Nichtoffener Wettbewerb | 06/2020
Wohnungsbau WGP im Alanbrooke Quartier in Paderborn
©Winking · Froh Architekten GmbH
Promenade
ein 2. Preis
Preisgeld: 30.000 EUR
Autoren
Landschaftsarchitektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
GT Consult Beratende Ingenieure für Gebäudetechnik
TGA-Fachplanung
Bauingenieurwesen
Erläuterungstext
Die Planung knüpft an die Vorgaben des Rahmenplanes der Stadt Paderborn für das Quartier der Alanbrooke-Kaserne für die Baufelder 12 bis 14 an. Ein Ensemble aus Punkthäusern und winkelförmigen Geschosswohnungsbauten lässt im Zusammenspiel mit dem um bis zu 2,50 m abfallenden Geländeverlauf von West nach Ost ein differenziertes Spiel der Kubaturen entstehen. Durchblicke und Wegebeziehungen stärken diesen Eindruck zusätzlich. Während Materialität und Fassaden mit ihrem ruhigen Duktus die Bebauung als Gesamtensemble zusammenführen, schaffen kraftvolle Baukörper und bewegte Freiflächen Raum für Individualität. Auf drei Baufeldern sind insgesamt 165 Wohnungen im geförderten und frei finanzierten Wohnungsbau geplant. Frei finanzierte Wohnungen und unterschiedlichste Wohnungsgrößen sind über alle Häuser verteilt, um ein nachhaltig sozial durchmischtes Quartier mit gelebten Nachbarschaften entstehen zu lassen. Teilhabe, aber auch Privatheit, sind möglich. Eine Tiefgarage mit getrennter Ein- und Ausfahrt ist an der Theodor-Heuss-Strasse geplant, darüber wird die Margit-Naarmann-Strasse weiter entlastet.
Nutzungskonzept und innere Disposition
Wohnungsmix und Flexibilität werden durch die Planung aller Häuser als Drei- oder Vierspänner erhöht. Die Treppenhäuser sind natürlich belichtet und barrierefrei erschlossen. Jedes Treppenhaus verfügt über einen Zugang zu den Quartiers-Innenflächen. Die Erdgeschosse sind als flaches Hochparterre konzipiert, um die Privatheit der Bewohner zu stärken. Eine große Dachterrasse und ein Quartierstreff bieten den Bewohnern Raum für Begegnung und Teilhabe. Großer Wert wird auf eine leichte Anpassung der Grundrisse und Wohnungsgrößen an zukünftige Entwicklungen gelegt, um auf den Lebenszyklus der Bewohner und gesellschaftliche Veränderungen flexibel reagieren zu können. Die Flexibilität in der Grundrissgestaltung wird durch einfache Maßnahmen erreicht. Das Zusammenlegen und Trennen von Wohneinheiten ist durch angelegte Durchbrüche in den Wohnungstrennwänden leicht möglich. Die Grundrisse sind dafür ausgelegt. Das statische Konzept ist so gewählt, dass Zimmertrennwände überwiegend in Trockenbau errichtet werden können, um bei der Grundrissdisposition innerhalb einer Wohnung flexibel reagieren zu können. Im Erdgeschoss der winkelförmigen Häuser entstehen neben den Hauseingängen Räume, die wahlweise als Gästeappartement, als Mietbüro oder kleiner Laden/ Pflegedienst genutzt werden können. Es ist aber auch möglich, diese den jeweils benachbarten Wohnungen als Flexräume anzugliedern. Kinderzimmer können über eine Schiebetür verbunden werden.
Erdgeschosswohnungen erhalten als privaten Aussenraum mit Hecken eingefasste Gärten, in Teilen eine Loggia. Die Wohnungen in den Obergeschossen bilden mit Loggien einen geschützten und privaten Aussenraum. Auf sämtlichen Gebäuden sind halböffentliche Dachgärten geplant, die über integrierte Treppen aus den Treppenhäusern erschlossen werden. Hier sind Gemeinschaftsbereiche als Dachterrassen und Urban-Gardening-Flächen vorgesehen. Photovoltaik unterstützt die Energieversorgung.
Neben privaten Stellplätzen ist ein Teil der Tiefgarage für Car-Sharing und E-Bike-Sharing (mit möglicher Zentrale im Erdgeschoss von Haus 7) vorgesehen. Ladestationen für Elektro-PKW sollen für einige Stellplätze vorgesehen und für eine Erweiterung vorgerüstet werden.
