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Projektwettbewerb | 03/2020

Ersatzneubau Lerchenhalde: Wohnungen für Familien und Studierende in Zürich (CH)

5. Rang / ein 4. Preis

Preisgeld: 25.000 CHF

Bünzli & Courvoisier

Architektur

Pauli I Stricker Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

BGS & Partner Architekten AG

Architektur

Makiol Wiederkehr AG

Bauingenieurwesen

Wirkungsgrad Ingenieure AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Ausgangslage des Entwurfs ist eine sorgfältige städtebauliche Analyse, aus der für den Entwurf zwei Schwerpunkte herausgeschält wurden. Einerseits die Stärkung der leicht erhöhten Hangkante, welche den Abschluss der westlichen Überbauung Lerchenberg aus den 1970er Jahren bildet und andererseits die Fassung des östlich gelegen Landschaftsraums Neuguet, der im ISOS als schützenswertes Ortsbild und Landschaftsraum sehr hoch gewichtet ist. Als zusätzliches Spannungsfeld zu diesen sehr unterschiedlichen städtebaulichen und landschaftlichen Vorgaben orten die Verfassenden die Anforderungen der hohen Ausnützung, der Wohnbauförderung und der Zielsetzung der 2000-Watt Gesellschaft als grosse Herausforderung.

Die Verfassenden reagieren mit einer zusammenhängenden, mehrfach geknickten Grossform, welche sowohl gegenüber der Siedlung Lerchenberg als auch zum Landschaftsraum einen markanten Abschluss bildet. Der räumliche Bezug zur neuen Schulanlage Schauenberg ist stimmig. Ebenso der städtebauliche Auftakt von der Glaubten Strasse ins Siedlungsgebiet Lerchenberg. Der architektonische Ausdruck, die Materialisierung sowie die Sockelausbildung sind der Grossform angemessen.

Die vorgeschlagene Vorzone entlang der Lerchenhalde weist eine grosse Selbstverständlichkeit auf. Die darunter liegende Tiefgarage ist so positioniert, dass die Möglichkeit besteht, einen massgeblichen Teil des prägenden Baumbestand in diesem Bereich zu erhalten. Die Garagenzufahrt ist am Siedlungszugang geschickt positioniert.

Die Anschlussbereiche an die Lerchenhalde sind klug gesetzt und mit quartieröffentlichen Funktionen (Café, Quartierverbindung) versehen. Der Erschliessungsweg ist subtil gegliedert, mit hohen Aufenthaltsqualitäten und einer schlüssigen Anbindung der Hauszugangsbereiche. Es entsteht, zusammen mit den Bestandsbauten auf der Westseite, ein schlüssiger Siedlungsraum. Der kraftvolle Landschaftsraum auf der Westseite wird bis an den Baukörper geführt. Mit präzisen Interventionen wird der Übergang vom Gebäude zum Freiraum gestaltet.

Aus städtebaulicher, aber auch aus stadtklimatischer Sicht wird als falsch beurteilt, dass die allseitig durchlässige Siedlungsstruktur, welche für die Siedlung Lerchenberg charakteristisch ist, mit der vorgeschlagenen Grossform unterbrochen wird. Der Freiraumfluss in Richtung West-Ost, der sich vom Wald durch den Siedelungskörper bis zum östlichen Landschaftsraum zieht, wird unterbrochen. Die Quartierverbindung in der Gebäudemitte vermag das nicht zu mildern. Die in beiden Genossenschaften durchgesteckten Wohnungen nutzen die Situation optimal. Die Essbereiche sind gegen den öffentlichen Strassenraum im Westen und die Wohnräume gegen die östlich Aussichtslage orientiert. Die Wohnungsgrundrisse weisen ein interessantes Raumgefüge, schön proportionierte und gut möblierbare Zimmer sowie effizient angeordnete Sanitärbereiche auf.

Die Anordnung der Studentenwohnungen der Baugenossenschaft Turicum überzeugt in keiner Weise. Das studentische Wohnen soll Teil der Nutzungsdurchmischung der Siedlung sein, zumal sich langfristig die Bedürfnisse wandeln können und dadurch dieser Wohncluster andere Bedürfnisse befriedigen soll. Der Zugang und die Adresse am abgelegenen Fussweg «Im Hagenbrünneli», weit abgehängt von der kommunikativen Vorzone ist unverständlich. Dieser Gebäudeteil hat dadurch keinen funktionalen Bezug zur Grossform und wirkt auch architektonisch seltsam abgehängt. Die quartieröffentlichen Bereiche der Baugenossenschaft Hagebnbrünneli, mit dem Café, der Infrastruktur für die Tennisplätze und der Erschliessung der Wohnbereiche sind schlüssig gelöst und gut positioniert. Ebenso ist der Wohncluster für das Wohnen im Alter gut organisiert und lässt eine stimmige Wohnatmosphäre erwarten.

Das Projekt hat durchschnittliche Voraussetzungen die Ziele der ökologischen Nachhaltigkeit zu erreichen. Insbesondere unter Terrain ist es aber flächenintensiv. Die Erschliessung ist mit insgesamt zehn Treppenhäusern nicht effizient gelöst, sie erlaubt aber gut belichtete durchgestreckte Wohnungen. Mit seiner durchschnittlichen Kompaktheit, dem durchgehenden Tragkonzept und der ressourcenschonenden Materialisierung kann es im Bereich Erstellung trotzdem punkten.

Insgesamt zeigt der Vorschlag eine konsequente städtebauliche Haltung. Die Hangkante entlang der Lerchenhalde wird gestärkt. Es entsteht ein klaren Abschluss des Siedlungskörpers und ein markanter Übergang zum östlichen Freiraum. Der mehrfach geknickte Baukörper schafft einen fein strukturierten Siedlungsraum, welcher die bestehende Bebauung gut integriert. Die Wohnungen beider Genossenschaften sind schlüssig umgesetzt. Als falsch wird der Unterbruch des west-östlich verlaufenden Freiraums beurteilt. Die Isolierung der Studentenwohnungen widerspricht der Vorstellung des gemeinschaftlichen, generationenübergreifenden Wohnens.