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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2021

Ersatzneubau SAW Alterssiedlung "Espenhof West" in Zürich (CH)

2. Preis

Preisgeld: 17.000 CHF

Kummer / Schiess

Architektur

Thomas Boyle + Partner AG

Bauingenieurwesen

Raumanzug GmbH

TGA-Fachplanung

MTP Meili Tanner Partner AG

TGA-Fachplanung

Brandschutz Gerber GmbH

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche, architektonische, ökologische, wirtschaftliche und baurechtliche
Faktoren veranlassen die Projektverfasser nicht einen Ersatzbau, sondern
die Sanierung und Erweiterung des bestehenden Wohngebäudes vorzuschlagen.
Die neuen Alterswohnungen werden so subtil in die vorhandene prägende
Quartierstruktur der Zeilenbauten eingefügt. Durch das Zurücksetzen des
Anbaus gegenüber dem Hauptbau bleibt die quartiertypische Repetition der
schmalen stehenden Stirnfassaden erhalten. Der bestehende Hof und der naturnahe
Aussenraum zum Espenhof Süd werden dabei als Elemente der alternierenden
Erschliessungs- und Grünräume zwischen den Zeilen gelesen. Neben
den Siedlungsteilen Espenhof Nord und Süd zeigt sich der Espenhof West als
integraler Teil des SAW-Ensembles.
Der strassenseitige Zugang mit grosszügigem Luftraum wird durch einen zweiten
gleichwertigen Zugang über den Hof ergänzt. Konsequent zwischen den beiden
Eingängen sind die gemeinschaftlichen Nutzungen wie Lobby und Aussensitzplatz
angeordnet. Auf sehr selbstverständliche Art kann hier niederschwellig
nachbarschaftliche Kommunikation entstehen. Der heutige Garagenhof wird
zum attraktiven Erschliessungs - und Begegnungsraum, auch bei unverändertem
Nachbargebäude.
Sanierung und Erweiterung folgen einem intelligenten Konzept: die klare Primärstruktur
des Altbaus wird mit geringstmöglichen Installationen für die Wohnzimmer
und einer Pufferzone zum neuen vergrösserten Laubengang als kollektivem
Begegnungsraum genutzt. Küchen und Bäder liegen optimiert an Schächten
im Neubau mit angrenzenden Schlafraum und schmalen individuellen Aussenraum.
Über die Loggia, die Lichthöfe und die Balkonschicht hinweg entstehen
attraktive Raumfolgen und Sichtbeziehungen. Über die Hälfte der Wohnungen
sind jedoch konzeptbedingt introvertiert.
Altbau und Anbauten werden collageartig gefügt und bilden in Grundrissen und
Fassaden ein attraktives neues Ganzes. Es bestehen allerdings Zweifel ob auf
Grund der niedrigen Altbauhöhen die erforderliche Raumhöhe erreicht werden
kann.
Konstruktion, Gebäudetechnik und Materialisierung antworten präzise und konzeptionell
auf die postulierten Ziele für Kosten, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit.
Erhalt und Weiterentwicklung des Bestandes ist als bewusster und
sorgsamer Umgang mit Ressourcen beispielhaft.
Da das 4. Obergeschoss des Bestandsbaus baurechtlich nicht wie vorgeschlagen
als Dachgeschoss interpretiert werden kann, überschreitet das Projekt die
zulässige Ausnützung
Der prägnante Städtebau, das intelligente und nachhaltige Gebäudekonzept,
die spannenden Wohnungen mit weiten Blickbezügen trotz knappen Quadratmeterzahlen
und die architektonisch gestalterischen Qualitäten bestechen. Es
bestehen jedoch Zweifel, ob die introvertierten Wohnungen für die Bewohnerschaft
der SAW, das heisst für zunehmend mobilitätseingeschränkte Mieterinnen
mit sich verkleinerndem Aktionsradius, den geforderten hohen Wohnwert
mit guter Belichtung und Besonnung bieten. Insbesondere die ausschliessliche
Belichtung des grossen Hauptwohnraums über den gemeinschaftlichen
Erschliessungsraum des Laubengangs wird kritisch hinterfragt «You Only Live
Twice» überzeugt bei aller Qualität bei diesen spezifischen Anforderungen des
Programms nicht vollständig.