlblech verkleidet. Neue Fenster werden als Holzfenster geplant.Die hofseitige Fassade des unteren Dachgeschosses wird mit großformatigen Faserzementplatten verkleidet.
Die neu errichteten Geschosse sollen optisch bewusst vom Bestand abgegrenzt werden, sich aber trotzdem in ihrer Farbgebung und Materialität in die Bestandsbebauung einfügen.
Die Stahlkonstruktion der Balkone sowie der Aufzugsanlagen wird verzinkt und lackiert.
Die Wohnungen sollen kostengünstig, aber nachhaltig ausgestattet werden.
Dabei kommen Materialien wie Industrieparkett und Fliesen für die Bodenbeläge und Holzinnentüren zur Ausführung.


FREIFLÄCHENGESTALTUNG

Der Baumbestand im Innenhof soll möglichst vollständig erhalten werden.
Die Anordnung einer Baustelleneinrichtungsfläche ist in dieser Hinsicht umsichtig zu planen.
Die Qualität des Innenhofs kann durch die Schaffung von Aufenthaltsbereichen mit Sitzangeboten verbessert werden.
Eine Neugestaltung der Müllhäuschen, der Spielflächen sowie der Fahrradabstellflächen wird im Zuge Baumaßnahme angedacht.
Die Fahrradabstellflächen befinden sich im Innenhof und werden überdacht.
Die PKW-Stellplätze können in der nahegelegenen Tiefgarage an der Schneckenburger Straße nachgewiesen werden.
Insgesamt werden neu errichtet: 14 Wohneinheiten mit 1.189m² Wohnfläche. Gemäß Stellplatzsatzung der Landeshauptstadt München sind nachzuweisen:
FAHRRÄDER: 1STP / 40m² Wfl: 30 Fahrradabstellplätze
PKW: 0,8 STP / WE: 12 PKW-Stellplätze


WIRTSCHAFTLICHKEIT / KOSTEN

Mit dem vorgegebenen Mietpreis von 6 €/m² Wohnfläche ist bei üblicher Rendite von 3,5% ein Herstellungspreis von 2.057 €/m² Wohnfläche möglich.
Unser Entwurf wird sich gemäß eigener Erfahrungen und in Abgleich mit eingeführten Baukosten (BKI) in diesem Rahmen bewegen. Eingeflossen sind dabei schon Vorteile, die durch Systematisierung, Modularisierung und Vorfertigung erwartet werden können.

Beurteilung durch das Preisgericht

Durch die regelmäßige Anordnung der Gauben fügt sich der Entwurf gut in die Umgebung ein.
Summarisch betrachtet stellt der Entwurf eine Denkmalensemble-rechtlich positive Lösung dar.
Positiv wird bewertet, dass durch die geplanten Maßnahmen nicht nur neuer Wohnraum im Dachge-schoss
entsteht, sondern auch im Bestand Verbesserungen herbeigeführt werden. Dies geschieht
insbesondere durch den Anbau von größeren Balkonen und die Anbindung sämtlicher Bestandswoh-nungen
an die Aufzüge.
Nachteilig erscheint, dass keine der Wohnungen, weder im Bestand, noch im neuen Dachgeschoss,
barrierefrei erschlossen wird. Die Aufzüge werden lediglich bis ins 4. OG geführt und schließen an die
Zwischenpodeste der Treppenhäuser an.
Mit 14 neu geschaffenen Wohnungen wird ein gutes Ergebnis hinsichtlich der Wohnraumerweiterung
erzielt.
Die Grundrissveränderungen im Bestand erscheinen nicht unbedingt notwendig.
Der Brandschutz ist durch das hochgeführte Treppenhaus mit Maisonette-Lösung und interner Er-schließung
gelöst.
Hofseitig tritt der Dachgeschoss-Ausbau durch die Wahl der Materialien (Zementfaserplatten) deutlich
hervor, dies sollte im Rahmen der gesamten Hofgestaltung überprüft werden.
Die geplante Fertigteilbauweise im Holzmodulbau erscheint nicht unrealistisch und lässt auf eine wirt-schaftliche
Lösung hoffen.