Fassaden – Material - Konstruktion
Die Fassaden aus sandfarbenem Verblendstein sind klar strukturiert. Der Wechsel von Wandscheiben und Öffnungen in Verbindung mit den an den Gebäudeecken platzierten Loggien bestimmen die Erscheinung der unterschiedlichen Gebäudekörper. Leichte Vor- und Rücksprünge des Verblendsteins bewirken innerhalb der Primärstruktur eine Differenzierung. Die helle warme Farbigkeit der Verblendsteine zieht sich als Thema durch alle Ebenen der Gestaltung, sandfarbene Fassaden, Außenanlagen und Treppenhäuser schaffen eine wohnliche Atmosphäre. Die Häuser werden in Mischbauweise aus Stahlbeton und KS-Mauerwerk mit Verblendschale errichtet. Die Lastabtragung der Geschossdecken erfolgt über Außenwände, Wohnungstrennwände und Treppenhauskerne ohne verspringende Wände und Stützen. Die Innenwände können, zur Flexibilität bei der Grundrissdisposition, weitestgehend in Trockenbauweise errichtet werden. Bodentiefe Fenster werden als Holzfenster mit Aluminium-Deckschale und Sonnenschutz als Markisoletten ausgeführt. Loggien bieten geschützte Außenbereiche. Die Geländer mit DuplexBeschichtung bilden durch die Drehung des Flachstahls um 90° einen Übergang von geschlossen zu offen. Die Dächer werden als Warmdach mit Schaumglasdämmung, extensiver/ intensiver Begrünung und Dachterrassen ausgeführt.
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Freiraum besticht durch eine klare Zonierung in die großzügige Promenade im Norden und den intimeren Quartiershöfen im Süden. Fast durchgehend sind den Gebäuden private, heckengefasste Gärten vorgelagert, die die Privatheit der Erdgeschoss-Wohnungen garantieren. Die Fahrräder sind plausibel im Freiraum untergebracht.
Die Erschließung der Gebäude durch Treppenhäuser unmittelbar an der Außenfassade bzw. über durchgesteckte Treppenhäuser entspricht den Vorstellungen des Auslobers und den Wohnraumförderungsbestimmungen.
Die einzelnen Wohnungszuschnitte sind gut gelöst und der geforderter Wohnungsmix ist nahezu eingehalten, es fehlt jedoch an kleineren Wohnformen. Positiv fällt die große Flexibilität der Grundrisse auf, die dem Auslober bei der weiteren Entwicklung ausreichend Spielräume bietet. Die freifinanzierten und öffentlich geförderten Wohnungen sind über die verschiedenen Baufelder verteilt und durchmischt.
Die lichte Raumhöhe von 2,63 liegt über dem Durchschnitt. Die häufig über Eck angeordneten privaten Freibereiche in Form von Loggien versprechen qualitätsvolle Aufenthaltsmöglichkeiten.
Die Tiefgarage nur unter den Baufelder 13 und 14 zu verorten stellt eine praktikable Lösung dar. Die Erreichbarkeit der Tiefgarage für die Bewohnenden des Baufeldes 12 über einen außenliegenden Aufzug wird vom Preisgericht kontrovers diskutiert. Zum einen kann dies zusätzlich zu einer Belebung des Freiraums führen zum anderen haben die Mieterinnen und Mieter teilweise lange Wege zu den Wohnungen.
Die hochwertigen Fassadenmaterialien gepaart mit der massiven Konstruktion lassen geringe Folgekosten in der Unterhaltung erwarten. Die Wirtschaftlichkeit des Entwurfes zeigt sich auch in guten Kennwerten und Verhältniszahlen.
Das Wärmeversorgungskonzept kann noch weiter ausgebaut werden. Die Nachheizung bei der Warmwasserbereitung durch Direktstrom führt jedoch zu hohen Betriebskosten und schlechten Gesamtjahresarbeitszahlen der Wärmeerzeugung. Der Fassadenaufbau ist konventionell und legt noch nicht dar, wie Erstellungsenergien reduziert werden kann. Eine Photovoltaik-Anlage ist vorgesehen.
©A. Calitz Visual
Visualisierung Promenade
©Winking · Froh Architekten GmbH
Dr.-Margit-Naarmann-Strasse – Ecke Erzbergerstrasse
©A. Calitz Visual
Visualisierung Ansicht Straße
©Winking · Froh Architekten GmbH
Abgabeplan 01
©Thomas Schmidt iconworx
Modellbild
©Winking · Froh Architekten GmbH
Abgabeplan 02
©WES LandschaftsArchitektur
Lageplan 1:500
©Winking · Froh Architekten GmbH
Abgabeplan 03
©WES LandschaftsArchitektur
Lageplan 1:200
©Winking · Froh Architekten GmbH
Abgabeplan 04
©Winking · Froh Architekten GmbH
Abgabeplan 05
©Winking · Froh Architekten GmbH
Abgabeplan 06
©Winking · Froh Architekten GmbH
Abgabeplan 07
©Winking · Froh Architekten GmbH
Beispiel für Flexwohnen. Zusammenlegen von 2- und 3-Zimmerwohnung zu einer 5-Zimmerwohnung