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Preis 11 / 11

Award / Auszeichnung | 02/2020

Deutscher Bauherrenpreis 2020 | Hohe Qualität – Tragbare Kosten im Wohnungsbau

METROPOLENHAUS Am Jüdischen Museum

DE-10969 Berlin, Markgrafenstraße 88

Preis Kategorie - Urbane Quartiersentwicklung

bfstudio Partnerschaft von Architekten mbB Benita Braun-Feldweg & Matthias Muffert

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Groß- und Einzelhandel; Kultur-, Veranstaltungsgebäude, Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2018

Projektbeschreibung

Das Besondere des Projektes
"Privateigentum finanziert Gemeinwohl" - Auf die zentrale Frage "Was kann das Haus dem Quartier geben?" antwortet das Projekt mit der Sozialverpflichtung des Eigentums.
Nicht der Höchstpreis, sondern das Nutzungskonzept „Aktives Erdgeschoss“ war im Rahmen des Konzeptverfahrens rund um den ehemaligen Blumengroßmarkt entscheidend. Das METROPOLENHAUS am Jüdischen Museum öffnet sich auf 1000 m² Aktivem Erdgeschoss mit kleinen Läden, orientalischer Gastronomie und Projekträumen und generiert sozial-kulturelle Freiräume für die Nachbarschaft.
Querfinanzierung bildet das ökonomische Rückgrat des Erdgeschosses: Die Eigentümer der Wohn- und Gewerbeeinheiten sichern die ökonomische Basis des Kultur- und Gewerbekonzeptes, kreativen Freiraum für Allgemeinheit und übernehmen langfristig Verantwortung für eine nachhaltige Stadtentwicklung.
Die nicht kommerziellen Projekträume der Kulturplattform feldfünf (siehe: https://feldfuenf.berlin/), 40% (400qm) der EG-Flächen, werden temporär zu einem Mietzins von max. 6 EUR/qm p.a. an lokale Akteur*innen und international Kulturschaffende vergeben. Hier trifft der Kiez auf die weite Welt, Bewohner*innen auf Besucher*innen, Altes auf Neues.
Im Sinne eines nachhaltigen Betreiberkonzeptes wird ein kuratorisches Gewerbemanagement für die Dauer der Nutzungsbindung von 15 Jahren etabliert und mitfinanziert.

Lage und Geschichte des Ortes
Zwischen Mitte und Kreuzberg am ehemaligen Blumengroßmarkt gelegen, ist das Metropolenhaus am Jüdischen Museum Teil des wieder zentral gelegenen Stadtquartiers.
Die Südliche Friedrichstadt wurde im Zuge der II. barocken Stadterweiterung auf dem Reißbrett geplant und im städtebaulichen Raster parallel zur Friedrichstraße angelegt. Große Blockränder umschlossen dabei die landwirtschaftlich genutzten Flure im Blockinneren („vom Berliner Spittelmarkt über die Felder gen Südwesten“). Jene historische Stadtstruktur des Baufelds – äußerer Blockrand und innenliegende, bewirtschaftete Flure – bildete die Grundlage für das architektonische Konzept.
Die Lage an mehreren historischen Achsen, die Sichtbarkeit von drei Seiten, die unmittelbare Nähe von Läden und Wohnhäusern in der Markgrafenstraße und der Enckestraße, die fast 70 Meter lange Fassade zum Museumsplatz – all das verlangte nach einem architektonischen Konzept, das im Dialog mit dem Umfeld steht.

Vergabe und Konzeptverfahren
Das KuKQ-Konzept (Kunst- und Kreativ-Quartier) wurde als Basiskonzept für die weitere Planung um den ehemaligen Blumengroßmarkt vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg beschlossen. Dem ursprünglich geforderten Meistbieterverfahren stand die Realisierung des KuKQ-Konzeptes entgegen. Ziel war die Etablierung eines Kultur-, Bildungs- und Kreativwirtschaftsquartiers im Kontext der benachbarten Museums- und Bildungseinrichtungen, im Sinne einer nachhaltigen und sozialen Stadtteilentwicklung.
Anstelle der Vermarktung der Flächen nach dem Prinzip des Meistbietenden wurde ein nutzungsorientierter Vermarktungsprozess eingeleitet – Ein Konzeptverfahren mit Mindestpreis, bei dem zu 40% der gebotene Preis und zu 60% das Nutzungskonzept der Bewerber*innen entscheidend für die Vergabe war. Das von bfstudio-architekten entwickelte METROPOLENHAUS mit seinem aktiven Erdgeschoss und den Projekträumen erhielt den Zuschlag für das Grundstück Baufeld V am ehemaligen Blumengroßmarkt.

Städtebauliche Einbindung und Quartiersentwicklung
Zur Sicherung der städtebaulichen und architektonischen Qualität rund um den ehemaligen Blumengroßmarkt verpflichteten sich die Planungsteams der drei Baufelder um die Großmarkthalle herum ein „Qualifizierendes Planungsverfahren“ (QV) durchzuführen.
Von 2013 bis 2015 fanden vier Workshops im Rahmen des QV statt, in denen Qualifizierungsempfehlungen durch einen eigens dafür ausgewählten Beirat, bestehend aus Vertreter*innen von Bezirk, Berliner Senat und externen Architekt*innen, erarbeitet und festgelegt wurden. Die Workshops dienten zum gegenseitigen baufeldübergreifenden Austausch und zur Abstimmung der jeweiligen Nutzungskonzepte der drei Baufelder. Hieraus entstandene Empfehlungen des Beirats wurden in die weiteren Planungsstufen mit aufgenommen.
Um die Entwicklung des Standorts Südliche Friedrichstadt nachhaltig zu stärken, verpflichteten sich die Erwerber der Baufelder um die Blumengroßmarkthalle gemeinsam als Impulsgeber zur Entwicklung des Quartiers beizutragen. Durch Abschluss eines Standortentwicklungsvertrages wurde festgehalten, dass jedes Baufeld jeweils einen Betrag von 30.000 €, d.h. insgesamt 90.000 € für Projekte zur Zwischennutzung, Bürgerbeteiligungen und kuratierte Veranstaltungen zur Verfügung stellt.

Anwohner*innen und eine interessierte Öffentlichkeit wurden mit der "BAUHÜTTE" als Kommunikationsort über aktuelle Entwicklungen der einzelnen Baufelder aufgeklärt. Darüber hinaus gab es verschiedene Bürgerinformationsformate, Flohmärkte und ein Parkfest, um das Umfeld einzubinden.
Gesonderte Präsentationen vor den bezirksspezifischen Fachgremien erfolgten während des ganzen Planungs- und Realisierungsprozesses.

Architektonisches Konzept und Gestaltung
Durch Überlagerung des gemäß Bebauungsplan wieder herzustellenden Blockrandes mit der historischen Stadtstruktur entstanden konzeptionell sogenannte Parzellen, welche das Bauvolumen gliedern und die städtebaulichen Maßstäbe thematisieren – groß zum Platz, klein zur Straße.
Die großflächigen Projekträume, die Gastronomie und die Mehrzahl der Wohnungen werden dem Platz zugeordnet. Raumhohe Fenster ermöglichen Einblicke in die Anatomie des Baukörpers.
Maisonetten zum Wohnen und Arbeiten sowie kleinteilige Läden orientieren sich an der Markgrafenstraße. Als konsequent angewandtes Gestaltungsprinzip werden die Parzellen hier in der Fassadengliederung sichtbar und reagieren auf benachbarte Altbauten (Blockrandbebauung).
Die Parzellen reichen durch das Gebäude hindurch bis in den Garten und entwickeln sich dort zu Laubengängen und Loggien — Begegnungszonen für Bewohner*innen und Gewerbetreibende. Der Gedanke des umfeldbezogenen Erdgeschosses wird auf diese Art auch zugunsten der Eigentümergemeinschaft weitergeführt.
Innenräumlich spiegelt sich die architektonische Gestaltung in einer Vielfalt von räumlichen Typologien (Flats und Maisonetten) wider. In den Varianten der Wohn- und Gewerbeeinheiten sind die Blickbeziehungen zwischen Markgrafenstraße und Garten, zwischen Museumsplatz und Park spürbar. Thematisiert wird dies vor allem mit der Schrägstellung der Wände in den Grundrissen Gebäudes hin zum Platz und zum Park.
Das Ziel der Durchlässigkeit des Erdgeschosses und seiner programmatischen Ausrichtung ist die Überlagerung von öffentlichem und privatem Raum, um Begegnungen zu initiieren, Nachbarschaften zu gestalten und so einen Ort des Zusammentreffens der unterschiedlichen Kulturen zu schaffen.
Preis 11 / 11